Bauen

Das bayerische Bau- und Ausbaugewerbe bleibt optimistisch. (Foto: Bilderbox)

30.11.2012

Verdruss über wachsende Bürokratie

Die Landesvereinigung Bauwirtschaft Bayern meldet weitgehend gute Wirtschaftsdaten, wünscht sich aber weniger gesetzliche Einschränkungen

Fast 70 Prozent der Baubetriebe bezeichnen die Geschäftslage in diesem Herbst als gut bis sehr gut, so Hans Auracher, Sprecher der Landesvereinigung Bauwirtschaft Bayern (LVB). Nur zwei Prozent seien unzufrieden, laut Auracher ein historischer Tiefpunkt. Das Ganze werde von den Betrieben, die im Ausbau tätig sind, noch übertroffen: Hier sprechen 72 Prozent der Unternehmer von guten bis sehr guten Geschäften. „Das ist sozusagen die von den Unternehmen gefühlte Stimmung – bei den Umsätzen zeigt sich schon ein differenziertes Bild“, erklärte der LVB-Sprecher. Einerseits habe sich die Entwicklung auf einem für die Betriebe zufriedenstellenden Niveau stabilisiert.
60 Prozent der Bau- und 65 Prozent der Ausbaubetriebe bezeichnen ihre aktuelle Umsatzsituation als gut. 38 Prozent der Bau- und 33 Prozent der Ausbaubetriebe würden ausreichende oder befriedigende Umsätze realisieren. „Damit“, so Auracher, „haben sich die Werte im Vorjahresvergleich noch einmal leicht verbessert.“
Große Sprünge nach oben, wie sie noch im Herbst vergangenen und im Frühjahr diesen Jahres bei vielen Betrieben zu verzeichnen waren, würden jedoch in diesem Herbst ausbleiben. Diese Statistik belege diese Entwicklung: So konnte der Umsatz im Baugewerbe von Januar bis August verglichen mit dem Vorjahr nur noch um 1,6 Prozent zulegen. Da die Umsätze in der 2. Jahreshälfte aber ordentlich zulegten, geht die LVB von einem Umsatzwachstum am Bau von etwa 2,5 Prozent in diesem Jahr aus. Als Konjunkturlokomotiven bezeichnete Auracher den Wohnungs- und gewerblichen Bau, während der Öffentlichen Bau kränkelt und man froh sein dürfe, wenn am Ende des Jahres eine schwarze Null steht.

Komfortable Auftragsbestände


Dank der noch stabilen Konjunktur seien die Erträge im bayerischen Bau- und Ausbaugewerbe bei den meisten Betrieben im Vorjahresvergleich unverändert. Etwa jeder dritte Bauunternehmer könne gute Erträge erzielen, knapp zwei Drittel immerhin ausreichende Gewinne. Im Ausbaugewerbe spreche jeder zweite Befragte von guten Erträgen, knapp die Hälfte von wenigstens befriedigenden.
Die Auftragsbestände sind laut Auracher weitgehend komfortabel und stabil. Dagegen würden die Baupreise in den Gewerken der LVB mit der insgesamt guten konjunkturellen Entwicklung vor allem im Bauhauptgewerbe nicht mithalten können.
Für das kommende Halbjahr erwarten laut LVB-Konjunkturprognose 43 Prozent der Betriebe gute und 54 Prozent zumindest zufriedenstellende Geschäfte. Damit sind die Erwartungen auf ähnlich hohem Niveau wie vor einem Jahr. Für Auracher ein sehr positives Signal. Gleichzeitig würde man im Bau- und Ausbaugewerbe gute Erwartungen an die Ertragslage beobachten – im Baubereich werden sogar steigende Auftragsbestände erwartet.

Positiver Beschäftigungstrend


Positiv fällt auch der Blick auf die Beschäftigtenzahl aus. Im Monatsdurchschnitt seien heuer ein Prozent mehr Menschen beschäftigt gewesen als vor einem Jahr. Die Herbstumfrage stimmt den LVB-Sprecher ebenfalls optimistisch, dass sich dieser positive Beschäftigungstrend in den kommenden Monaten fortsetzen wird, sodass man auch 2013 ein leichtes Beschäftigungsplus erwarten kann.
Auch die hohe Ausbildungsleistung der Betriebe könne weitgehend gehalten werden, betonte Auracher. Er wies in diesem Zusammenhang auf zunehmende Probleme der Betriebe bei der Nachwuchsgewinnung hin. Die rückläufigen Absolventenzahlen der bayerischen Mittelschulen würden dieses Problem in den nächsten Jahren noch verschärfen.
Kritisch äußerte sich der LVB-Sprecher zu der vom EU-Parlament geplanten Ausdehnung der Tachographenpflicht auf Fahrzeuge ab einem zulässigen Gesamtgewicht von 2,8 Tonnen, sobald diese weiter als 100 Kilometer vom Firmensitz entfernt eingesetzt werden. Bislang gelte eine Grenze von 3,5 Tonnen. Davon betroffen wären laut Umfrage – hochgerechnet auf die rund 30 000 Bau- und Ausbaubetriebe in Bayern – mindestens 80 000 Fahrzeuge in den Bau- und Ausbaubetrieben der Mitgliedsverbände. Die Landesvereinigung Bauwirtschaft Bayern fordert vom EU-Parlament dringend eine Korrektur der novellierten Verordnung. Denn durch die geplante Ausdehnung der Tachographenpflicht entstünden neue bürokratische Belastungen und hohe Kosten ohne jeden erkennbaren Nutzen.
Beklagt werden von den Mitgliedsbetrieben der LVB laut Auracher in erster Linie der Fachkräftemangel sowie die steigenden gesetzlichen Vorschriften und Abgaben. „Ich hätte mir daher gewünscht, dass der Koalitionsausschuss sich beim Thema Gesundheit auf eine Absenkung des Krankenversicherungsbeitrags geeinigt hätte, statt auf die Abschaffung der Praxisgebühr. Ich hätte mir auch gewünscht, dass beim neuen Rundfunkstaatsvertrag die Interessen der mittelständischen Unternehmen mehr berücksichtigt worden wären. Denn die ab Januar 2013 geltenden neuen Rundfunkgebühren treiben die Kosten für viele Betriebe, vor allem für die größeren mit etlichen Betriebsfahrzeugen, deutlich in die Höhe.“

Zunahme von
unlauterer Konkurrenz


Außerdem würden die Unternehmer wieder eine Zunahme von unlauterer Konkurrenz beobachten. Vor allem die Zahl osteuropäischer selbständiger Handwerker in Deutschland sei sprunghaft gestiegen, insbesondere in den zulassungsfreien Handwerken.
Ferner mache der weiterhin hohe Preisdruck vielen LVB-Betrieben genauso zu schaffen, wie die öffentliche Vergabepraxis. Schwarzarbeit wird laut Auracher vor allem im Bauhauptgewerbe als Kernproblem genannt – ebenso die weggefalleneWohnbauförderung. Erfreulicherweise werde die Kreditvergabepraxis der Banken selten als Problem dargestellt. Gleichzeitig wies der LBV-Sprecher jedoch darauf hin, „dass wir als Handwerker mit Sorge die künftigen Finanzierungsvorschriften der Banken beobachten – Stichwort Basel III“. Die Umsetzung von Basel III dürfe nicht die Kreditvergabe an Handwerksbetriebe verschlechtern, forderte Auracher. (Friedrich. H. Hettler)

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