Bauen

Der Neubau auf dem Gelände des Klosters Rebdorf. (Foto: Jens Weber)

06.02.2015

Schicke Schulkantine

Neubau eines Mensa- und Verwaltungsgebäudes im Klosterareal Rebdorf

Die historische Klosteranlage in Rebdorf erstreckt sich entlang eines Altwasserarms der Altmühl in Nord-Süd-Richtung auf einem länglichen, rechteckigen Grundstück mit den Abmessungen 500 x 100 Meter. Das Gelände fällt auf der kurzen Seite von der Pater-Moser-Straße zur Altmühl um etwa neun Meter ab. Kennzeichnend für die Bebauung auf den Areal ist, dass die Gebäude jeweils auf die Grundstücksgrenzen gesetzt sind:
– im Westen der so genannte Straßenbau entlang der Pater-Moser-Straße;
– im Osten der so genannte Wasserfrontbau entlang dem Altwasser der Altmühl;
– im Süden das so genannte Ökonomie Gebäude am Fischerbuck und
– im Osten und teilweise Süden: Umgrenzung durch die noch in großen Teilen erhaltene Klostermauer.
Erweiterungsmöglichkeiten im Baubestand sind beziehungsweise waren nur innerhalb dieser Grenzbebauung möglich beziehungsweise als Ersatz für die historische Bebauung. Die Geschlossenheit und Einheitlichkeit der Außenansichten der Klosteranlage (185 Meter Gabrielifassade an der Altmühl; 115 Meter Straßenfrontfassade und 41 Meter Klosterfassade an der Pater-Moser-Straße) prägen das Ortsbild entscheidend und sollten im Rahmen des Neubaus eines Mensa- und Verwaltungsgebäudes im Klosterareal für die Realschule nicht verändert werden.
Durch den Abbruch des ehemaligen Schwesternbaus wurde die Nordfassade der Klosterkirche und der Kopf des Wasserfrontbaus freigestellt und die Nordansicht des Klosterkomplexes aufgewertet.
Durch die Baukörperstellungen der Gebäude ergeben sich PlätzeHöfe mit unterschiedlichen Abmessungen und Proportionen, die beim Durchschreiten zu unterschiedlichen Raumeindrücken führen: Kreuzgarten um den Kreuzgang; „Gabrieli Hof“; großer Pausenhof; Hof Aula-Fachklassen und Ökonomie Hof.
Die Verlegung des Busverkehrs aus dem Schulareal vom großen Pausenhof zu einer neu errichteten Bushaltestelle bedeutet nicht nur eine entscheidende verkehrstechnische Verbesserung der Situation, sondern ermöglicht auch die Chance einer Neugestaltung des Pausenhofs, da die notwendige Fläche für die Wenderadien der Busse entfällt.
Wie auf dem Tuschblatt von Moritz Pedetti 1751 dargestellt, war die große Hoffläche (Pausenhoffläche) in der Barockzeit mit einem zweigeschossigen Gebäude bebaut; die restliche Freifläche war mittig in der Längsrichtung geteilt, in eine befestigte Platzfläche und eine höherliegende grüne Gartenanlage. Der Höhensprung von etwa drei Metern zwischen dem Eingang Straßenfront und dem Eingang Wasserfront wurde durch eine eingeschossige Stützmauer abgefangen; als Einfriedung des Gartens und zur Absturzsicherung ist auf der Zeichnung ein Zaun mit Mauerpfeilern zu erkennen. Diese Gliederung des Hofs entfiel erst im 19. Jahrhundert; der Platz wurde von jeglicher Bebauung freigeräumt und eingeebnet.
Im 20. Jahrhundert versuchte der für den Erweiterungsbau der Schule (Aula/ Turnhalle) verantwortliche Architekt Franz Kiessling den Hof mit zwei längs des Straßenfrontbaus verlaufenden Stützmauern mit 1,20 Metern Höhe zu gliedern, um so den Höhensprung innerhalb des Pausenhofes zu bewältigen.

In den Hang eingegraben


Der Neubau ist ein zweigeschossiger schmaler, langer Baukörper (46 x 12 Meter) am westlichen Rand des Schulhofs, parallel zum Straßenfrontbau. Das Sockelgeschoss steht mit seiner Vorderkante am jetzt bestehenden Höhersprung im Gelände und wirkt wie eine Stützmauer. Die Räume dahinter sind in den Hang eingegraben und bilden die Zugangsebene für den Straßenfrontbau.
Das Obergeschoss wird ebenerdig vom Niveau Straßenfrontbau erschlossen. Durch die Stellung des Baukörpers wird die ungegliederte Hoffläche in eine Platzabfolge von zwei Höfen unterteilt: Eingangshof an der Durchfahrt, quadratisch; Betonung der Zugänge zum Kreuzgang/Kreuzgarten und Verwaltungsräume Maria Ward sowie Pausenhof; rechteckig; Hauptzugang Maria Ward (Mittelrisalit Wasserfrontbau) und Zugang Aula/Turnhalle.
Die Gebäudehöhe des Neubaus liegt unter der Traufhöhe des Aula/Turnhalle-Gebäudes. Durch diesen Umstand und die Freistellung des Baukörpers ist die dahinterliegende Straßenfrontbebauung auch auf der Pausenhofebene weiterhin wahrnehmbar.
Das neue Gebäude wirkt durch seine starke Horizontalität lagernd sowie zurückhaltend und ordnet sich durch seine – im Vergleich zur umgehenden Bebauung – niedrigen Traufhöhe dem Baubestand unter. Beide Geschosse werden unterschiedlich ausgebildet:
– Sockelgeschoss: wie eine Stützwand; massiv; Lochfassade beziehungsweise Mauerscheiben;
– Obergeschoss: Durch eine Verglasung auf allen vier Seiten ist eine Durchsicht von der Straßenfrontebene und der Pausenhofebene gewährleistet und das Dahinter sichtbar.
Die Verschiedenartigkeit der beiden Geschosse wird durch die Auskragung des Obergeschosses unterstrichen. Das Loggia-Motiv des Kiessling Baus wird durch die Auskragung im Neubau wieder aufgegriffen. Auf der Straßenfrontebene ist der Baukörper als eingeschossig erfahrbar – hier ist auch der Hauptzugang zur Mensa. Dem Besucher der Mensa bietet sich ein Überblick über den gesamten Pausenhof und den Wasserfrontbau; in der Cafeteria blickt man auf die besonders schönen Fassaden der Prälatur des Klosterkomplexes.
Nach dem Umzug der Mädchenrealschule Maria Ward im Jahr 2013 werden jetzt 1400 Schüler in Rebdorf unterrichtet – teilweise im Ganztagesschulzweig.
Angestrebt sind bei der Schulanlage von Autoverkehr kreuzungsfreie Schulwege. Ein Überqueren der Pater-Moser-Straße für die Schüler soll vermieden werden.
Das schulaufsichtlich genehmigte Raumprogramm für beide Schulen kann im historischen Baubestand des Klosters fast vollständig untergebracht werden. Bei den wenigen Neubauten ist eine Verdichtung der baulichen Anlage erstrebenswert (durch das weitläufige Schulareal sind nämlich teilweise Wege von 300 Metern von Klasse zu Klasse zurückzulegen).
Durch den Neubau einer Mensa in der Mitte des Schulareals wurde ein neues Zentrum innerhalb der Schule geschaffen; die notwendige Versorgung der Schüler über die Mittagszeit kann somit angeboten werden.
Falls in der Zukunft die Nutzungen und Anforderungen der Schule sich ändern, kann der Solitär des Mensa- und Verwaltungsgebäudes ohne Eingriff in die historische Bausubstanz wieder entfernt werden. (BSZ) (Der zweigeschossige Baukörper ist 46 Meter lang und zwölf Meter breit; Blick in die Mensa - Fotos: Jens Weber)

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