Bauen

Eine Glasfassade dominiert die Vorderseite des Neubaus. (Foto: Fraunhofer IGCV/Andreas Heddergott)

29.04.2022

Neues Herzstück der Science City

Neues Gießereitechnikum in Garching

Das Fraunhofer-Institut für Gießerei-, Composite- und Verarbeitungstechnik IGCV bezog im Juli 2021 sein neues Gießereitechnikum in Garching. Genau zwei Jahre nach der Grundsteinlegung fand am 13. Oktober 2021 die offizielle Einweihung im Beisein von Gästen aus Politik, Industrie und Wissenschaft statt. Die geladenen Gäste zeigten sich beeindruckt von dem neuen Technikum, das fortan die Forschung entlang der gesamten Gießereiprozesskette beheimatet. Die Hauptnutzfläche von 1500 Quadratmetern beherbergt – mit der Gießereihalle im Mittelpunkt – verschiedene Funktionsbereiche. Ausgestattet mit der neusten Technik, bietet die neue Forschungsumgebung ideale Voraussetzungen, um die Gießereitechnik mit innovativen Ideen weiterzubringen.

Das Wissenschaftsgebiet der Gießereitechnik bildet eine der Kernkompetenzen des Fraunhofer IGCV. Geforscht wird im neuen Gießereitechnikum deshalb in den Themenbereichen Formstoffe, Sand- und Kokillengießverfahren sowie der Simulation. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen hier zentralen Fragen nach: Wie lassen sich Formgrundstoffe kombinieren? Wie können Gießprozesse vorhergesagt werden? Wie lassen sich Qualitätssicherungsmaßnahmen integrieren? Und – im Kontext von Industrie 4.0 – wie können gießtechnische Systeme in steuerungstechnische Gesamtlösungen eingebettet werden?

Platz genug bei der Suche nach Antworten finden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am neuen Standort mitten in der Garchinger „Science City“: Das hochmoderne Technikum ist auf einer Fläche von 36 500 Quadratmetern verortet, wo der neue Fraunhofer-Forschungscampus entsteht. Das Fraunhofer-Institut für Angewandte und Integrierte Sicherheit AISEC sowie das Fraunhofer-Institut für Eingebettete Systeme und Kommunikationstechnik ESK sind ebenfalls auf dem Areal angesiedelt. Unweit zum neuen Forschungscampus liegt der Garchinger Campus der Technischen Universität München. Angesichts der räumlichen Nähe zu umliegenden natur- und ingenieurwissenschaftlichen Fakultäten und Einrichtungen können bestehende Strategie- und Synergieeffekte besser genutzt und fortentwickelt werden.

Für die innovative bauliche Gestaltung ist das Architekturbüro HENN aus München verantwortlich, wo man sich von den Grundstrukturen sowie Gießereirohstoffen und -materialien inspirieren ließ. Das Erscheinungsbild leitet sich somit von Form- und Kernsand im Kontext der Gießereiprozesskette ab. Die nördliche Fassade orientiert sich dabei am Sandformprinzip. In Anlehnung an den Veredelungsprozess des Gießereiverfahrens wurden einzelne Elemente wie beispielsweise der Haupteingang final herausgearbeitet.

Im Zentrum des Entwurfs standen altgriechische und römische Tempel, die für Wissen stehen. Jene architektonischen Elemente finden sich im Säulenrhythmus der Forschungshalle wieder. Auch die Fassade sowie die Proportionen orientieren sich an altehrwürdigen Prinzipien wie dem goldenen Schnitt. Neben der Anlehnung an die Vergangenheit vereint der Kubus des Baukörpers auch neue Elemente, wodurch die Zukunft der Gießereitechnik hervorgehoben wird. Durch die Verbindung aus alt und neu entsteht ein markanter Baukörper mit unverkennbarem Charakter.

Das viergeschossige Institutsgebäude wurde als Stahlbetonbau mit Flachdecken und aussteifenden STB-Treppenkernen erstellt und mit einem gleichmäßigen Stützraster von 3,6 Meter konzipiert. Teilverglaste Elementtrennwände und Einbringöffnungen als MRG-Türen bieten Ein- und Ausblicke sowie Orientierung im Gebäude. Die Halle, die Werkstätten und Labore werden mechanisch be- und entlüftet. Die Bürobereiche sind in der Tiefe des Raums mechanisch belüftet, an Fassadennähe greift man auf eine natürliche Belüftung zurück. Insgesamt wurden 20 Arbeitsplätze in einem ausgewogenen Mix aus Großraum- und Zellstrukturen geplant, die den Ansprüchen der modernen Arbeitswelt gerecht werden.

Zwei massive Kerne im Osten und im Westen bieten Platz für Treppenhäuser, Aufzug, Technik- und Nebenräume. Daneben sind die Flächen für Werkstatt, Labor und Büroräume möglichst flexibel, frei und offen gehalten, um den geforderten Funktionsumfang zu ermöglichen. Das Herzstück des Gebäudes bildet die Versuchshalle, welche den traditionellen Gießprozesses räumlich widerspiegelt.

Einen besonderen Blickfang stellt auch die 485 x 720 Zentimeter große Aluminiumplatte dar, die gleichzeitig den Haupteingang des Gießereitechnikums bildet. Das Kunstwerk mit dem Titel „Cast History“ wurde von Katharina Gaenssler gestaltet. Der Eingang ist mit verschiedenen gusstechnischen Werkstücken wie Masken, Figuren, prähistorischen Urzeitfossilien sowie Gerätschaften, die von der Antike bis zur Gegenwart reichen, geschmückt. Im Kunstwerk spiegelt sich die Reflexion der Künstlerin über die jahrzehntealte Technik ein und desselben Prinzips wider, etwas in Form zu gießen. Während Gussobjekte der Etrusker oder Skythen noch handgefertigte Unikate waren, hat sich die heutige Technik weiterentwickelt, um den industriellen Anforderungen der Massenproduktion gerecht zu werden. In ihrem Werk greift die Künstlerin diese Entwicklung auf und vereint die Vergangenheit mit der Gegenwart. (BSZ)

 

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