Bauen

Der Erweiterungsbau der Grundschule. (Foto: Peter Franck Fotodesign)

31.08.2012

Mehr Platz zum Lernen

Erweiterung uns Sanierung der Grundschule Schäftlarn

Die Ende der 50er Jahren erbaute Grundschule in Schäftlarn war zu Beginn des neuen Jahrtausends in vieler Hinsicht in die Jahre gekommen. Es fehlten nicht nur – wie anfänglich gedacht – vier Klassenzimmer. Der bisher in Containern ausgelagerte Hort sollte integriert werden, die Mittagsbetreuung meldete stetig wachsenden Bedarf an, ein größerer Verwaltungs- und Lehrerbereich sowie der um eine Gruppe erweiterte Integrationskindergarten waren unterzubringen, ohne die idyllische Lage der Schule durch neue Baukörper zu beeinträchtigen. Die gesamte Haustechnik und der veraltete Brandschutz waren zu erneuern, die energetischen und nutzungsspezifischen Anforderungen an eine zeitgemäße Schule sollten erfüllt werden.
Aktivposten waren der großzügige Pausenhof mit der vorgelagerten, sanft abfallenden Wiese und die alten Bäume mit ihren großen Kronen; der Blick auf das benachbarte Fischerschlößl verweist wohltuend auf die Isartal-Romantik des frühen 20. Jahrhunderts. Vieles war in der Grundanlage gelungen, es fehlte der Platz für den Erweiterungsbau und die Lehrerparkplätze. Das Kollegium parkte bis dato im Schulhof. Um diesen Freibereich vor jeglicher Bebauung zu bewahren, lag es nahe, die bestehende „einhüftige“ Schule – ein Flur mit einseitig angelagerten Klassen – nach Norden in den Hang hinein zu erweitern und der Schule eine zweite Hüfte anzufügen. Der große Vorteil bei diesem Konzept lag darin, dass der vorhandene Flur mit genutzt und das neue Bauvolumen damit klein gehalten werden konnte.
Das bestehende Gebäude wurde bauabschnittsweise – mit Ausnahme der 1996 sanierten Fassade – bis auf den Rohbau zurückgebaut. Zur Belichtung der Räume im Erdgeschoss wurde das steile Gelände im Norden abgetragen und durch eine Stützwand gesichert. Dabei entstand der vielgestaltige Lichthof, dessen Atmosphäre auf allen Ebenen in die Räume hinein wirkt. Durch den schlanken neuen, dem Altbau in den Dimensionen entsprechenden Baukörper im Norden konnte der Pausenhof als Freifläche erweitert werden. Kletter- und Laufzonen für den Hort und die Spielbereiche für den Integrationskindergarten entstanden.

Aufgewerteter Schulhof


Die moderate Erweiterung des ebenerdigen Integrationskindergartens nach Süden fasst den Schulhof räumlich intensiver und wertet ihn damit auf. Die vor der Sonne schützende Pergola definiert den Vorbereich des Kindergartens gegenüber dem Pausenhof und weist den Weg zur Turnhalle mit dem zusätzlich entstandenen Gymnastikraum.
Dem Altbau fehlte bisher die Pausenhalle als Treffpunkt und räumliche Mitte. Durch die Entkernung im Erdgeschoss entstand in Verbindung mit dem Erweiterungsbau eine rund 400 Quadratmeter große Halle, die von zwei Seiten belichtet ist. Sie erstreckt sich vom Pausenhof bis in den Lichthof und bietet Platz für Schulfeste, Elternabende und Theateraufführungen, schulische und außerschulische Nutzungen sind möglich. Der neue Musiksaal und der Mehrzweckraum können von der zentralen Halle durch mobile Trennwände abgetrennt werden.
Hort und Mittagsbetreuung liegen neben der Pausenhalle und sind über Fenstertüren direkt mit dem Pausenhof als vorgelagerte Freispielfläche verbunden. Bei jedem Wetter steht jetzt eine große Spielzone zur Verfügung. Die Hausaufgaben- und Ruhebereiche orientieren sich hin zum ruhigen, begrünten Lichthof. Durch die enge Verbindung von Schule und Betreuungseinrichtungen kann die Grundschule bei Bedarf mit einfachsten Mitteln auf Ganztagsbetrieb umgestellt werden.
Von der Pausenhalle erreicht man über das im Osten eingeschobene Treppenhaus die Turnhalle im Untergeschoss sowie die beiden Obergeschosse mit allen schulischen Einrichtungen. Auf dem Weg nach oben bietet sich ein zunehmend weiter werdender Blick über die Isarauen. Die großen Klassenzimmer im Altbau wurden um die ehemalige Garderobe erweitert und bieten den neuen pädagogischen Lernkonzepten viele Gestaltungsmöglichkeiten.
Im Neubau zum Lichthof orientiert liegen im ersten Obergeschoss an zentraler, leicht erreichbarer Stelle die Verwaltung, das Lehrerzimmer sowie die Elternsprech- und Beratungsräume. Im zweiten Obergeschoss sind im Erweiterungsbau Werken, Textiles Gestalten und zwei Klassenzimmer sowie Gruppenräume und ein Differenzierungsbereich untergebracht.
Alt- und Neubau sind zu einer Einheit zusammengewachsen. Garderobennischen und als Möbel eingestellte Doppelgarderoben strukturieren den Flur und bilden Zwischenräume für Spiel und Aufenthalt. Die großen Verglasungen neben den Türen bringen – durch die Aus- und Durchblicke – viel Licht und Orientierung in die Flure. Die Klassen nutzen sie als Schaufenster für selbstgebastelte Arbeiten.
Durch die profilgleiche Erweiterung des Altbaus und die gleichzeitige Nutzung des bestehenden Flurs zur Erschließung des Neubaus entsteht ein neuer Gesamtbaukörper, der die Hauptnutzfläche fast verdoppelt. Die Hüllfläche, über die Energie verloren geht, steigt im Verhältnis zur Nutzfläche jedoch nur geringfügig an. Das erweist sich energetisch als sehr günstig. Im Zusammenspiel mit der hochwärmegedämmten Fassade benötigt die erweiterte Schule jetzt weniger Energie als der nur halb so große Altbau. Die meiste Energie wird durch die Pelletsheizung erzeugt, die mit Holz als CO2-neutralem, nachwachsendem Rohstoff beschickt wird. Die Spitzenlast im Winter deckt eine Gas-therme ab.

Heimische Materialien


Der Einsatz langlebiger, natürlicher und haptisch angenehmer Baustoffe schafft ein angenehmes Arbeits- und Lernklima. Bei der Materialauswahl wurde, wo immer möglich, auf den Einsatz heimischer Produkte geachtet.
Die technische Ausstattung der Räume orientiert sich an den Anforderungen aktueller Unterrichtsformen. Alle Klassen sind datentechnisch vernetzt und haben mehrere Datenports. Hinter der Tafel ist die Grundinstallation für moderne Aktivboards eingebaut, die mittelfristig die altbekannten Kreidetafeln ablösen sollen. Anschlüsse für Beamer runden die Ausstattung ab. Bei der Beleuchtung wurde auf indirektes Licht und ermüdungsfreie Deckenaufhellung besonderer Wert gelegt. Diese Beleuchtung gibt den relativ niedrigen Räumen, die der Bestand vorgab, mehr Volumen.
Der Einsatz von Präsenzmeldern ist ein wertvoller Beitrag zur Energieeinsparung. Schule, Hort und Mittagsbetreuung werden mit einer Lüftungsanlage be- und entlüftet. Sie wurde zum Schallschutz gegenüber den Nachbarn in der Baugenehmigung verbindlich vorgeschrieben. Durch den steten Luftwechsel wird auch bei geschlossenen Fenstern sichergestellt, dass der Sauerstoffgehalt konstant erhalten bleibt. Wärmetauscher in den Fortluftkanälen sorgen dafür, dass wenig Energie verloren geht.
Mit der Planung betraut waren Lechner + Martin Architekten aus Pullach. Für den Außenbereich zeichnen die Landschaftsarchitekten Kattinger + Kattinger verantwortlich. (BSZ) Der begrünte Innenhof und der Blick in einen Flur - Fotos: Peter Franck Fotodesign)

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