Bauen

Der dreigeschossige Neubau besteht aus drei Kuben, die im Grundriss zueinander versetzt angeordnet sind. (Foto: Balda Architekten GmbH)

21.07.2021

Fein nuancierte Klinkerfassade

Der Neubau der Staatlichen Berufsschule Fürstenfeldbruck ist fertiggestellt

Der Neubau der Staatlichen Berufsschule Fürstenfeldbruck wurde bereits mit Beginn des Schuljahrs 2020/2021 in Betrieb genommen. Pandemiebedingt verzögert wurde das Gebäude am 16. Juli 2021 nun offiziell eingeweiht. Im gleichen Zug wurde das 150-jährige Jubiläum der Schule gefeiert.

Die Berufsschule Fürstenfeldbruck ist aufgrund ihrer vielseitigen Ausbildungsberufe und den damit verbundenen Anforderungen ein ganz besonderes Bauprojekt. Unter Regie von Architekt Franz Balda wurden auf einer Gesamtfläche von 7084 Quadratmetern integrierte Fachunterrichtsräume geschaffen. Die modernen Räumlichkeiten machen einen kurzfristigen Wechsel von Theorie und Praxis möglich. Dieser innovative Meilenstein war für den Schulalltag und Bildungsstandort Fürstenfeldbruck immens wichtig: Der Standort verfügt jetzt über Fachräume und Werkstätten, die auf dem neuesten Stand der Technik sind – eine rundum zukunftsorientierte Berufsschule.

1870 als Sonn- und Feiertagsschule gegründet, ist die Berufsschule heute kompetenter Partner der Betriebe in der dualen Ausbildung. Aus kleinsten Anfängen entstand eine Institution mit motivierten Pädagogen, die rund 2400 Schülerinnen und Schülern die für den jeweiligen Beruf erforderlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten vermitteln.

Flächendefizite
mussten behoben werden

Aktuell werden folgende Ausbildungsberufe unterrichtet: Berufsvorbereitung/-integration, Elektrotechnik, Gesundheit, IT-Berufe, Körperpflege, Metall/Kfz und Wirtschaft. Neben fachlichen, methodischen und sozialen Kompetenzen ist es der Schulleiterin Andrea Reuß ein besonderes Anliegen, den Schülerinnen und Schülern auch wichtige Lebenskompetenzen mitzugeben. So finden regelmäßig Projekte in den Bereichen Umweltschutz, Toleranz und Gesundheit statt.

Mit den Jahren gewann die Zusammenfassung von Ausbildungsberufen und zunehmenden Unterspezialisierungen immer mehr an Bedeutung, und an den Berufsschulen wurden sogenannte Kompetenzzentren gebildet. Während früher überwiegend handwerkliche Berufe ausgebildet wurden, liegt der Schwerpunkt heute auf einer kaufmännischen Ausrichtung. Diese Wandlung spiegelt auch die Veränderungen bei den gewählten Ausbildungsberufen und den aktuellen Fachkräftemangel wider.

Aufgrund derartiger Veränderungen der Ausbildungsstruktur und -inhalte entsprachen die Räumlichkeiten der Berufsschule nicht mehr den heutigen Anforderungen. Der Neubau war also nötig geworden, um die vorhandenen Flächendefizite und die baulichen und organisatorischen Mängel der bestehenden Schule zu beheben und damit einen zeitgemäßen, lernfeldorientierten Unterricht zu ermöglichen.

Dem Grundsatzbeschluss zum Abriss und Neubau der Berufsschule im Oktober 2013 ist ein langer und intensiver Abstimmungsprozess vorangegangen. Zunächst war der Neubau lediglich für die Berufsschule geplant, im Februar 2014 erfolgte dann der Beschluss zur Integration des FOS-Praktikums in den Neubau – diese musste sich bis dato die Räumlichkeiten mit der Berufsschule teilen. Nach Erstellen eines Provisoriums und nach dem ersten Umzug wurde bis Sommer 2016 der Altbau in Teilen abgerissen. Sämtliche Arbeiten wurden bei laufendem Schulbetrieb durchgeführt. Dies war für alle Beteiligten wie Nutzer, Nachbarn, Firmen und Planer eine große Herausforderung.

Um den laufenden Schulbetrieb während der Bauphase zu gewährleisten, wurde das Gebäude so konzipiert, dass eine Realisierung in zwei Bauabschnitten erfolgen konnte. Der Spatenstich zum ersten Bauabschnitt erfolgte am 15. November 2016 und konnte planmäßig im Herbst 2018 in Betrieb gehen. Im Februar 2019 erfolgte dann der Spatenstich für den zweiten Bauabschnitt.

Sichtbarkeit
der Materialität

Der dreigeschossige Neubau besteht aus drei Kuben, die im Grundriss zueinander versetzt angeordnet sind. Über die zentral gelegene Aula gelangt man erdgeschossig in den Fachbereich Metalltechnik, in dem neben den integrierten Fachunterrichtsräumen drei Werkstätten untergebracht sind. Im Geschoss darüber gruppieren sich die Unterrichtsräume und Labore für den Fachbereich Informationstechnik.

Im mittleren Kubus finden sich im Geschoss über Aula und Eingangsbereich die Verwaltung und darüber der Bereich Wirtschaft. Im dritten Kubus liegt erdgeschossig der Fachbereich Kraftfahrzeugtechnik mit zwei großen Werkstätten mit Hebebühnen und Werkbänken. Das gesamte 1. Obergeschoss beherbergt den Fachbereich Gesundheit und Körperpflege. Zusätzlich wurden hier Räumlichkeiten der nahegelegenen FOS für den fachpraktischen Unterricht untergebracht.

Nach außen hin präsentiert sich die neue Berufsschule offen und transparent. Hauptaugenmerk für die Architektur ist die Sichtbarkeit der Materialität. Prägend für das Erscheinungsbild ist die fein nuancierte Klinkerfassade in hellen Beigetönen über dem gläsernen Sockel. Bei den im Handstrichverfahren hergestellten Vollsteinen ist wegen der ungleichmäßigen Oberflächen mit produktionsbedingten Rillen und unregelmäßigen Kanten jeder Stein ein Unikat. Die in ihrer Farbgebung von Hellbeige bis Rotbraun changierenden Klinker wurden im „wilden Verband“ verbaut und fügen sich im Zusammenspiel mit den hellen Fugen in eine optisch homogene Einheit. Holz-Aluminium-Fensterbänder mit bronzefarbenen Paneelen gliedern die Fassade und setzen Akzente.

Im Inneren des Gebäudes sorgt eine maßvolle Inszenierung von Materialität und Farbigkeit für eine ruhige und angenehme Atmosphäre. Hauptakteure dabei sind Beton, Holz und Glas. Während die öffentlichen Bereiche des Erdgeschosses mit einer strapazierfähigen, mineralischen Bodenbeschichtung versehen sind, kommt in den Obergeschossen Eichenparkett zum Einsatz. Die Flure mit ihren Sichtbetonoberflächen und den Wänden aus Betonsteinmauerwerk sind robust und wirken unaufgeregt und zurückhaltend. Die raumhoch verglaste Fassade wirkt wie ein großes Schaufenster, mit dem sich die Schule mit ihren verschiedenen Werkstätten nach außen hin präsentiert. So entsteht eine Verzahnung von Außen- und Innenbereich.

Die in jedem Kubus zentral liegenden, eingeschnittenen Innenhöfe ermöglichen immer wieder spannende, räumliche Sichtbezüge und lassen mit viel natürlichem Licht die öffentlichen Bereiche freundlich und lebendig erscheinen. Sie erleichtern zudem die Orientierung im Gebäude, während Pflanzbeete und Sitzgruppen die Möglichkeit für eine kurze Verschnaufpause oder auch eine Lerneinheit im Freien schaffen. Abgerundet wird das Erscheinungsbild mit großzügig angelegten, begrünten Außenanlagen. (BSZ)

 

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