Bauen

Im ehemaligen Druckereigebäude, das unter Denkmalschutz steht, müssen alle Decken raus. (Foto: LBBW Immobilien)

11.02.2011

Münchens gute Stube wird um eine Attraktion reicher

Hofstatt: Rohbauarbeiten sollen bis Ende 2011 abgeschlossen sein

Die zentrale Lage mitten in der Altstadt von München, die besondere Historie, die anspruchsvolle Architektur, die schiere Dimension des Projekts – es gibt viele Gründe, weshalb die Hofstatt nicht nur eine der aktuell größten Baustellen in der Münchner Altstadt ist, sondern auch eine überaus komplizierte. Und dennoch: Der Umbau des Areals um die ehemaligen Verlagsgebäude der Süddeutschen Zeitung (SZ) und der Abendzeitung (AZ) nimmt immer mehr Gestalt an.
Wie die Hines Immobilien GmbH als projektverantwortliches Unternehmen und die LBBW Immobilien als Bauherr mitteilen, sollen 2011 voraussichtlich sämtliche Rohbauarbeiten an den verschiedenen Gebäudeteilen abgeschlossen werden. Damit würden Lärm und Verschmutzungen in den angrenzenden Straßen abnehmen. „Wir unternehmen alles, um die Belastungen für die Anwohner so gering wie möglich zu halten“, so Daniel Reichwein, verantwortlicher Projektleiter bei Hines Immobilien. 200 Bauarbeiter und mehr werden in den kommenden Monaten täglich in der Hofstatt arbeiten, um das Projekt zu dem zu machen, was es aus Sicht der Planer und Architekten einmal wird: Ein neues Juwel für die Münchner Innenstadt.

Fit machen für
die Fußgängerzone


Mitte 2012 möchte die Stadt München mit der Umgestaltung des Abschnitts zwischen Hackenstraße und Färbergraben in eine Fußgängerzone beginnen. Bis dahin soll die Fassade des ehemaligen Redaktionsgebäudes der Süddeutschen Zeitung in neuem Glanz erstrahlen und der angrenzende Neubau auf dem ehemaligen AZ-Gelände stehen. Münchens gute Stube wäre dann um eine Attraktion reicher.
Die Entkernung des Gebäudes ist weitgehend abgeschlossen, nun folgen die Rohbauarbeiten im Inneren. Architekten und Bauleitung hoffen, dass das Gerüst vor der historischen Fassade Ende des Jahres abgebaut werden kann. Die Baustelleneinrichtungsfläche vor dem Gebäude wird allerdings in jedem Fall noch bis zum Sommer 2012 benötigt.
Weitaus komplexer stellt sich die Situation auf dem ehemaligen AZ-Gelände dar, das sich derzeit als Baulücke präsentiert. Wie im ehemaligen SZ-Gebäude werden auch hier ausgesuchte Einzelhandelsgeschäfte und Büromieter unterkommen. Außerdem wird hier einer von drei Eingängen der Passage liegen. Aktuell laufen hier die Arbeiten an der Baugrube. Bevor es im Sommer mit dem Rohbau losgehen kann, sind Bodeninjektionen und Unterfangungen an den angrenzenden Bestandsbauten vorzunehmen.
Ein weiteres Highlight der Hofstatt ist die Errichtung des Neubaus am Färbergraben. Hier entstehen attraktive Büro- und Einzelhandelsflächen sowie ein weiterer Passageneingang. Drei Untergeschosse werden zudem eine große Tiefgarage (2. und 3. Untergeschoss) sowie ausgedehnte Technik- und Lagerflächen beherbergen. Die Aushubarbeiten der 13 Meter tiefen Baugrube laufen derzeit, rund 19 000 Kubikmeter Erdreich wurden bereits entfernt. Ende März soll dann mit den Arbeiten an der Bodenplatte begonnen werden.

Zwei ungewöhnliche Wohngebäude


Im rückwärtigen, dem Hackenviertel zugewandten Teil der Hofstatt entstehen derzeit zwei ungewöhnliche Wohngebäude: Das Eckhaus Hotterstraße/Hackenstraße mit seiner attraktiven denkmalgeschützten Fassade wird teilentkernt, komplett saniert und umgebaut. Wenige Meter weiter entsteht in der ruhigen Hotterstraße ein moderner Neubau, der einen besonders schönen Ausblick auf die Frauenkirche bieten wird. Beide Baumaßnahmen sind weit fortgeschritten.
Der Neubau an der Hotterstraße steht bereits auf solidem Fundament: Der Rohbau der Tiefgarage mit den Anwohner-Stellplätzen und einem unterirdischen Anlieferhof für die Einzelhandelsgeschäfte in der Hofstatt ist fertiggestellt. In der drei Stockwerke tiefen Baugrube wurden 38 000 Kubikmeter Erdreich abgetragen und abtransportiert und knapp 10 000 Kubikmeter Beton verbaut. Bis zum Sommer soll nun der Rohbau so weit aufgebaut sein, dass die Lärmschutzwand an der Hotterstraße demontiert werden kann.
Ebenfalls noch dieses Jahr sollen die Fassadenarbeiten abgeschlossen und die Ausbauten begonnen werden. Im Sommer/Herbst 2012 ziehen voraussichtlich die ersten Bewohner ein.
Ähnlich sieht der Zeitplan für den Altbau an der Ecke Hackenstraße/Hotterstraße aus. Die Teilentkernung des denkmalgeschützten Gebäudes und alle Rohbauarbeiten im Inneren konnten bereits abgeschlossen werden. Die Arbeiten an der wunderschönen Neobarock-Fassade laufen voraussichtlich bis Herbst. Anschließend kann das Gerüst abgebaut werden, der prachtvolle Bau bereichert dann wieder das Stadtbild im historischen Hackenviertel.
Die kniffligste Herausforderung für die Baustellenmanager stellt derzeit das alte Druckereigebäude des Süddeutschen Verlags dar, das ebenfalls unter Denkmalschutz steht. Im Rahmen der Bodenuntersuchungen war im Sommer 2009 festgestellt worden, dass Rückstände aus dem Druckereibetrieb in das Erdreich unter dem Gebäude gelangt sind. Seitdem laufen in enger Abstimmung mit dem Wasserwirtschaftsamt sowie dem Referat für Gesundheit und Umwelt die Sanierungsmaßnahmen, die zeitnah abgeschlossen werden sollen.

Die Deckenfelder
werden neu betoniert


Kein Stein auf dem anderen bleibt im Inneren des Gebäudes – zumindest was die Deckenkonstruktion anbelangt. Um die notwendige Tragfähigkeit des Gebäudes sicherzustellen, wird das denkmalgeschützte Stahlskelett Stück für Stück freigelegt. Deckenfelder werden abschnittsweise neu betoniert. Da die Statik der Betondecken nicht ausreicht, müssen sie reihum ersetzt werden – und zwar ohne dass dabei die historische Backsteinfassade in Mitleidenschaft gezogen wird. Ein Prozess, der voraussichtlich mehrere Monate dauern wird. „Die Sanierung des Druckereigebäudes ist aufgrund der Statik und der Lage des Gebäudes im Inneren des Areals extrem komplex“, so Markus Diegelmann, verantwortlicher Construction Manager bei Hines. Ziel sei dennoch auch hier, sämtliche Abbruch- und Rohbauarbeiten bis Jahresende abschließen zu können.
Im kommenden Jahr könnte dann auch die spektakuläre Stahlkonstruktion an ihren Platz zurückkehren, welche das Glasdach über dem Lichthof des Gebäudes trägt. Sie wurde demontiert und eingelagert. Ähnlich wie Dutzende von wertvollen alten Kassettentüren, Parkettböden, Ornamenten oder Stuckrosetten wird auch dieser Teil der Hofstatt in den kommenden Monaten fachgerecht instandgesetzt und restauriert, bevor er wieder an seinen alten Platz zurückkehren wird. (BSZ)

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