Bauen

Das Quelle-Areal in Nürnberg. (Foto: Luftbild Nürnberg, Hajo Dietz)

24.12.2010

Täglicher Kampf im Investitionen

Diskussionsveranstaltung über innovative Stadtentwicklung

Nürnberg, Leipzig und Bremen – drei Städte, die über unterschiedliche wirtschaftliche, soziale, kulturelle und demografische Strukturen verfügen und die dennoch ein Thema vereint: „koopstadt“. Hinter dem Begriff verbirgt sich ein Stadtentwicklungsprojekt mit dem Ziel, sich bis 2015 gezielt über Erfahrungen mit innovativen Stadtentwicklungsprojekten auszutauschen. Die Vergleichbarkeit ist dadurch gegeben, dass alle drei Städte eine relativ kompakte Stadtstruktur mit rund einer halben Million Einwohner haben. Als Grundlage für den Erfahrungsaustausch dienen drei Themenfelder: ökonomische Innovation und kreative Milieus, urbane Lebensqualität und regionale Kooperationen.

Viele aktuelle Probleme
sind nicht wirklich neu


Die Diskussionsveranstaltung „Stadtentwicklung – alles neu?!“ in Nürnberg bildete den Auftakt zu einer Diskussionsreihe im Rahmen des Projekts „koopstadt“. Hierzu eingeladen hatte der Treffpunkt Architektur Mittel- und Oberfranken der Bayerischen Architektenkammer. Das Podium war mit Vertretern des Bundes, des Landes und der Stadt prominent besetzt: Oberbürgermeister Ulrich Maly (Nürnberg), Ulrich Hatzfeld (Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung) und Josef Poxleitner (Leiter der Obersten Baubehörde). Den Einführungsvortrag hielt Professor Regine Keller (Dekanin der Fakultät für Architektur der TU München).
„Unser Blick geht zuerst zurück und dann nach vorn. Hierbei müssen wir uns die Frage stellen, welche Impulse auf eine Stadt einwirken – im positiven wie auch negativen Sinn.“ Keller machte anhand zahlreicher anschaulicher Beispiele der Stadtentwicklungsgeschichte deutlich, dass viele unserer aktuellen Probleme nicht wirklich neu sind. In der Gründerzeit im 19. Jahrhundert zum Beispiel ging es bei der Stadtentwicklung auch schon um den „Kampf um Freiräume“, wie zum Beispiel Parkanlagen. Ebenso stand die Konzeption der Gartenstädte im Mittelpunkt zahlreicher Diskussionen. Und auch wenn das damit im Zusammenhang stehende Thema Selbstversorgung damals – zwischen den beiden Weltkriegen – eher „aus der Not heraus entstanden ist“: Heute erhalten genau diese Auseinandersetzungen vor dem Hintergrund permanenter Nachhaltigkeitsdiskussionen einen anderen, neuen Stellenwert, so Regine Keller. Aus ihrer Sicht gibt es bei jedem konkreten Problem immer auch Potenzial für neue, kreative Ansätze.
In der sich anschließenden Diskussion waren sich zunächst alle Diskutanten einig, dass Stadtentwicklung ein „Thema des Lokalteils und Teil der Wirklichkeit ist“, so Hatzfeld. Kritisch bewertete das Podium allerdings die Kürzung der Städtebauförderung von 610 auf 455 Millionen Euro, die vom Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags beschlossen worden war.
„Die Reduktion der Städtebaufördermittel trifft mich sehr“, erklärte Poxleitner. Da ein Euro Städtebauförderung bis zu acht Euro an weiteren Investitionen nach sich ziehe, sei dies „ein Drama“. Für Nürnbergs Oberbürgermeister Maly stellt die Städtebauförderung „die einzige Fördermöglichkeit dar, um gezielt in Grünflächen zu investieren“. Dabei müsse gerade der „Freiraum und öffentliche Raum stärker in den Fokus der Mittelförderung gestellt werden“.
Kritisch bewertete die Landschaftsarchitektin Keller, dass die „kommunale Ebene bei Stadtteilprozessen von den Interessen der Investorenebene geleitet werden“. Mit Blick auf den „täglichen Kampf um Investitionen“ erwiderte Maly, dass „sich aber auch immer ein Architekt finde, der diese Investitionen plant“. Er selbst habe den Anspruch, dass Architekten und Stadtplaner bei den Planungsprozessen auch ihr Werk gegenüber der Öffentlichkeit erläutern müssten. Hierbei gelte es „die Sehnsucht nach Heimatgefühlen“ zu berücksichtigen.

Der Dialog zwischen allen Beteiligten ist sehr wichtig


Wie wichtig bei allen Planungsprozessen der Dialog zwischen den Bürgern und unterschiedlichen Interessensparteien ist, fand bei allen Beteiligten Zuspruch. Sehr präsent waren an diesem Punkt der Diskussion die Erfahrungen rund um „Stuttgart 21“. Mit einer gewissen Portion Selbstkritik kam Hatzfeld auf das „Hauptproblem unserer Zeit zu sprechen: Wir schaffen es nicht positive Bilder zu besetzen, obwohl wir eigentlich hier in Deutschland in einer Art Paradies leben“. Auf die Frage, wie die Vision für Nürnberg aussehe und wo die Stadt in zehn Jahren stehen soll, zog der Oberbürgermeister ein eher allgemeines denn konkretes Resümee, dass nämlich die Grundlage jeglichen Handelns die Bewahrung und Förderung der Lebensqualität sein müsse. (Beate Zarges)

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