Bauen

Kammerpräsident Heinrich Schroeter. (Foto: Birgit Gleixner)

14.02.2014

Garanten des Fortschritts

22. Bayerischer Ingenieuretag: "Krisen - Chancen - Ingenieure"

Unter dem Motto „Krisen – Chancen – Ingenieure“ stand der diesjährige, 22. Bayerische Ingenieuretag. Mit Claudia Kemfert und Ortwin Renn konnte die Bayerische Ingenieurekammer-Bau wieder hochkarätige Referenten gewinnen. Rund 800 Gäste aus dem In- und Ausland waren nach München gekommen, um zu erfahren, was Krisen, Chancen und Ingenieure mit einander zu tun haben. Damit bestätigte der Ingenieuretag wieder seinen Ruf als bedeutender Branchentreff des bayerischen Bauwesens.
Gleich zu Beginn seiner Begrüßung ging Kammerpräsident Heinrich Schroeter auf die neue HOAI ein. Trotz der Freude der Ingenieure über die dringend notwendige Anhebung der Tafelwerte als Grundlage für die Honorarberechnung wies Schroeter nochmals darauf hin, dass im Zuge der baufachlichen Überarbeitung gleichzeitig der Katalog der einzelnen Teilleistungen der Leistungsbilder erheblich erweitert wurde.
„Gerade wir Ingenieure werden damit noch weitaus stärker als bislang in die Verantwortung für die Einhaltung von Zeit- und Budgetplanungen genommen. Dadurch werden die Interessen der Auftraggeber bei geplanten Bauvorhaben hinsichtlich Baukosten und Bauzeit gestärkt. Die Bauherren erhalten also neben einer Qualitätsverbesserung auch ein klares Mehr an Leistung“.
 Gleichzeitig wies Schroeter aber auch darauf hin, dass, wie bereits 2009 schon, wieder wesentliche Ingenieurleistungen aus dem verbindlichen Preisrecht herausgefallen sind. In diesem Zusammenhang machte der Kammerpräsident deutlich. „Deswegen werden wir uns weiterhin mit aller Kraft für die Rückführung der so genannten Beratungsleistungen, also der Teile X bis XIII und der örtlichen Bauüberwachung, in den verbindlich geregelten Teil einsetzen.“
Zum Thema „Krisen – Chancen – Ingenieure“ des Ingenieuretags stellte Schroeter klar: „Wir Ingenieure sind professionelle Problemlöser. Unser Berufsstand weiß wie kaum ein anderer, dass jede Krise immer auch eine Chance birgt – und findet Wege, Krisen zu bewältigen.“ Gerade die Ingenieure begriffen Krisen immer auch als Herausforderungen, egal, ob es nun um Extremwetterereignisse wie das Hochwasser, den Katastrophenschutz oder um die Herausforderung Energiewende gehe.
Der Berufsstand der Ingenieure stehe heute mehr denn je nicht nur vor technischen, sondern auch vor ganz neuen gesellschaftspolitischen Herausforderungen, so Schroeter. Gerade angesichts der Herausforderungen des energetischen Wandels und vor dem Hintergrund des Klimaschutzes würden herausragende Ingenieurleistungen und technische Innovationsstärke weiter an Bedeutung gewinnen. 
 Zur Energiewende erklärte der Kammerpräsident: „Die bayerischen Ingenieure und die Bayerische Ingenieurekammer-Bau stellen sich der Herausforderung Energiewende. Wir Ingenieure sind Brückenbauer der Zukunft und Garanten des Fortschritts. Es sind die Ingenieure, die die Energiewende mit ihren Projekten praktisch und vor Ort umsetzen.“
Innen- und Bauminister Joachim Herrmann wies darauf hin, dass der Freistaat 2013 im Bereich des Straßenbaus Ingenieurhonorare in Höhe von rund 64 Millionen Euro vergütet hat. Im staatlichen Hochbau sei freiberuflich Tätigen ein Gesamthonorar von rund 175 Millionen Euro bezahlt worden. „Der Berufstand der Ingenieure leistet hervorragende Arbeit und gestaltet die Zukunft unseres Landes im Hochbau und auch beim Bau und Ausbau unserer Verkehrsinfrastruktur maßgeblich mit“, hob Herrmann die Bedeutung der freiberuflichen Ingenieure in Bayern heraus.

Energiewende
voranbringen


Auch in anderen Bereichen leisten freiberuflich tätige Ingenieure zukunftsfähige Beiträge, so der Minister. Er denke dabei an den demographischen Wandel und die zunehmende Globalisierung, die besonders den ländlichen Raum vor große Herausforderungen stellen. Ein wichtiges Thema sei hier beispielsweise die Barrierefreiheit des öffentlichen Raums. Auch die Städtebauförderung sei ein wichtiges Instrument, um den ländlichen Raum zu stärken. Ingenieure werden hier laut Herrmann an der Umsetzung von neuen Erkenntnissen und Innovationen beteiligt.
Der Minister forderte, das Jahr 2014 zum Jahr des Wohnungsbaus zu machen. Der Freistaat unterstütze im Rahmen der Wohnraumförderung sowohl die Schaffung von Wohneigentum als auch den Bau und die Modernisierung von Wohnungen. Hier werde angesichts der wachsenden technischen Anforderungen der Beitrag der Ingenieurleistungen immer wichtiger.
Die freiberuflich tätigen Ingenieure hätten nach Herrmanns Ansicht auch die Chance, die Energiewende voranzubringen. Für den Ausbau des Anteils der erneuerbaren Energien bedürfe es technischer Weiterentwicklungen. Beispielhaft nannte der Minister neue technische Lösungen im Bereich der Speichertechnologie. Insbesondere beim Energiesparen stünden staatliche Bauten besonders im Blickfeld der Öffentlichkeit. Die Staatliche Bauverwaltung werde Vorbild für hohe energetische Standards und eine Steigerung der Energieeffizienz in Gebäuden sein. Herrmann sieht dabei hohe Anforderungen an Planung und Bauausführung, die in den vergangenen Jahren zunehmend komplexer geworden sind. Deshalb hofft er auch in Zukunft auf eine enge und konstruktive Zusammenarbeit mit den Ingenieuren, den Planungsbüros, in Baufirmen und in der Bauindustrie.
Beim Thema HOAI sprach sich Herrmann klar dafür aus, dass Ingenieurleistungen angemessen vergütet werden müssen.
Mit Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung konnte die Bayerische Ingenieurekammer-Bau eine der renommiertesten Wirtschaftsexpertinnen auf den Gebieten Energieforschung und Klimaschutz gewinnen. Sie ging in ihrem Vortrag auf die wirtschaftlichen Chancen einer klugen Energiewende ein und wies auf die Risiken und Schwierigkeiten hin, stellte aber auch auf die Chancen durch die Energiewende heraus.

Verbesserung
der Energieeffizienz


Kemfert stimmte mit Herrmann überein, dass die Sanierung von Bestandsgebäuden ein bedeutender Faktor für das Gelingen der Energiewende sei. In einem 3-Punkteplan für eine kluge Energiewende sprach sie sich dafür aus, ein kluges Marktdesign zu schaffen sowie den Emissionsrechtehandel und die Energieeffizienz zu verbessern.
Bei Ortwin Renns Vortrag „Das Risikoparadox – und warum wir uns häufig vor dem Falschen fürchten“ ging es um Risikoforschung und Technologieabschätzung. Die Bevölkerung wohlhabender Länder neige dazu, Risiken überzubewerten, erläuterte der Sozialwissenschaftler der Universität Stuttgart. Faktisch jedoch habe sich die Sicherheitslage in Deutschland maßgeblich verbessert. Dies sei in vielen Punkten den Leistungen der Ingenieure zu verdanken.
Zum Abschluss gab Norbert Gebbeken, 2. Vizepräsident der Kammer, eine Zusammenfassung des Tages und resümierte: „Die Welt schaut erwartungsvoll auf uns – enttäuschen wir sie nicht.“ (Friedrich H. Hettler) (Bauminister Joachim Herrmann; Ortwin Renn; Claudia Kemfert und Norbert Gebbeken - Fotos: Birgit Gleixner)

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