Bauen

Die sanierte Johann-Brunner-Mittelschule. (Foto: BBA Architekten)

30.09.2011

Neues Gesicht fürs alte Gebäude

Sanierung der Johann-Brunner-Mittelschule in Cham

Der Schulverband Cham entschloss sich, die bestehende Johann-Brunner-Volksschule mit rund 700 Schülern und somit 28 Klassenzimmern komplett zu sanieren. Nach erfolgreicher intensiver Planungsphase mit dem ortsansässigen Architekturbüro Harald Brunner konnte die Sanierung unter der Oberaufsicht des Projektsteuerers Hitzler-Ingenieure aus München beginnen. Das Raumprogramm stand fest, die Kosten waren abgesegnet, alle Mit-Zuständigen einverstanden mit den Umbaumaßnahmen.
Es wurde entschieden, die knapp 40 Jahre alten Gebäude in drei Bauabschnitten zu sanieren. Im 1. und 2. Bauabschnitt wurde das Schulgebäude, im 3. Bauabschnitt die zugehörige Dreifachturnhalle saniert. Um den Schulalltag aufrecht erhalten, musste eine 2-geschossige Containerlandschaft mit 75 Containern auf dem ehemaligen Lehrerparkplatz errichtet werden. Dorthin wurde jeweils eine Hälfte der Schule ausgelagert.
So konnte mit dem Rückbau begonnen werden. Bis auf das Grundgerippe aus Stahlbeton wurde alles rückgebaut und entsorgt. Für die Sanierung standen einige Grundregeln und Vorgaben fest, die aus behördlicher Sicht eingehalten werden mussten. Das neue Gebäude musste zum Beispiel behindertengerecht umgebaut werden. Also wurde an der südlichen Seite ein Aufzug angedockt. Auch in der Aula wurde ein kleiner Hubsteiger installiert. So konnte gewährleistet werden, dass ein gehbehinderter Schüler oder Lehrer alle notwendigen Teile des Gebäudes ohne fremde Hilfe erreichen kann.
Nach strengen Vorgaben der EnEV wurde geplant und entworfen. Das Gebäude sollte vor allem auch nach außen ein neues Gesicht erhalten. Die für die damalige Bauzeit typische Bänderfassade sollte unterbrochen werden und einer Lochfassade weichen. Die bestehenden übergroßen Öffnungsflügel konnten seit Jahren nicht mehr geöffnet werden. Es wurden Pfeiler und Wandscheiben in die Fassadenebene eingesetzt, um Struktur in der Fassade zu erhalten. Gewählt wurden zeitgemäße und langlebige Aluminium-Elemente in dunkelgrauem Farbton.
Das wechselnde Spiel von Öffnungsflügel, Festverglasung, Paneelfüllung und Oberlichter wirkt ausgeglichen. Der vorgelagerte Sonnenschutz wurde jeweils am 50 Zentimeter breiten Putzbalkon montiert, der rundherum mit Lochblech geschlossen ist. Bei heruntergelassenem Sonnenschutz erscheint der Balkon als vollseitig geschlossener Kubus, der an der Fassade hängt. Mit dem energetisch notwendigen Vollwärmeschutz konnten die Umbaumaßnahmen und Ergänzungen in der Fassade schnell verdeckt werden.
Farblich entschied man sich für langlebige, ruhige Farben an der Außenhaut. Mit seinen Weiß- und Grau-Tönen sollte das Gesamtbauwerk klar, einfach und keinesfalls aufdringlich wirken. Keine Verschnörkelung, keine impulsiven Farben, keine Modefarben.
„Klarheit, Einfachheit und Geradlinigkeit“ – nach diesen Schlagwörtern plante das Architekturbüro Brunner die Sanierung. Die äußere Struktur, das neue Erscheinungsbild wurde mit ihren klaren Kanten und geradlinigen Formen auch im Inneren umgesetzt.
Durch das Stahlbeton-Tragsystem mit seinen großen Spannweiten war der Innenausbau offen für alle Neuerungen und Ideen der Architekten. Ein Problem war der bestehende eher gering ausfallende Bodenaufbau. Auf den Stahlbetondecken wurde ursprünglich lediglich drei Zentimeter Verbundestrich aufgebracht. Keine Trittschalldämmung, keine Entkoppelung. Die Aufbauhöhe konnte jedoch nicht geändert werden, da der Anschluss an die Treppenhäuser wieder ohne Barrieren hergestellt werden musste.
Nach eingehender Beratung entschloss man sich, in den meisten Räumen mit einem Teppich als Bodenbelag zu arbeiten, um die Schallübertragung etwas eindämmen zu können. Unter anderem wurden alle Werkräume mit robustem Kautschukbelag ausgestattet. Auch war die Schallübertragung des Stahlbeton-Gerippes bei den Umbauarbeiten ein enormes Problem. Stemmarbeiten, Schlitzarbeiten, Dübelarbeiten und andere Arbeiten konnten lediglich nach Schulschluss durchgeführt werden. Der Lärm drang von einer Seite des Gebäudes ungehindert bis ans andere Ende, wo Unterricht stattfinden musste. Trotzdem gingen die Umbauarbeiten ohne größere Probleme durch.
Das Innenraumkonzept, das erarbeitet wurde, wurde ausschließlich mit Trockenbauwänden umgesetzt. Durch die extrem harte Gipsfaser-Beplankung kann so sichergestellt werden, dass mutwillige Beschädigungen im Bereich der Trockenbauwände weitgehend verhindert werden. Ein Vorteil unter anderem auch für sämtliche Möbel und Tafeln. Dieser harte Baustoff erlaubt, ohne zusätzliche Unterkonstruktion zu befestigen.
Formschöne schlichte Türzargen aus Alu mit stumpf-einschlagenden Türblättern runden jedes Klassenzimmer und jeden Raum ab. Granit-Fensterbänke passend zu den dunkelgrauen Aluminium-Fenstern schaffen genügend Platz für Pflanzen oder ähnliches. Die abgehängten Decken gewährleisten die notwendige Akustik.
Je zwei Klassenzimmern wird ein Gruppen- beziehungsweise Intensivraum zugewiesen. Festverglasungen zu diesem zwischengelagerten Raum lassen die Lehrer die Übersicht nicht verlieren. Diese können bei Bedarf durch die verschiebbaren Pinnwandanlagen geschlossen werden.

28 Klassenzimmer


Jedes Klassenzimmer wurde komplett neu ausgestattet. Viele hunderte Stühle und Tische in allen möglichen Größen, Schränke und Regale wurden eingebaut. Jedes Klassenzimmer wurde mit Beamer, einige auch mit Whiteboard ausgestattet. Insgesamt wurden 28 Klassenzimmer errichtet, die ebenerdige Teilunterkellerung wurde dem handwerklichen Unterricht gewidmet. Zwei qualitativ sehr hochwertig ausgestattete Werkräume, ein CNC-Raum und ein Industrieelektronik-Raum mit dazugehörigen Maschinen- und Lagerräumen bieten den Schülern höchsten Bildungskomfort.
Im Erdgeschoss befindet sich der Hauptzugang mit angegliederter großzügiger Aula. Da die Nachfrage und Forderung nach Mittagsbetreuung mit Catering immer wichtiger wird, wurde hier eine Mensa für die Verpflegung der Schüler mit eigener Küche eingebaut. Ein zusätzlicher Sanitär-Block wurde ebenfalls eingegliedert. Im Erdgeschoss findet man außerdem den Verwaltungsbereich.
Auch die Verwaltung kam nicht zu kurz. Es gibt ein großzügiges Lehrerzimmer für rund 60 Lehrkräfte mit eigener Teeküche, einen ebenso großen Konferenzraum, Besprechungsräume, Archive, ein Arztzimmer, Räume für Rektor, Konrektoren, Sekretärinnen sowie das Reinigungspersonal, ein Behinderten-WC mit Duschmöglichkeit sowie Platz für die Soziale Arbeit und die Hausaufgabenbetreuung. Alles wurde komplett neu eingebaut und bestückt.
Im nächsten Halbgeschoss befinden sich WTG, je zwei EDV-, und PCB-Räume sowie zwei Räume für Technisches Zeichnen, zwei Schulküchen und Klassenzimmer. Ein Halbgeschoss höher wurde neben einer Anzahl von Klassenräumen ein Musik- und ein Kunstraum eingeplant. Im obersten Geschoss sind die restlichen Klassenzimmer und zwei EDV-Räume untergebracht. Die WC-Blöcke wurden auf zeitgemäßen Stand gebracht. Formschöne Trennwände und exakt nach Plan verarbeitete Fliesenkombinationen mit abgestimmter Wandfarbe lassen die Sanitärblöcke seriös wirken.
Die Architekten erarbeiteten Farbkonzepte, Fliesenspiegel, bemusterten Möbel, Bilderrahmen, Vitrinen. Die Schule unterlag einem neuen Gesamtkonzept. Man kümmerte sich nicht nur um die Gebäudestruktur, auch die komplette Ausstattung in Form von Möbeln oder fachspezifischen Ausstattungsmaterialien lief durch eine umfassende Planung. Die langen Flure der Schule wurden aufgelockert, durch zurückgesetzte Nischen jeweils bei den Zugängen zu den Räumen.
Die Farbigkeit im Inneren beschränkt sich lediglich auf diese Nischen und die eine oder andere Stütze oder ein kurzes Wandstück. So werden Akzente gesetzt, ohne die Schule zu überladen. Die Bodenbeläge sind neutral gehalten. Auch die Möbel wirken ruhig und neutral in ihrer Farbigkeit. In den Klassenräumen wird als einziger Farbtupfer die Tafelwand in eine zarte Farbe getaucht. „Man kann die Aufmerksamkeit der Schüler schon allein durch die Gestaltung der Klassenräume – vor allem in der Farbigkeit – lenken“, so die Planer. Somit wird der Schüler nicht durch einen knalligen Fussboden oder farbige Schränke abgelenkt, sondern richtet seinen Blick automatisch Richtung Tafelwand.
Auch die zugehörige Dreifeldturnhalle wurde komplett geräumt und entkernt. Ein zusätzlicher Konditionsraum wurde angebaut. Im Foyer wurde eine kleine Teeküche installiert. Die sechs Umkleideräume mit dazugehörigen Duschräumen unterlagen einem klaren Gesamtkonzept. Die Ausstattung bietet modernen Komfort, die Fliesenwahl wirkt seriös.

Grüner Schwingboden


Die Dreifachturnhalle besticht durch ihren auffällig grünen Schwingboden. Die Akustik in der großen Halle wird durch die gelochten Prallwandplatten und die Akustikdecke ins richtige Maß gerückt. Die perfekte Ausstattung der Halle ermöglicht fast jeden Sportlerwunsch. Die frische Farbigkeit lädt zur Bewegung ein. Durch die großen Lichtdächer kann zu Tageszeiten auf künstliches Licht verzichtet werden. Seitliche Lamellenfenster wurden eingeschnitten und eingebaut. So wird die natürliche Belüftung reguliert.
Im Keller des Turnhallenkomplexes befindet sich die Zentrale Heizung für das gesamte Areal.
Die Außenanlagen wurden ebenfalls saniert. Die Architekten übernahmen die klare Struktur des Gebäudes gleichwirkend auf die Außenanlagen. Großzügige, jedoch einfache Gesten unterstreichen den Gebäudekubus. Ein breiter Treppenzugang zum Haupteingang, große Pflanztröge, die geradlinig und strukturiert in die Freiflächen eingesetzt wurden, großzügige Flächen für Spiel und Sport, eine Klasse im Freien und ein Wasserspiel wurden angeordnet. In den Pflanztrögen wachsen Bäume, ansonsten untermalen Buschwerk, Bodendecker und niedrige Bepflanzung das Schulgebäude.
 Durch die ständige Kostenkontrolle und die Wachsamkeit des Projektsteuerers, der Bauleitung und des Architekten konnten in diesem Bauvorhaben fast zehn Prozent der veranschlagten Kosten eingespart werden.
(Elisabeth Aumann)

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