Bauen

Holzhäuser sind schön und umweltfreundlich zugleich. (Foto: Bilderbox)

29.07.2011

„Holz sägen heißt Wald pflegen“

Energieeffizientes Bauen und Klimaschutz durch Holzbau

Bei der derzeitigen Energiediskussion geht es nicht nur darum, Alternativen zur Kernenergie zu finden, sondern auch darum, energiesparend und energieeffizient zu produzieren, zu bauen und zu leben. Deutschland, speziell Bayern, besitzt mit Holz aus eigenen Wäldern ein diesbezüglich einzigartiges und hocheffizientes Baumaterial für die Konstruktion und Ausstattung. Bauen mit Holz ist aktiver Klimaschutz. Darüber hinaus entwickelt die Holz- und Bauforschung laufend neue und optimierte Holzwerkstoffe für spezielle Einsatzbereiche im modernen Bauen und für wegweisende Architekturen, bei denen Funktion und Design ausgezeichnet harmonieren.
„Im Bereich Bauen und Wohnen hat die Politik eine Reihe von Zielen und Programmen definiert, um den Energieverbrauch, besonders auf Basis fossiler Energieträger, zu senken und damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz durch Reduzierung der CO2-Emissionen zu leisten“, erklärt Gerd Wegener, Sprecher der Cluster-Initiative Forst und Holz in Bayern. Nachhaltiges, energieeffizientes Bauen müsse jedoch im Hinblick auf einen gesamtheitlichen Klimaschutz wesentlich mehr umfassen. Folgende Fakten und Kriterien müssen laut Wegener zusätzlich in Betracht gezogen werden:
1. Der Energieeinsatz beziehungsweise die Energieeffizienz muss über den gesamten Lebensweg eines Bauwerks bilanziert werden. Dieser beginnt bei der Rohstoffgewinnung und geht über die Baustoff- und Bauteilherstellung, über den Transport, die Gebäudeerstellung (Gebäudehülle und Ausstattung), den Gebäudebetrieb und endet beim Rückbau und der stofflichen oder energetischen Verwertung der Baumaterialien.
2. Eine möglichst nachhaltige und kohlenstoffneutrale Ressourcenpolitik erfordert im Bauwesen den zunehmenden Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen und erneuerbaren Energien, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Deshalb müssen in die Lebenswegbetrachtung die Aspekte Kohlenstoffspeicherung und CO2-Emissionen eingebracht werden. Holz-Einsatz substituiert fossile Rohstoffe
Vor diesem Hintergrund können nach Wegeners Worten für den Baustoff Holz folgende Kernaussagen getroffen werden:
1. Der Rohstoff Holz wird im Ökosystem Wald unter umweltfreundlichsten Bedingungen produziert. Wälder sind Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen, tragen zu verbessertem Wasserhaushalt, lokaler und regionaler Luftreinigung und Klimastabilisierung bei. Bezüglich der oben genannten Aspekte sind Wälder als Produktionsstätten für Holz und als nachwachsende Kohlenstoff- und Energiespeicher anzusehen.
2. Die CO2-Senkenwirkung der Wälder als aktiver Klimaschutz wird nur durch deren nachhaltige Bewirtschaftung (Holznutzung) gesichert.
3. Die Bereitstellung des Materials Holz durch die Forstwirtschaft erfordert äußerst wenig Energie (etwa fünf Prozent der im Holz gespeicherten Energie).
4. Die Herstellung von getrocknetem Schnittholz und hochwertigen Bauprodukten aus Holz und Holzwerkstoffen erfordert im Vergleich mit Konkurrenzmaterialien ebenfalls sehr wenig Energie, die zudem zu hohen Anteilen aus Holzreststoffen stammt.
5. Geringer Energieaufwand und energetische Nutzung von Holzreststoffen bedeuten auch geringe Mengen an fossilen CO2-Emissionen.
6. Holz und holzbasierte Produkte verlagern den Kohlenstoff aus dem Wald in Gebäude und Bauwerke, wo er über lange Nutzungszeiten (30 bis 100 Jahre) festgelegt ist.
7. Der Einsatz von Holz substituiert fossile und nicht nachwachsende Rohstoffe und daraus hergestellte Produkte (unter anderem Kunststoffe, Stahl, Aluminium). Dadurch werden große Mengen an Energie und CO2-Emissionen eingespart.
8. Holz und holzbasierte Dämmstoffe haben ausgezeichnete Wärmedämmeigenschaften. Dadurch eignen sich Holzbaustoffe ideal für energieoptimierte Gebäude.
9. Am Ende der Nutzungsphase lassen sich Holzbauwerke energiearm rückbauen. Durch stoffliches Recycling können hohe Anteile als Sekundärrohstoffe genutzt werden (beispielsweise nicht kontaminiertes Altholz zur Holzwerkstoffherstellung).
10. Alternativ kann der Energieinhalt des gebrauchten Holzes (Heizwert) CO2-neutral genutzt werden. Energiebilanzen über den gesamten Lebensweg zeigen, dass Holz und holzbasierte Produkte von der Herstellung über die Nutzung, Instandhaltung und Entsorgung weniger Energie benötigen als aus den Reststoffen der Herstellung und dem Produkt am Ende des Lebenswegs erzeugt werden kann („Plusenergieprodukte“).
Wegeners Fazit: „Kein anderer Baustoff weist eine so umfassende Energieeffizienz und Klimaschutzwirksamkeit auf wie Holz.“
Für Walter Warkotsch, emeritierter Professor für Forstliche Arbeitswissenschaft und Angewandte Informatik der Technischen Universität München (TUM), ist im Rahmen nachhaltiger Waldbewirtschaftung die Holzernte ein integraler Bestandteil der Wertschöpfungskette vom Wald zum Werk und Endverbraucher. Ohne Holzernte gibt es seiner Ansicht nach keine gepflegten, stabilen Wälder und keinen Rohstoff Holz. Holz sägen heißt für Warkotsch Wald pflegen.
Wie Wegener und Warkotsch ist auch Herbert Borchert, Bayerische Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft, Leiter der Abteilung Forsttechnik, Betriebswirtschaft und Holz, der Auffassung, dass in den deutschen Wäldern mehr Holz geerntet werden könnte. Die Zahlen würden belegen, dass alleine in Bayern jährlich 20,7 Millionen Kubikmeter genutzt werden könnten, wobei Holzmengen aus Schutzgebieten oder ertragsschwachen Wäldern bei dieser Zahl noch gar nicht eingerechnet seien. Während der Staatswald und die großen Privatforste laut Borchert gut genutzt werden, hat der Kleinprivatwald noch genügend Kapazitäten.
Von Vorteil in Bayern sei, dass hier die Rohstoffvorkommen und der Markt beim Holz nah beieinander liegen, betont Borchert. Im Durchschnitt müsse das Holz vom Wald zum Sägewerk nur 30 bis 50 Kilometer weit transportiert werden. „Das ergibt eine sehr günstige Energiebilanz, besonders wenn das Holz dann in der Region auch als Bauholz verwendet wird.“
Im Holzbau liegt für Borchert ein großes Potenzial. Seiner Ansicht nach sollten mehr Holzbauten entstehen, denn in Bayern sind nur 17 Prozent der Eigenheime aus Holz gebaut (deutschlandweit sind es 15 Prozent). Im Gegensatz dazu ziehe der Objekt- und Gewerbebau schon mächtig an: 2003 lag der Anteil der Holzbauten bei 9 Prozent, 2010 seien es schon 19 Prozent gewesen.
(Friedrich H. Hettler)

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