Bauen

Stadtplanung der Maxvorstadt 1808. (Foto: Hauptstaatsarchiv München)

21.01.2011

Stadtentwicklung mit Struktur

Die Lokalbaukommission München blickt auf eine ereignisreiche Vergangenheit zurück

Die Lokalbaukommission (LBK) München ist heute die größte Baugenehmigungsbehörde Deutschlands. Naturschutzbehörde, Denkmalschutz und Bauaufsichtsbehörde, um nur einige Bereiche zu nennen, liegen in ihrer Zuständigkeit. Ein Apparat von 250 Beschäftigten im öffentlichen Dienst betreut und organisiert alles in der Großstadt München – vom privaten Bauantrag bis hin zur Genehmigung neuer Stadtviertel.
Ein Blick zurück in die Geschichte Münchens gibt Aufschluss darüber, wie diese vielseitige Kommission einst entstanden und gewachsen ist. In ihrem Buch Lokalbaukommission München 1805 bis 2005 beschreibt die Historikerin Christine Rädlinger die Geschichte der Münchner Bauaufsicht.
Alles begann eigentlich mit dem Brandschutz, der im 13. und 14. Jahrhundert von den so genannten städtischen Kundschaftsherren vorgenommen wurde. Damals waren die Männer auf den Kirchtürmen postiert und wachten über die Dächer der Stadt. Denn es war allzu oft passiert, dass aufgrund der Holzbauweise Brände entstanden und sich schnell ausbreiten konnten. Hinzukamen notwendige Hygienevorschriften und Schutzmaßnahmen zur allgemeinen Sicherheit der Bürger. So entstand mit der Zeit eine Kontrollinstanz, die sich um all diese Belange zu kümmern hatte. Später wurde damit die städtische Polizei beauftragt.
Die Einwohnerzahl Münchens nahm im Laufe der Zeit stark zu, „gegenüber 15 000 Einwohnern, die 1650 gezählt wurden, lebten gegen Ende des 18. Jahrhunderts nun etwa 33 000 Menschen in der Stadt“, schreibt Rädlinger. Also wurde fleißig gebaut. Baugrund jedoch war knapp. So baute man in die Höhe, wofür alsbald strenge Bauvorschriften galten. 1805 wurde auf kurfürstliches Geheiß hin die Baupolizeikommission gegründet. Namhafte Mitglieder waren Carl von Fischer, Anton Baumgartner und Friedrich Ludwig Sckell. Stadterweiterung hieß die Devise. Dafür wurde fachmännisch das Baumaterial überprüft und für Handwerker gab es seither auch eine eigene Bauschule. „Anfang und Mitte des 19. Jahrhunderts kamen die Ludwig-, Isar- oder Maxvorstadt zu München“, erklärt der derzeitige Leiter der LBK, Cornelius Mager. „Auch das damalige Dorf Haidhausen wurde 1854 mit der Au und Giesing eingemeindet.“

Baulinien beibehalten


„Von einem für Stadtplanung und Stadtgestaltung zuständigen Fachgremium“, schreibt Rädlinger, „entwickelte sich die LBK zu einer Behörde, zuständig für Bauaufsicht und Baukontrolle.“
Doch nicht immer nahm man die behördlichen Entscheidungen so ganz kritiklos hin. Gab es Einschränkungen beispielsweise für die Maurer auf der einen Seite oder finanzielle Einbußen für die Bauherrn auf der anderen Seite, so war Einspruch programmiert. Besonders unter Druck stand die Behörde, als 1854 in München wieder eine Choleraepidemie ausbrach, die vielen Menschen das Leben kostete. Jetzt musste gehandelt werden. Hygieneforscher Max von Pettenkofer forderte bauliche Veränderungen, um eine „gute Luftzirkulation“ zu gewährleisten. Das bedeutete, die Gebäudehöhe musste reduziert werden und der Raum zwischen den Bauten durfte nicht weniger als „sechs Meter“ betragen.
Doch es sollte noch schlimmer kommen. „Nach Ende des Zweiten Weltkriegs waren 80 Prozent der gesamten Münchner Bausubstanz vollkommen zerstört“, so Mager. In dieser Zeit koordinierte und organisierte das so genannte Wiederaufbaureferat die anstehenden Aufgaben. „Um das Gepräge der Stadt zu erhalten, behielt man die Baulinien bei und baute Zerstörtes behutsam auf“, erklärt der LBK-Chef. Doch nach Kriegsende sollte in jedem Fall auch Neues entstehen. „Die moderne und autogerechte Stadt war gefragt“, beschreibt Mager den allgemeinen Bürgerwunsch.
Heute nach gut 50 Jahren hat sich wieder vieles geändert. Reimund Andres, Leitender Baudirektor der LBK, definiert ihre Aufgaben mit neuen Vorzeichen. „Die Eigenverantwortlichkeit des Bauherrn wird zunehmen, die Prüfungen durch die LBK werden weniger. Hat zuvor die Kommission gehaftet, so übernimmt nun der Bauherr die Verantwortung.“ Dabei würden Bauvorhaben im Bestand, also Renovierung, Aufstockung, Aus- und Neubau eine große Rolle spielen.
Da Andres für München Mitte zuständig ist, kennt er natürlich die Projekte, die in nächster Zeit für die Altstadt geplant sind. „Ähnlich den Fünf Höfen werden zum Beispiel in der Baulücke der Sendlinger Straße Geschäfte und Einkaufspassagen entstehen.“ Und für neue Wohnungen, so Andres, gelte die aktuelle EnEV (Energieeinsparungsverordnung). Moderne Hochhausarchitektur darf wegen der historischen Stadtsilhouette nicht innerhalb des Mittleren Ringes gebaut werden. „Doch das 88 Meter hohe SZ-Hochhaus in Berg am Laim und der ADAC-Skyscraper (87 Meter) in der Hansastraße“, wendet Andres ein, „verleihen München ein modernes Gesicht.“ (Eva-Maria Mayring)

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