Von oben betrachtet, kann man das Gebäude als „G“ lesen – steht das für Garching? Der Ort, konkret das Gewerbegebiet Hochbrück (es ist das flächenmäßig größte Gewerbegebiet im Raum München), ist nämlich die neue Adresse von Swiss Life Deutschland (Jahresumsatz 1,4 Milliarden Euro). Mehr noch: Mit seinem Neubau prägt er das Gewerbegebiet sogar besonders, stellt geradezu das neue und repräsentative Entrée dar – im Schulterschluss mit der Gemeinde (17 000 Einwohner). Dort war man nämlich von den signifikanten Planungen so begeistert, dass man den Versicherer gar motivierte, nicht bei der angefragten
Bauhöhe von 27 Metern stehenzubleiben, sondern noch was draufzusetzen – bis zur Höhe von 35 Metern.
Der Versicherer hat seit 2001 in München seine Deutschlandzentrale, die seither stetig gewachsen ist. Die Folge: Das bisherige Gebäude in Nordschwabing wurde zu klein. Man entschied sich für den Umzug – der in diesem Sommer nach gut zwei Jahren Bauzeit auch über die Bühne ging.
Die Idee hinter dem Neubau war, zunächst mehr Platz zu schaffen: Es stehen jetzt 21 000 Quadratmeter zur Verfügung – dreimal so viele wie bislang. Und: Man hat die Option zur Erweiterung um 10 000 Quadratmeter eingeplant; derweil wird diese Fläche als Parkplatz genutzt. Und noch einige Zahlen zum neuen Gebäudekomplex, die Swiss Life zusammengestellt hat: Es mussten 80 000 Kubikmeter Aushub bewegt werden. Es entstanden 34 000 Quadratmeter Brutto-Grundfläche, 13 300 Quadratmeter davon sind unterirdisch. Im Bau stecken 4000 Tonnen Stahl. Die 145 000 Kubikmeter Raum entsprechen 58 olympischen Schwimmbecken. Unkonkreter dagegen die Angaben zu den Kosten: Die sollen im „signifkanten zweistelligen Millionenbereich“ gelegen haben, so ein Unternehmenssprecher.
Vorgabe an das ausführende, mehrfach ausgezeichnete Münchner Architektenbüro Ackermann und Partner war ein „Grünes Gebäude mit Wohlfühl-Faktor“, so Manfred Behrens, Deutschland-Chef von Swiss Life. Natürlich sollte neben der größtmöglichen ökologischen auch die ökonomische Qualität zu Buche schlagen.
Ohne Protz am Bau
Die Architekten haben auf eine klare Formensprache und hohe Funktionalität. Protz am Bau sucht man vergebens – passend zur neuen Adresse, die ja nichts mit einer noblen Villengegend zu tun hat, sondern am Universitätsstandort Garching eher an einen modernen Campus erinnert. Optisch fällt der Bau durch eine Mäanderform auf, die drei bis sieben geschossigen Bauteile gruppieren sich nach oben gestaffelt um einen Innenhof. Durch die verschiedenen Höhen ergeben sich am Ende der Geschosse Dachterrassen, die als Freibereiche für die Mitarbeiter genutzt werden.
Und unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit spielte schon allein die Standortwahl eine wesentliche Rolle: Denn in Garching ist die Gewerbesteuer deutlich niedriger als in der Landeshauptstadt. Obendrein senkt die nachhaltige Bauweise des Gebäudes die Betriebskosten: Diese sollen, so die Kalkulation,
zehn bis 15 Prozent unter denen des bisherigen Gebäudes in der Berliner Straße in München liegen.
Nachhaltigkeit und Umweltschutz: In der Firmenzentrale legte man Wert auf eine energieeffiziente Bauweise und den schonender Umgang mit Ressourcen – als Orientierung galten die Kriterien des Deutschen Gütesiegels für nachhaltiges Bauen (DGNB-Siegel), das die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e. V. für sogenannte Green Buildings verleiht. Beispielsweise wird das Gebäude mit Fernwärme über Geothermie beheizt. Dank der optimalen Wärmedämmung und einer Dreifachverglasung unterschreiten können die Vorgaben der Energieeinsparverordnung sogar unterschritten werden.
Flexible Einteilung
Etwa 700 Arbeitsplätze stehen nun in Garching zur Verfügung. Im Erdgeschoss befindet sich das separate Konferenzzentrum sowie das Mitarbeiter-Restaurant. Eine Tiefgarage mit gut 200 Stellplätzen sowie 120 oberirdische Parkplätze bieten Platz für die Autos von Besuchern und Mitarbeitern.
Auf einem Ausbauraster von 2,6 Metern entstand eine flexibel einteilbare Bürolandschaft. Um Kombizonen im Mittelbereich der Bürogeschosse besser nutzen zu können und um sie auch räumlich interessanter zu gestalten, weiten sich die Gebäuderiegel jeweils immer zu einem Ende auf. An zentralen Stellen finden sich dort Besprechungsräume.
Die Bürolandschaft ist geprägt von hellen Materialien, viel Glas und modernem Mobiliar. Durch die besondere Bauform ist jedes Büros sehr vom Tageslicht durchflutet. In den Büros wird die Frischluft mit Aktivkohle gefiltert, die Erdwärmeheizung sorgt im Winter für angenehme Temperaturen und die Klimaanlage im Sommer für die notwendige Abkühlung. Eine Zwischenbrücke verkürzt die internen Wege zwischen den Gebäudeteilen. Design-orientierte Akustikelemente wie Fenster und Teppichboden sorgen durch ihre Schalldämmung für einen angenehmen Geräuschpegel.
Die auf Lebens- und Berufsunfähigkeitsversicherungen spezialisierte Tochter des Schweizer Konzerns geht davon aus, dass zwei Drittel ihrer Mitarbeiter mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Garching kommen. Auch da ist der Standort in Hochbrück ideal: Die U-Bahn-Haltestelle liegt quasi vor der Haustür. Die Autobahn führt direkt zum Gewerbegebiet. (
BSZ)
Abbildungen (Fotos: Swiss Life/Ackermann und Partner)
Markant ist die unterschiedliche Geschossentwicklung um einen Innenhof herum.
In die Büros kommt viel Tageslicht herein.
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