Bauen

Der Albertsplatz mit dem Wasserspiel. (Foto: Wohnbau Stadt Coburg GmbH)

09.11.2012

Idyllisches Wasserspiel

Neugestaltung des Albertsplatzes in Coburg

Spielende Kinder im Wasserspiel, lebendige Außengastronomie, modernes Stadtmobiliar und hochwertige Materialien prägen nunmehr ehemals von parkenden Autos dominierte Asphaltflächen in Coburgs Ketschenvorstadt. Das Sanierungsgebiet VI liegt als historisch gewachsene Vorstadt unmittelbar an der Grenze der alten Stadtbefestigung Coburgs. Die Ketschenvorstadt umfasst zu zwei Dritteln den Bereich der ältesten, mittelalterlichen Stadterweiterung südlich des Altstadtkerns. Gestaltlose asphaltierte Straßenräume einer ehemaligen Bundesstraße sowie alte und denkmalgeschützte, größtenteils aber baufällige Gebäude, prägten das Gebiet.
Die stadträumliche Situation in den Kernbereichen Ketschengasse/Säumarkt und Albertsplatz lud nicht zum Verweilen ein. Nur sehr schmale, ebenfalls asphaltierte Gehwege schränkten den Bewegungsraum für Fußgänger extrem ein. Sondernutzungen im Gehwegbereich für ansässige Läden waren kaum möglich, Barrierefreiheit nicht gegeben. Der historische Brunnen am Säumarkt versteckte sich trist hinter parkenden Autos. So galt es, aus diesem städtischen Raum ein barrierefreies attraktives Foyer der Coburger Altstadt zu machen, dass von Einheimischen zukünftig bewusst ob seiner Aufenthaltsqualität aufgesucht und von Touristen nicht mehr nur schnell durchquert wird.
2008 wurde das Landschaftsarchitekturbüro kokenge.ritter gmbh aus Dresden mit dem ersten Preis für den städtebaulichen Ideen- und Realisierungswettbewerb Ketschenvorstadt ausgezeichnet und anschließend mit der Ausführungsplanung der ersten Bauabschnitte „Albertsplatz/Zinkenwehr“ und „Ketschengasse/Säumarkt“ beauftragt. Diese beiden Bereiche wurden am 7. Oktober 2012 feierlich eingeweiht.
Der Albertsplatz als Teil der inneren Ringanlage und „Foyer der Altstadt“ nimmt eine Sonderfunktion in der Platzabfolge Marktplatz-Albertsplatz-Säumarkt ein. Er ist der einzige durch Bäume begrünte Platz dieser Achse. Acht Gleditschien bilden hier einen locker gestellten Baumhain, der die Bushaltestelle in sich aufnimmt und den ruhigeren Aufenthaltsbereich des Platzes darstellt. Kleine Sitzgruppen, bestehend aus nachts aus sich heraus leuchtenden Stahlkuben, laden zum Verweilen, Ausruhen und Sich-Treffen im lichten Schatten der Bäume ein.
Am anderen Ende des Platzes belebt ein ebenerdiges Wasserspiel mit in den Boden integrierten Sensoren den Raum und zieht die Aufmerksamkeit der Gäste der umgebenden Cafés auf sich. Der südlich anschließende Säumarkt wird wieder als offener zusammenhängender Platz wahrgenommen, der auch die Fahrbahn in sich integriert. Eine parallel zu den Gebäuden verlaufende Pflasterrinne greift die historische Oberflächenentwässerung des Säumarkts wieder auf.
Die Ketschenvorstadt wird als „Verkehrsberuhigter Geschäftsbereich“ mit einem Tempolimit von 20 km/h ausgewiesen. Die Ketschengasse und Zinkenwehr sind Einbahnstraßen, über die der Verkehr von Süden über den Albertsplatz in Richtung Westen zur Goethestraße geführt wird. Auf dieser Route durchfahren auch Linienbusse die Ketschenvorstadt, um die Bushaltestelle am Albertsplatz zu bedienen. Fahrradfahrer sind im Gegenverkehr zugelassen, weshalb die Fahrbahnbreite auf 3,70 Meter festgelegt wurde. Die im Bestand vorhandenen Stellplätze auf dem Albertsplatz und Säumarkt wurden neu geordnet.

Pflaster
aus Naturstein


Dem Fakt, dass über 50 Prozent der in der Ketschenvorstadt vorhandenen Gebäude als Baudenkmäler erfasst sind, wurde auch bei der Wahl des Oberflächenbelags Rechnung getragen. Nach umfangreicher Analyse der in der Kernstadt vorhandenen Pflasterbeläge kamen im ausgeführten Bereich sowohl auf der Fahrbahn als auch auf Gehwegen und Platzflächen Pflasterbeläge aus Naturstein zum Einsatz. Das frühere Kalksteinpflaster der Coburger Altstadt war in unterschiedlich breiten Reihen verlegt und auch in der Länge unterschieden sich die Steine deutlich voneinander. Dies ergab eine farblich relativ einheitliche, durch die unterschiedlichen Formate aber trotzdem belebte Oberflächenstruktur.
Dieses verlorengegangene Erscheinungsbild nimmt der Entwurf in ähnlicher Form wieder auf. Das grau-gelbliche Granitgroßpflaster wurde in unterschiedlich breiten Reihen vertikal zu den Gebäuden verlegt. Farblich wirken die Flächen homogen, so dass die Aufmerksamkeit auf die historischen Gebäude gelenkt wird. Um die Fahrbahn von den Fußgängerbereichen dezent abzuheben, wurden dort etwa 20 Prozent dunkelgraue Granitsteine eingestreut. Der Albertsplatz wird auf der Südseite von einer 15 Zentimeter hohen, umlaufenden Stufe aus schwarzem Granit gerahmt, wodurch verhindert wird, dass Pkw oder Motorräder auf den Platz fahren. Zugunsten der Barrierefreiheit sowie des Lärmschutzes sind die Oberflächen der Steine geschnitten und nachträglich zur Gewährleistung der Rutschfestigkeit sandgestrahlt.
Für den Albertsplatz wurde ein gesondertes Möblierungskonzept entwickelt. Hauptaugenmerk lag dabei auf den Sitzkuben, die neben der Nutzung als Sitzmöglichkeit auch künstlerische Objekte darstellen.
Sehr charakteristisch für Coburg ist der Einsatz von Wasser als Gestaltungselement im öffentlichen Raum. Der Albertsplatz als Altstadteingang erhielt gemäß der Planung ein modernes Wasserspiel, das sich in Charakter und Form von den historischen Brunnenanlagen im näheren Umfeld abhebt und den Platz in seiner Multifunktionalität nicht einschränkt. Der historische Säumarktbrunnen wurde saniert, sein Sockel, durch Absenken des Oberflächenbelags in diesem Bereich, wieder sichtbar gemacht.
 Somit ist in Coburg durch Stadt, Sanierungsträger, Planer und Baufirmen eine Neugestaltung realisiert worden, die während der Planungs- und Ausführungsphase nicht nur Befürworter hatte und oft auf den Prüfstand gestellt wurde. Seit der Neugestaltung des Albertsplatzes sind immer mehr positive Stimmen zu vernehmen und die zu beobachtende intensive Nutzung des multifunktionalen Platzes lässt alle Beteiligten ein positives Fazit ziehen.  (BSZ) (Der Albertsplatz aus verschiedenen Blickwinkeln - Fotos: Wohnbau Stadt Coburg GmbH)

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