Bauen

Knapp 26 Millionen Euro wurden in den Neubau investiert. (Foto: Herrmann Rupp)

01.07.2011

Studieren im Allgäu

Neubau für Technik und Sozialwesen für die Hochschule Kempten

An der Hochschule Kempten sind derzeit über 3000 Studierende immatrikuliert. Die Hochschule im Allgäu ist wegen der stetig wachsenden Studentenzahlen mit einem fünften Bauabschnitt um 4100 Quadratmeter Nutzfläche erweitert worden.
Das Preisgericht des Realisierungswettbewerbs empfahl im September 2007, den mit dem ersten Preis ausgezeichneten Entwurf des Architekturbüros Karl + Probst aus München zu realisieren. Das Preisgericht des Kunstwettbewerbs empfahl im Juni 2010, die Künstlergruppe Netzhalde mit der Realisierung ihres Wettbewerbsentwurfs zu beauftragen.
Das Baugrundstück befindet sich auf dem Hochschulgelände südlich des Stadtzentrums. Es schließt südlich an Bestandsgebäude der Hochschule Kempten an und liegt westlich der stark befahrenen vierspurigen Bahnhofstraße.
Die drei Baukörper Kopfbau Nord, Hörsaaltrakt und Kopfbau Süd greifen den kubischen Charakter der nördlich liegenden Hochschulgebäude auf und schließen den Campus zur Bahnhofsstraße mit einem lärmpuffernden Flur ab.
Das Gelände fällt um ein Geschoss nach Norden ab. Dieser Geländeverlauf wird in zwei Untergeschossen durch drei Tiefgaragen mit 220 Stellplätzen genutzt. Die Stellplätze sind notwendig, da viele Studierende und Mitarbeiter aus dem ländlichen Umland kommen und auf eine individuelle Anfahrt angewiesen sind. Ein offener Fahrradgang bietet außerdem Platz für etwa 120 Fahrräder.
Das Baufeld wurde durch den Abbruch eines maroden Hochhauses freigemacht. Im Baugrund wurden Kontaminationen mit kohlenstoffhaltiger Schlacke gefunden, die fachgerecht entsorgt wurden.
Der viergeschossige Kopfbau Süd und der zweigeschossige Kopfbau Nord werden durch einen eingeschossigen Hörsaaltrakt mit vorgelagertem Flur verbunden. Im Kopfbau Süd belichtet ein Innenhof die Flure und im Kopfbau Nord ein großes Oberlicht einen zweigeschossigen Luftraum.
Insgesamt sind zehn Vorlesungssäle, 16 Laboratorien, neun Seminarräume und etwa 45 Büros entstanden. Die Räumlichkeiten werden für die bereits bestehende Ausbildungsrichtung Technik und für die neue Ausbildungsrichtung Gesundheits- und Sozialwesen mit insgesamt 460 Studierenden genutzt.

200 Bohrpfähle


Der schwierige Baugrund bedingte eine Gründung durch 200 Bohrpfähle, die mit frei tragenden Bodenplatten ausgeführt wurden. Der Ortbetonskelettbau mit aussteifenden Kernen wird von einer Ortbetonfassade massiv umschlossen. Die Geschossdecken bestehen aus kugelförmigen Kunststoffhohlkörpern zur Einsparung von Eigengewicht.
Der massiven Ortbetonfassade ist eine hinterlüftete, verputzte Lochfassade mit Aluminiumfensterbändern vorgehängt.
Der Kopfbau Süd wird von Süden im Erdgeschoss und von Norden im 1. Untergeschoss ebenerdig erschlossen. In dessen Zentrum liegt als zentraler Kommunikationsbereich das Foyer. Dieses verbindet über eine Sitzstufenanlage das Erdgeschoss und das 1. Untergeschoss. Dem zweigeschossigen Foyer ist eine Cafebar des Studentenwerks zugeordnet.
Die innere vertikale Erschließung erfolgt über vier notwendige Treppenräume und einen Treppenraum aus der Tiefgarage im 2. Untergeschoss. Rollstuhlgerechte Zugänge zum Gebäude, rollstuhlgerechte und barrierefreie WC-Anlagen, rollstuhlgerechte Aufzüge sowie Induktionsschleifen in Seminarräumen beziehungsweise Hörsälen ermöglichen Studierenden und Mitarbeitern mit körperlichen Einschränkungen den Besuch der Hochschule.
Die Oberflächen sind in Weiß, Sichtbeton und in Rottönen gehalten. Der Hörsaalflur und das Oberlicht im zweigeschossigen Luftraum sind mit Verkleidungen in Rottönen versehen, die Treppenhausgeländer aus Stahl sind Rot lackiert. Die Böden sind mit Schwarz marmoriertem Linoleum belegt. In den Hörsälen befindet sich unter dem schwarzen Hörsaalgestühl Rot marmorierter Linoleum. Die Verkehrsflächen im Gebäude sind aus Terrazzo-Estrich.
Westlich des Hörsaaltrakts wurde im Kontrast zum steinernen Forum südlich der im Jahr 2010 erweiterten Mensa ein grüner Gartenhof mit einem campusinternen orthogonalen Wegesystem aus Betonplatten, Sitzgelegenheiten aus Beton und Holz und zwei mit Wasser gefüllten Betonbecken angeordnet. Der südliche Vorplatz, dessen Boden dem Dach von Technikzentrale und südlicher Tiefgarage entspricht, ist landschaftsplanerisch als Eingangsbereich gestaltet. Der Weg vom südlichen Vorplatz durch das Foyer bis in den Gartenhof wird durch zwölf farbige Leucht-Skulpturen, die in derselben Höhenlage schweben, begleitet.
Gebäude- und Haustechnikkonzept halten aufgrund der hoch gedämmten Fassaden und Dächer, der Wärmeschutzverglasung und der effizienten Haustechnik die EnEV 2009 und das EEWärmeG 2009 ein. Auf dem Kopfbau Süd wird eine Photovoltaik-Anlage zur Rückspeisung errichtet. Die Wärmeversorgung erfolgt über das liegenschaftsinterne Nahwärmesystem, das an ein Fernwärmenetz angeschlossen ist. Eine CO2-einsparende Absorptionskältemaschine stellt die Grundkühllast bereit.

Kaltwasser-Pufferspeicher


Das Kühlkonzept sieht eine vorrangige Nutzung „freier Kühlung“ und eine nachrangige Kühlung mittels Absorptionskältemaschine vor. Die Spitzenlasten werden durch einen Kaltwasser-Pufferspeicher abgedeckt. Die Abwärme des vorhandenen Blockheizkraftwerkes und die Fernwärme werden im Sommer zur Kühlung genutzt.
Ein Gebäudeautomationssystem übernimmt die Schalt-, Mess-, Steuerungs- und Regelungsfunktionen für einen wirtschaftlichen Betrieb. In den öffentlichen Bereichen wird die Beleuchtung über Präsenzmelder gesteuert. Alle Aufenthaltsräume besitzen eine Einzelraumregelung.
Das Foyer wird über Luftauslässe in den Sitzstufen beheizt. Diese Zuluft wird durch den Flur geführt und am nördlichen Ende abgesaugt. Da der Flur keinen außen liegenden Sonnenschutz besitzt, wird der Flur im Sommer durch diesen Luftstrom durch Abfuhr der Wärme gekühlt. Die Tiefgarage wird im Normalfall natürlich und bei CO2- oder Rauchwarnung mechanisch be- und entlüftet.
Beheizte und gekühlte Räume werden über kombinierte Heiz-Kühl-Decken im Winter mit Warmwasser beheizt und im Sommer mit kaltem Wasser gekühlt. Die Lüftung der Hörsäle und Seminarräume erfolgt über eine zentrale raumlufttechnische Anlage. Zur Gewährleistung des hygienisch erforderlichen Luftwechsels werden die Zuluftvolumenströme durch Energie sparende CO2-Luftqualitätsfühler gesteuert. (Monika Schill-Fendl)

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