Bauen

Das Mehrzweckgebäude mit filigranen Brettschichtholzstützen. (Foto: Staatliches Bauamt Würzburg, Thomas Güra)

19.07.2021

Filigrane Holzarchitektur

Zwei neue Gebäude für die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau bei Thüngersheim

Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) ist seit Ende 2020 um zwei Betriebsgebäude, ein Mehrzweck- und ein Werkstattgebäude in Holzbauweise am Standort Stutel/Thüngersheim reicher. Es ist einer von drei Standorten der LWG in und um Würzburg. In offener Flur wurde nach zwei Jahren Bauzeit der neue Vorzeigebetrieb mit 972 Quadratmetern Nutzungsfläche fertiggestellt. Der Freistaat Bayern investierte hierfür rund 6,1 Millionben Euro.

Das Staatliche Bauamt Würzburg beauftragte das Architekturbüro Schlicht Lamprecht Architekten aus Schweinfurt für die Planung und Bauleitung. Die beiden Baukörper bilden Anfang und Ende eines „städtebaulichen Bandes“ mit Entwicklungspotenzial zur Nachverdichtung. In ihrer eingeschossigen Ausführung in Holzbauweise mit flachgeneigtem Satteldach fügen sich die Neubauten gut in Geländetopografie und den Charakter der vorhandenen landwirtschaftlichen Betriebsgebäude auf dem Areal ein.

Das Mehrzweckgebäude gibt Besuchergruppen Einblicke in die Prozessabläufe der Obsternte. Für das Gebäude mit etwa 600 Quadratmetern Nutzungsfläche musste zunächst das Betriebsgebäude aus den 1970er-Jahren abgebrochen werden. Sanierung und Erweiterung des Altbaus wären zu unwirtschaftlich gewesen, um aktuellen Anforderungen der Forschung im Obstbau gerecht zu werden.

Optimale Betriebsabläufe

Der Neubau schafft nun die richtige Basis für optimale Betriebsabläufe und beinhaltet Funktionen wie Produktaufbereitung, Lagern, Kühlen, Büroräume, Sozialraum und Sanitärräume für Personal und Besucher. Die daraus resultierenden unterschiedlichen lichten Höhenanforderungen werden unter Berücksichtigung der Geländetopografie durch Staffelung der Bereiche unter einem gemeinsamen flach geneigten Satteldach optimal umgesetzt. Die entstehende Höhendifferenz zwischen Büro- und Produktionshallentrakt wird im gemeinsamen Verbindungsflur durch eine einläufige Treppe ausgeglichen.

Die Halle ist mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen zum Abliefern der Ernte durchfahrbar. Die befestigte und überdachte „Vorzone“ zum Gebäude markiert den Zugang zum Gebäude und den Besuchertoiletten, dient aber auch als Aufenthalts- und Sammelstützpunkt für Besuchergruppen. Der umlaufende Dachüberstand schafft natürlichen Witterungsschutz für die Holzkonstruktion.

Das Gebäude ist mit Brettschichtholzstützen beziehungsweise -bindern und Ausfachung aus gedämmten Ständerwänden mit außenseitiger, stehender Holzlattenverkleidung errichtet. Die Bodenplatten und die Bauteile mit höheren Brandschutzanforderungen wurden in Stahlbeton ausgeführt. Das elf Grad geneigte Satteldach mit Metalleindeckung wird in Firstnähe von mehreren Oberlichtern unterbrochen, welche den internen Flurbereich mit ausreichendem Tageslicht versorgen.

Das neue ebenerdige Werkstatt- und Lagergebäude mit rund 372 Quadratmetern Nutzungsfläche dient als Abstellhalle für landwirtschaftliche Fahrzeuge und Geräte mit angrenzender Werkstatt, einem Lager, Hausanschlussräumen und Pelletheizung für beide Gebäude. Ein befestigter Waschplatz für Fahrzeuge des Versuchsbetriebs und eine Befüllstation für Pflanzenschutzmittel sind vorgelagert und durch das optisch auskragende flachgeneigte Satteldach geschützt. Oberlichter in der Dachfläche sorgen in den Tiefen des Baukörpers für die Tageslichtversorgung.

Die Wärmeversorgung für die gesamte Liegenschaft erfolgt über eine Pelletheizung mit 50 kW Leistung, welche inklusive der Lagerung der Pellets im Werkstattgebäude untergebracht ist. Das Mehrzweckgebäude wird über eine erdverlegte Nahwärmeleitung mit Wärme versorgt. Als Heizflächen kommen im Hallenbereich der Produktaufbereitung Deckenstrahlplatten und in den übrigen Räumen Radiatoren zum Einsatz. Durch die Pelletkesselanlage und durch Ausführung der Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnungsanlage können rund 29 Tonnen CO2 pro Jahr gegenüber herkömmlichen Anlagen eingespart werden. Auf dem Dach des Mehrzweckgebäudes ist eine linienförmige Photovoltaikanlage mit 9,8 kWp Leistung installiert. Auf dem Personalparkplatz wird ein Ladepunkt für Elektrofahrzeuge erstellt.

Angelagert an die Produktaufbereitung gibt es drei Kühleinheiten für die Lagerung von Obst, zwei davon als sogenannte CA-Räume (Controlled Atmosphere). Hier können in 18 hermetisch abgedichteten Klimaboxen Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Sauerstoff- und Kohlendioxidgehalt auf einem gewünschten Niveau gehalten und überwacht werden. Die Langzeitlagerfähigkeit für die verschiedenen Obstsorten können darin untersucht und die Reifung der Früchte verzögert werden.

Mit den beiden Neubauten und ihrer innovativen Technik ist die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau bestens gerüstet weitere wichtige Beiträge für die Forschung und Entwicklung im Bereich der Baumschulen und des Obstbaus zu leisten. Gerade in Zeiten des Klimawandels werden diese Forschungsergebnisse für die zukünftige Ausrichtung der Kultivierung im Obstbau von wichtiger Bedeutung sein. (Bettina Schmincke)

 

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