Bauen

Der Erweiterungsbau für die Fuchshofschule ist in Holzmodulbauweise errichtet. (Foto: Jürgen Pollak)

28.02.2023

Holzmodulbau vom Feinsten

Die Fuchshofschule in Schorndorf erhielt einen Erweiterungsbau

Die Fuchshofschule in Schorndorf ist mit ihren fünf Variel-Pavillons ein bautechnisches Kleinod. 1963 von dem Schweizer Architekten Fritz Stucky als Interimslösung gebaut, ist das Ensemble heute ein Beispiel für die progressive Schulbaugeschichte der Nachkriegsjahre und steht seit 2018 unter Denkmalschutz. Für den Ausbau zu einer Ganztagsschule wurde nun ein Erweiterungsbau in Holzmodulbauweise realisiert. Den dafür ausgelobten Gesamtleistungswettbewerb konnte die Blumer Lehmann AG zusammen mit ihrem Planungspartner Bauart Architekten und Planer für sich entscheiden.

Die fünf Bestandspavillons der Fuchshofschule in Schorndorf waren 1963 mit dem System Variel „Programm 58“ errichtet worden. Dabei handelt es sich um ein von dem Schweizer Architekten Fritz Stucky in den 1950er-Jahren entwickeltes Fertigbausystem, das er zu vorfabrizierten Stahlbeton-Raumzellen für den Schulbau perfektionierte und in den 1960er- und 1970er-Jahren in alle Welt vertrieb. Die Klassenräume sind aus jeweils drei Raummodulen zusammengefügt und mit eigener Eingangshalle, Toiletten-Anlagen, Heizung und Materialraum unabhängig voneinander nutzbar.

Die expressive Form mit einer abgeschrägten Rahmenkonstruktion vor der Fassadenflucht und dem lamellenartigen Blendschutz unter einem breiten Dachüberstand prägen das Erscheinungsbild der Variels. Bei der Nominierung als Kulturdenkmal stand vor allem die Tatsache im Fokus, dass bei dem Bau der Fuchshofschule eine ganze Schule mit dem innovativen Raumzellen-System erstellt worden war.

Da für die geplante Sanierung der inzwischen fast 60 Jahre alten Pavillons Ausweichflächen benötigt werden und die zweizügige Grundschule mit Mensa und Betreuungsräumen zur Ganztagsschule ausgebaut werden soll, beauftragte die Stadt Schorndorf einen Erweiterungsbau. Zusammen mit ihrem Planungspartner Bauart Architekten und Planer aus Zürich gewann die schweizerische Blumer Lehmann AG den Gesamtleistungswettbewerb für das neue Schulgebäude, das die historischen Pavillons in moderner Holzmodulbauweise ergänzt. Als Totalunternehmerin war Blumer Lehmann beim Projekt Fuchshofschule für alle Bauleistungen zuständig, wie Planung, Produktion und Montage.

Der gestaffelte zweigeschossige Neubau nimmt sich gestalterisch gegenüber den Variel-Pavillons dezent zurück, bildet aber volumetrisch zusammen mit der ebenfalls zweigeschossigen Turnhalle eine strukturelle Klammer für das gesamte Schulareal. Im architektonischen Ausdruck wurde explizit der Modulbaucharakter in den Fokus gerückt, mit einer strukturierten Fassade und Lisenen, die das Tragsystem der Module nach außen abzeichnen.

Feingliedrige Fassade

Die Fassade ist silbrig grau lasiert, mit einer sehr feinen Holzlattung. Sie tritt damit hinter der Farbigkeit der Variel-Pavillons zurück, die alle eine andere Farbe haben. „Wir haben das Thema Farbe in den Innenraum verlagert und dort den hellen Bestandsfarbton der Pavillons im Flurbereich wieder aufgenommen“, erinnert sich Architektin Kathrin Merz von Bauart.

In den Räumen schaffen dunkelblaue Linoleumböden und helle Holzoberflächen eine behagliche Lernumgebung, ergänzt durch ausgewählte Akzente in Fuchsrot als Anspielung auf den Namen der Schule. Eine Besonderheit ist das Außenklassenzimmer im Obergeschoss, das flexibel nutzbar ist und sich bei Bedarf zu einem vollwertigen Klassenraum ausbauen lässt.

Mit seinem flexiblen Holzmodulbauprogramm für den Schulbau steht Blumer Lehmann in einer langen Schweizer Bautradition, die von den Variel-Pavillons Fritz Stuckys bis zum Baukastensystem Züri-Modular reicht, das die Stadt Zürich bis heute für ihre strategische Schulraumplanung nutzt. In der Schweiz setzte Blumer Lehmann zusammen mit dem Planungspartner Bauart Architekten und Planer bereits zahlreiche Schulbauprojekte in Holzmodulbauweise um, unter anderem mit dem bekannten Modulbausystem der Stadt Zürich.

Die Produktion der Holzmodule für den deutschen Markt erfolgt im Werk am Blumer Lehmann-Standort im hessischen Großenlüder. Hier werden Boden-, Wand- und Deckenelemente in der klassischen Holzrahmenbauweise gefertigt und zu Raummodulen zusammengefügt. Danach werden sie von Partnerbetrieben mit Heizung, Sanitär- und Lüftungsanlagen und der Inneneinrichtung komplett ausgestattet. Ein spezielles Element der eingesetzten Haustechnik ist das von Beat Kegel entwickelte Lowtech-System einer Verbundlüftung mit aktiver Überströmung, das auch bei der Fuchshofschule zur Anwendung kam. Auf Kanalführungen und abgehängte Decken konnte so verzichtet werden; die Quellauslässe verschwinden hinter sorgfältig gefrästen Perforationen der Holzverkleidung, die zur feingliedrigen Gestaltung der Holzwände beitragen.

„Dass mit dem Erweiterungsbau der Leitgedanke von Stucky auch architektonisch wiederaufgenommen wurde, bedeutet uns sehr viel“, bekennt Maja Koglin, Architektin bei der Stadt Schorndorf. „Das Ergebnis ist eine insgesamt sehr schöne und wirtschaftliche Lösung mit feinen Details in einer erstklassigen handwerklichen Ausführung.“ (BSZ)
 

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