Bauen

Ein besonderer Hingucker ist die dem Bestand vorgestellte Fassadenkonstruktion in Brettschichtholz Lärche. (Foto: Hotel Pfösl/Florian Andergassen)

11.05.2022

Fassadenkonstruktion als Hingucker

In Südtirol wurde ein Hotel mit viel Holz erweitert und saniert

Ein starkes Stück Neuanfang nebst technischen und energetischen Verbesserungen und völlig neuer Struktur für die Fassade. Damit wurde in der Kulisse der Südtiroler Dolomiten – nur 25 Kilometer von Bozen entfernt – das ungewöhnliche Gebäude-Ensemble des Hotels Pfösl in Deutschnofen nach der Sanierung zum Hingucker.

Bei dem umfangreichen Bauvorhaben zur Sanierung und Erweiterung wurde das bestehende Gebäude-Ensemble komplett umgestaltet. Die zusätzliche Modernisierung des gesamten Spa-Bereichs krönt jetzt ein neues Schwimmbad mit 25 Meter Sole Infinity Pool. Ebenfalls neu sind drei ungewöhnliche Chalets am Waldrand – aus heimischen Hölzern gebaut. Besonderer Blickfang ist aber ohne Zweifel die neue Holzfassade – die das gesamte Gebäude zu einem modernen Hingucker macht.

Die Naturverbundenheit der Gastgeber zeigt sich im über 2000 Quadratmeter großen Spa und den vielen Indoor- und Outdoor-Entspannungsmöglichkeiten, ein Highlight ist der, bereits kurz erwähnte, 25 Meter lange Infinity-Sole-Pool.

Die Planung der Architekten bergmeisterwolf zielte darauf, die Revitalisierung des Hotels behutsam und radikal zugleich zu gestalten. Behutsam im Klären und Herausarbeiten von Elementen – insbesondere das vorher kaum wahrnehmbare Haupthaus wurde wieder wahrnehmbar. Radikal in der Beseitigung von störenden und überflüssigen Komponenten. Fokussiert wurde zudem auf die Vereinfachung der Volumetrie des Hotels. Durch das Einsetzen horizontaler Elemente bekam das Gebäude eine neue sowohl spannende als auch harmonisierende Optik.

Der zentrale Freiraum zwischen Hotel und dem ebenfalls revitalisierten Stallgebäude wurde bewusst sensibel in das Konzept einbezogen. So gestaltet wurde das Miteinander der Objekte nun erst richtig wahrnehmbar und erhielt seine Freiheit zurück. Für früher hier parkende Autos hat man im östlichen Bereich des Hotels einen Parkplatz geschaffen.

Inzwischen würdigte der Landesbeirat für Baukultur und Landschaft die Ergebnisse des Umbaus und die Erweiterung gleichermaßen – in Bezug auf das Projekt selbst als auch im Hinblick auf das gesamte Vorgehen im Baufortschritt.

Die heutigen Gastgeberinnen, die Schwestern Brigitte und Eva Zelger, übernahmen schon 2007 das 1950 errichtete Stammhaus von ihren Eltern und verwandelten es Stück für Stück in einen Kraftplatz, umgeben von 35 Hektar Wiesen und Wälder. Den Architekturwettbewerb konnten die Architekten bergmeisterwolf aus Brixen mit dieser außergewöhnlichen Planung für sich entscheiden.

Die Architekten Michaela Wolf und Gerd Bergmeister punkteten vor allem mit klaren strukturierten und doch ungewöhnlichen Ideen zu Räumen, Materialien und Farben. Nach der eher langen Planungsphase von etwas mehr als zwei Jahren, legte man mit einer Bauzeit von nur 88 Tagen schließlich einen kleinen Rekord hin. Nach den umfangreichen Umbauarbeiten und einem neu verbauten Volumen von 11.000 Kubikmetern umfasst das Pfösl jetzt 24 000 Kubikmeter insgesamt. Belohnt wurden die Gastgeber nach dieser intensiven Bauzeit mit einer völlig neuen Optik des Hauses und inzwischen mit einer Vielzahl besonderer Auszeichnungen.

Es wurde abgetragen, erneuert, gestützt und verstärkt. Entstanden ist ein unvergleichlicher Rückzugsort mit heute 62 Zimmern und Suiten, die mit einer Größe zwischen 40 und 90 Quadratmetern sehr weitläufig und großzügig daherkommen.

Heute besteht das Gebäude-Ensemble aus dem Bestands-Hotel, dem denkmalgeschützten Stadel und mehreren Neubauten, die sich wie selbstverständlich an die bestehende Bausubstanz anfügen. Innen und außen erhielt das Haupthaus mit den neuen Dimensionen eine unverwechselbare Optik.

Die Planer erfüllten den Wunsch der Bauherr*innen, das Hauptgebäude als Ursprung stärker zur Geltung kommen zu lassen. Dies gelang durch grundlegende Strukturveränderungen und nicht zuletzt durch die neue architektonische Form des Hauses. Das Hotel und das denkmalgeschützte Stallgebäude, das ebenfalls saniert wurde, bekommen durch die Neuausrichtung erst einen richtigen Bezug zueinander. Die besonderen Vorzüge des Altbestands haben die Planer dabei sorgfältig herausgearbeitet. Herzstück als Grundlage für die Sanierung ist der alte denkmalgeschützte Bauernstadel. Er steht als Spiegel für die neue Fassade dem Baubestand direkt gegenüber.

Ergänzend zu den bevorzugten Hölzern Zirbe, Lärche und Fichte kamen Beton, Glas und natürliche Putze als Baumaterialien zum Einsatz. Mit Vorliebe haben die Bauherrinnen in den Farben schwarz und weiß gestaltet.

Im Haupthaus sind der Eingangsbereich mit Rezeption, Hotelbar, Panoramarestaurant und die Kamin-Lounge in einfachen linearen Strukturen gestaltet. Alle Zimmer im Haupthaus wurden neu mit Holzfußböden und Zirbenholz an den Wänden ausgestattet. Von Anfang an sehr beliebt bei den Gästen sind die drei neu gebauten Chalets am Waldrand. Die kompakten Häuser aus dem dunklem Holz der Fichte und Zirbe stehen auf Betonstützen, sie ordnen sich optisch in die Landschaftsstruktur ein und sind so fast nicht mehr sichtbar.

Ein besonderer Hingucker ist die dem Bestand vorgestellte Fassadenkonstruktion in Brettschichtholz Lärche. Realisiert wurde diese ungewöhnliche Fassade von den Holzbau-Experten der Firma LignoAlp, die sich auf die Ausführung anspruchsvoller Gebäude in Holzbauweise sowie Dach- und Fassadenkonstruktionen aus dem Naturmaterial spezialisiert haben. Die Fassadenkonstruktion bindet das Naturhotel neben dem Waldrand noch mehr in seine natürliche Umgebung aus heimischen Hölzern ein und verleiht dem gesamten Komplex eine besonders ungewöhnliche architektonische Form.

LignoAlp hat im Rahmen der Hotelerweiterung die Planung, den Abbund und die Montage der Fassadenkonstruktion und vertikalen Fassadenschalung in gebürsteter Lärche realisiert. Alle konstruktiven Teile der Fassade wurden mit besonderen Bearbeitungen versehen um die Dauerhaftigkeit der Strukturen zu gewährleisten.

Die Fassadenkonstruktion besteht gitterförmig aus verstärkenden schrägen Streben und horizontalen Riegeln in Brettschichtholz Lärche. Die eingesetzten Streben sind zum Teil durchlaufend, zum Teil unterbrochen. Die horizontalen Profile wurden auf den Deckenebenen und auf der Höhe der Balkonhandläufe positioniert. (Eva Mittner)

 

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