Bauen

Die sanierte Westfassade der Luitpoldschule. (Foto: Gerhard Hagen, Bamberg)

23.11.2018

Gelungenes Zusammenspiel von Alt und Neu

Umbau der Luitpoldschule in Rothenburg ob der Tauber für die Hochschule Ansbach

Das Gebäude der Luitpoldschule wurde in den Anfängen der 1900er Jahre nach den Plänen von Architekt Theodor Fischer errichtet. Seither hat das Gebäude zu Lehrzwecken gedient, zuletzt als Grundschule. Die Hochschule für angewandte Wissenschaften (HaW) Ansbach erhält nun mit dem erstmalig eingeführten Bachelorstudiengang „Interkulturelles Management“ einen „Campus Rothenburg ob der Tauber“. Zum Wintersemester 2018 sind rund 200 Studenten aus elf verschiedenen Nationen immatrikuliert.

Bei der Rede zur Eröffnungsfeier am 10. Oktober 2018 sprach die damalige Wissenschaftsministerin Marion Kiechle von einem wunderbaren Erfolg. „ Wer das moderne, weltoffene Bayern sehen will, muss zu ihnen nach Rothenburg kommen.“

Das gesamte Campusareal mit rund 5800 Quadratmetern beinhaltet zum einen das sanierte Gebäude der Luitpoldschule, eine neu hergerichtete Parkfläche sowie eine zur Verfügung stehende Turnhalle. Die Stadt Rothenburg ob der Tauber investierte insgesamt rund 4,2 Millionen Euro für dieses Vorhaben und stellt der HaW Ansbach das Areal für die nächsten fünf Jahre kostenneutral zur Verfügung.

Der dreigeschossige Dreiflügelbau mit einer Gesamtnutzfläche von 1398 Quadratmetern und einem umbauten Raum von 9971 Kubikmetern wurde in knapp eineinhalb Jahren Bauzeit umgebaut, umfangreich saniert und modernisiert. Sowohl an der Fassade als auch im Innern des Gebäudes harmoniert das Zusammenspiel von alten und neu gestalteten Elementen, die beiden Jahrhunderte sind ablesbar.

Die gesamte Fassade wurde instandgesetzt und weitestgehend in ihrem ursprünglichen Erscheinungsbild wiederhergestellt. Hierfür waren umfangreiche Säuberungen und Ausbesserungen im Sockelbereich in Naturstein erforderlich. Der Giebel der Westfassade wurde neu aufgebaut und das historische Ziffernblatt der ehemaligen Schuluhr erstrahlt im neuen Glanz.

Gelungen ist der Umgang mit dem vorgefundenen Mauerwerk im oberen Fachwerkgeschoss. Die marode Fachwerk-Westfassade wurde in den 1960er Jahren „versteinert“. Die Mauer wurde energetisch ertüchtigt. In der Putzstruktur der mineralischen Wärmedämmfassade wurde durch raue und glatte Flächen das Fachwerk modern übersetzt dargestellt. Die neuen Fenster wurden in diesem Bereich in großzügig moderner Form gestaltet. Sie sind so der neuen Nutzung, dahinter befinden sich die „Think Boxes“, mit Licht und Weitblick förderlich. Alle anderen Fenster wurden gemäß historischem Vorbild erneuert.

Der Treppenturm auf der Ostfassade fügt sich freistehend, als zeitgenössisches neues Bauteil ablesbar, in die U-Form des Gebäudes ein und ermöglicht einen zweiten Fluchtweg durch die umlaufende Stahltreppe. Der Sichtbeton wurde farblich passend zu den Muschelkalkpartien des Altbaus hergestellt. Der integrierte Aufzug mit seiner Glasfassade schafft den barrierefreien Zugang in alle Geschosse. Vorgelagert ist der neu angelegte Parkplatz für die drei Professoren und Mitarbeiter der Fachhochschule.

Der Eingang für die Studenten befindet sich an der Westseite über dem großen Pausenhof. Im Eingangsbereich werden die Studenten mit Aktuellem mittels Bildschirm informiert und finden sich in einem besonderen Ambiente ein.

Die Grundstruktur des Gebäudes blieb weitestgehend bestehen, sie ist klar und einfach. So ist auch die Umsetzung der Sanierung stets klar und unaufdringlich. Im Erschließungsflur wird das Kreuzgewölbe durch die integrierte Beleuchtung im H-Profil betont. Die restaurierte historische Schulglocke schmückt das Natursteintreppenhaus und zeigt Verbundenheit zum Detail.

Nachdem die bauzeitlichen Betonrippendecken mit der Nutzlast zu 100 Prozent statisch ausgelastet waren, musste für die heute notwendigen Lasten aus Brandschutz- und Akustikdecken vom Statikbüro Liebberger & Schwarz eine zweite Stahlträgerdeckenebene eingeplant werden. Für die Bibliothek im Erdgeschoss wurde die gesamte Decke mit Stützen im Untergeschoss statisch ertüchtigt.

Das renommierte Architekturbüro Grellmann Kriebel Teichmann aus Würzburg hat mit dem Einbau des eigens entworfenen Sideboard die zeitgemäße Technik in die Räume integriert. Das vorgebaute weiße, schlicht gehaltene Möbel ist multifunktional. Ohne in die Bausubstanz einzugreifen versorgt es die Räumlichkeiten nach individuellem Bedarf mit den gewünschten technischen Anschlüssen, dient dem Schallschutz, versteckt die Heizkörper und bietet abschließbare Fächer für die Nutzer. In den Räumen finden sich immer wieder historisch aufgearbeitete Einbauschränke, ebenfalls in Weiß gehalten.

Das Farbkonzept hält sich mit den weißen Wänden, Einbaumöbeln und Fenstern sowie den anthrazitfarbenen Böden und Türen einheitlich zurück und lässt so Gestaltungsfreiheit für die Möblierung der Nutzer zu.
Die Studierenden, Mitarbeiter und Professoren erhalten großzügig lichtdurchflutete Räume, aber auch verkleinerte Einheiten als Professorenräume oder Think Boxen für die Studenten zum Rückzug für intensive Arbeit in kleineren Gruppen.

Der Ausblick von den oberen Stockwerken auf die Stadtmauer und die Altstadt mit ihren vielen verschiedenen Türmen ist einzigartig und fördert sicherlich die Offenheit und Kreativität der Studenten. Das Dachgeschoss wurde nicht ausgebaut. Die oberste Geschossdecke wurde jedoch gedämmt und das gesamte Dach neu gedeckt.

Aus Sicht des Denkmalamts wurde das Gesamtkonzept „der Bedeutung des Baus sehr gut gerecht“. Es verbinde Erhalt und Pflege des ursprünglichen Baubestands im Sinne der Gestaltung Theodor Fischers mit einer den ursprünglichen formalen Zusammenhang veranschaulichten Überarbeitung, der nach dem Zweiten Weltkrieg durchgreifend veränderten Fassadenbereiche. (BSZ)

(Die Ostfassade mit dem Treppenturm Aufzug und der Eingangsbereich. Das Natursteintreppenhaus mit der restaurierten Schulglocke - Fotos: Gerhard Hagen, Bamberg)

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