Bauen

Die Ortsumgehung mit Isarbrücke aus der Luft. (Foto: Luftbildfotografie Niederbayern/Florian Wimmer)

26.08.2021

Ingenieurskunst und Naturschutz Hand in Hand

Ortsumgehung Plattling-Ost ist fertiggestellt

Mit der Ortsumgehung (OU) Plattling im Zuge der Staatsstraße (St) 2124 hat das Staatliche Bauamt Passau eine der größten Baumaßnahmen Bayerns im Bereich der Staatsstraßen realisiert. Die 2,4 Kilometer lange Verbindungsspange führt östlich am Stadtgebiet von Plattling vorbei und schafft eine unmittelbare Verbindung zwischen der überregionalen Bundesstraße 8 (B 8) im Südosten und der Autobahn A 92 im Norden.

Am 4. August 2021 wurde die Ortsumfahrung nach acht Jahren Bauzeit für den Verkehr freigegeben. „Mit der Freigabe der Ortsumgehung für den Verkehr endet ein Projekt mit vielen technischen und naturschutzrechtlichen Herausforderungen. Aufgrund der ökologischen, technischen und gestalterischen Randbedingungen blieb für das neue Brückenbauwerk als einzig mögliche Bauweise nur eine Stabbogenbrücke, die im Freivorbau errichtet wurde. Dies ist eine bislang kaum praktizierte Bauweise, mit der wir Neuland betreten haben – und wir sind stolz darauf, wie gut die Umsetzung letztlich geklappt hat“, freute sich Robert Wufka, der Leiter des Staatlichen Bauamts Passau.

„Großen Wert haben wir darauf gelegt“, so Wufka, „dass sich die Straße und die Isarbrücke gut in die Landschaft einfügen und damit größtmögliche Rücksicht auf die wertvolle Auenlandschaft der Isar genommen wird. Dies ist uns gut gelungen. Die Zukunft wird zeigen, ob die Isarbrücke mit ihrer ungewöhnlichen Bauweise in die Brückenbaugeschichte eingehen wird. Mit ihrer optischen Leichtigkeit gehört sie sicherlich zu den schönsten Bauwerken, die in letzter Zeit realisiert wurden.“

Den Mittelpunkt der Ortsumgehung bildet die neue Isarbrücke, die St.-Nepomuk-Brücke. Sie überquert mit einer Länge von 606 Metern die Isar und ihre Auenlandschaft. Aufgrund ihrer Abmessungen und der besonderen Lage waren die Planung und der Bau eine ökologische und technische Herausforderung. Denn das Vorhaben berührt einen einzigartigen Naturraum, den ausgedehnten Fluss- und Auenbereich der Isar zwischen Plattling und der Mündung in die Donau.

Die Brücke musste sich ins Landschaftsbild einfügen

Die Isarauen sind als FFH-Schutzgebiet eingestuft, somit musste sichergestellt sein, dass die Eingriffe in den natürlichen Bestand minimiert werden. Zudem sollte sich die Brücke ins Landschaftsbild einfügen – mit einer schlanken Form und einer geringen Konstruktionshöhe. Auch aufgrund wasserwirtschaftlicher Erfordernisse blieb zuletzt als geeignetste Konstruktion für das Flussfeld eine Bogenbrücke mit einem bodengestützten Stabbogen und einem abgehängten Verbundquerschnitt als Fahrbahnplatte.

Eine beidseitige Lagerung auf Kämpferfundamenten ermöglichte einen Bogenstich mit einer Höhe von nur 22 Metern über der Flussmitte. Damit gelang eine relativ flache Dimensionierung der Brücke, sodass sich das Tragwerk insgesamt auf Höhe der Baumkronen der Isarauen bewegt. Aufgrund der ökologischen, technischen und gestalterischen Randbedingungen war für den Bau der Stabbogenbrücke eine besondere Vorgehensweise erforderlich: Die Brücke wurde im symmetrischen Freivorbau über das Flussfeld errichtet. Eine Stahlbogenbrücke im Freivorbau zu errichten ist eine bislang nicht oder kaum praktizierte Bauweise.

Die Hilfsstützen für den Freivorbau wurden dabei so aufgestellt, dass nur geringfügige Vorschüttungen entstanden, die das Flussprofil einengen könnten. Dies war dringend zu beachten, da die Flussauen stark hochwassergefährdet sind. Die Brücke bildet den Mittelpunkt der Ortsumgehung, die mit zwei Kreisverkehrsplätzen sowie fünf weiteren Bauwerken an die B 8 sowie die bestehende Staatsstraße 2124 angeschlossen ist.

Bereits 2010 entstand der erste Kreisverkehrsplatz, der die Ortsumfahrung an die B 8 anschließt. Dabei handelte es sich um eine vorgezogene Maßnahme, um eine sehr gefährliche Einmündung zu entschärfen. Nach der Fertigstellung der Brücke über die Brunnader im Jahr 2016 konnte im Herbst 2018 das erste Teilstück der OU zwischen dem Kreisverkehr an der B 8 und dem Wasinger Weg für den Verkehr freigegeben werden.

2020 folgte der Umbau der Götz-Keller-Kreuzung an der St 2124: Hier entstand der erste Beton-Kreisverkehr im Landkreis Deggendorf. Ein Teil der Trasse führt über die Absetzbecken auf dem Gelände der Zuckerfabrik. Fünf dieser Becken mussten verlegt beziehungsweise neu errichtet werden. Dabei durfte der Betrieb der Südzucker AG nicht beeinträchtigt werden. Darum wurde die Bauausführung über die Jahre 2013 bis 2018 ausgedehnt, sodass im Wechsel an den Becken gearbeitet werden konnte.

Die Isarauen im Mündungsgebiet unterhalb von Plattling zählen zu den wertvollsten Auenlandschaften in Bayern. Aus überregionaler Sicht ist das Gebiet wegen seiner vielfältigen Flora und Fauna als Artenreservoir höchst wertvoll. Die Beeinträchtigungen durch Bau und Betrieb wurden so gering wie möglich gehalten. Zum Ausgleich wurden Neuanpflanzungen getätigt sowie Aufforstung betrieben, zudem wurde ein Feuchtwiesenkomplex angelegt. Das Altwasser wird optimiert, um den Lebensraum vieler geschützter und seltener Tiere und Pflanzen zu erhalten. Insgesamt wurden und werden rund 7,3 Hektar Ausgleichsflächen geschaffen – das entspricht der Fläche von zehn Fußballfeldern.

Die neue Ortsumgehung Plattling nimmt einen durchschnittlichen täglichen Verkehr von 9200 Fahrzeugen pro Tag auf, mit einem Lkw-Anteil von 11 Prozent am Tag und 14 Prozent in der Nacht. Dadurch wird die Ortsdurchfahrt Plattling spürbar entlastet. (BSZ)

 

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