Bauen

Ein Teil des Bauzentrums Poing aus der Vogelperspektive. (Foto: Messe München)

09.10.2020

"Von der ersten Idee bis zur finalen Umsetzung"

Reinhard Pfeiffer, Stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe München, über die Entwicklung des Bauzentrums Poing

Nach einer vorübergehenden Schließung aufgrund von Covid-19 hat das Bauzentrum Poing seit dem 13. Mai wieder geöffnet. Damit sind auch die rund 60 Musterhäuser des Bauzentrums wieder zugänglich, wenn auch unter strengen Auflagen. Die Bayerische Staatszeitung sprach mit Reinhard Pfeiffer, Stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe München, unter anderem über das Konzept des Bauzentrums und geplante Neuerungen sowie Highlights in Poing.

BSZ Herr Pfeiffer, was war 1999 ausschlaggebend beziehungsweise die Intention, das Bauzentrum Poing aus der Taufe zu heben?
Reinhard Pfeifer Dazu muss ich ein wenig ausholen. Das Bauzentrum und die Messe München sind seit langer Zeit miteinander verbunden. Zwischen 1964 und 1999 hat die Messe München das Bauzentrum in der Radlkoferstraße, direkt neben dem ehemaligen Messegelände auf der Theresienhöhe, in Eigenregie betrieben. Nach dem Umzug der Messe nach Riem im Jahr 1998 wurde nach einem neuen Standort für das Bauzentrum im näheren Umfeld des Messegeländes gesucht.

BSZ Warum gerade in Poing und nicht wieder in der Landeshauptstadt ?
Pfeiffer Am alten Standort in der Radlkoferstraße bestand das Konzept aus einer Kombination aus Musterhäusern und Ausstellung zu allgemeinen Bauthemen. In Poing hat die Messe München ein neues Bauzentrum mit Schwerpunkt Musterhäuser errichtet. Im Vergleich zum früheren Standort auf der Theresienhöhe steht dort eine deutlich größere Fläche zur Verfügung. So hat sich das Bauzentrum Poing in den vergangenen Jahren mit rund 60 Musterhäusern zur größten Eigenheimausstellung Bayerns entwickelt.

BSZ Wie beziehungsweise worin unterscheidet sich das Bauzentrum in Poing von dem früheren auf der Theresienhöhe?
Pfeiffer Neben der größeren Ausstellungsfläche unterscheidet sich der Standort Poing vom Vorgänger in der Innenstadt auch deutlich beim zusätzlichen Angebot. Wer als Besucher ins Bauzentrum Poing kommt, hat neben der Musterhausausstellung eine Vielzahl an Möglichkeiten, sich über Bauvorhaben zu informieren. Hierzu zählen das Vortragsprogramm an Wochenenden mit verschiedenen Themenschwerpunkten sowie geführte Touren über das Gelände. Somit bietet das Bauzentrum Poing einen umfangreichen Überblick rund um das Thema Eigenheim.

BSZ Welches Konzept verfolgt das Bauzentrum ?
Pfeiffer Wer schon einmal vor der Entscheidung stand, ein Haus zu bauen oder zu renovieren, der weiß, wie wichtig in dieser Situation eine gute Beratung ist. Das Bauzentrum Poing bietet für diesen Fall sowohl Inspiration durch eine große Auswahl an verschiedenen Musterhäusern als auch Experten-Know-how im Hinblick auf Finanzierungsmodelle und Themen wie Energieeffizienz und Smart Building. Das Konzept sieht somit vor, den Besucher von der ersten Idee bis zur finalen Umsetzung des neuen Eigenheims durch sämtliche Instanzen der Bauplanungsphase zu begleiten.

BSZ Wie entwickelte sich das Bauzentrum in den letzten 20 Jahren ?
Pfeiffer Wie bereits erwähnt, hat sich das Bauzentrum Poing in den vergangenen 20 Jahren zu Bayerns größter Eigenheimausstellung entwickelt. Das liegt zum einen an den rund 60 Musterhäusern, die dank der hervorragenden Kooperation mit der Ausstellungsgesellschaft Eigenheim und Garten vor Ort zur Verfügung stehen. Außerdem bieten wir mit unseren Vortragsreihen und den geführten Touren an den Wochenenden ein umfangreiches Informationsprogramm für fast 75 000 Besucher jährlich. So gesehen sind wir sehr glücklich mit der Entwicklung in den letzten 20 Jahren. Ein Blick auf aktuelle Zahlen des Bundesverband Deutscher Fertigbau stimmt uns auch für die Zukunft positiv. Im ersten Halbjahr 2020 schnitt der Fertigbau mit einem Plus von elf Prozent deutlich besser ab als der Gesamtmarkt, wo ein Anstieg um 3,5 Prozent registriert wurde. Insgesamt wurden von Januar bis Juni mehr als 51 000 Ein- und Zweifamilienhäuser genehmigt, davon über 11 000 in Fertigbauweise. Wir rechnen daher auch weiterhin mit großem Besucherinteresse im Bauzentrum Poing.

BSZ Was ist auf dem Gelände des Bauzentrums zu sehen beziehungsweise was wird dort alles angeboten?
Pfeiffer Das Herzstück des Bauzentrum Poing ist selbstverständlich die Musterhausausstellung. Rund 60 Häuser von Anbietern aus Deutschland, Österreich und Italien bieten einen umfangreichen Überblick zu den verschiedenen Gestaltungsmöglichkeiten des neuen Eigenheims. In diesem Zusammenhang möchte ich erwähnen, dass Angebot und Nachfrage für Holzfertigbau im Bauzentrum Poing in den vergangenen Jahren stetig gestiegen sind. Ergänzt wird die Ausstellung durch regelmäßige Informationswochenenden mit Vorträgen, Beratungsgesprächen und geführten Touren durch das Bauzentrum. Die Themen der Vorträge und Führungen reichen von Smart Building über nachhaltiges und energieeffizientes Bauen bis hin zum Mehrgenerationenhaus.

BSZ Wie wird das Bauzentrum angenommen beziehungsweise wie sind die Reaktionen der Besucher?
Pfeiffer Wir befragen die Besucher unserer Wochenendveranstaltungen regelmäßig nach ihrer Meinung. Dabei hat sich in den vergangenen Jahren ein sehr ähnliches Bild abgezeichnet. Die Zufriedenheit mit den Vorträgen und geführten Touren ist sehr hoch. Bei der letzten Befragung im Jahr 2019 bewerteten fast zwei Drittel der Befragten das Angebot als ausgezeichnet beziehungsweise sehr gut, ein Drittel fand das Angebot gut. Daher ist es unser Ziel, unsere Besucher auch in Zukunft mit hochwertigen Musterhäusern und informativen Vorträgen zufriedenzustellen.

BSZ Wie zufrieden sind die Aussteller der Musterhäuser mit dem Konzept und der Akzeptanz des Bauzentrums?
Pfeiffer Die Anbieter und Hersteller, die im Bauzentrum Poing ihre Musterhäuser präsentieren, sind mit ihrem Engagement sehr zufrieden. Es gibt verschiedene Aspekte, die für den Erfolg sprechen. Das Einzugsgebiet unserer Besucher reicht von München und Bayern bis nach Österreich, Südtirol und die Schweiz. Hinzu kommt die hohe Kaufkraft, die in diesen Regionen vorhanden ist und somit den Ausstellern positive Ergebnisse ermöglicht. Ein weiterer Punkt, der die Bauvorhaben in nächster Zeit noch begünstigen könnte, ist die Erhöhung der KfW-Förderung für energieeffizientes Bauen. Dies könnte eine Vielzahl an Personen zum Eigenheim bewegen, die sich wiederum im Bauzentrum Poing informieren.

BSZ Gibt es in diesem Jahr irgendwelche Neuerungen beziehungsweise Highlights in Poing ?
Pfeiffer In den letzten sechs Monaten wurden unter anderem vier neue Musterhäuser eröffnet, die mit ganz unterschiedlichen Konzepten und Bauweisen überzeugen können. Nachhaltige und energieeffiziente Plusenergiehäuser und innovative Bausysteme mit Raum-Modulen sind dabei nur zwei interessante Stichworte. Außerdem befinden sich derzeit zwei weitere Häuser im Bau und bis Jahresende sollen vier weitere Musterhäuser errichtet werden.
Darüber hinaus stehen bei den Besuchern im Grunde vier große Themen hoch im Kurs. Dies sind neben Architektur und Energieeffizienz der Trend zur Nachhaltigkeit sowie smarte, vernetzte Gebäude. Zusätzlich haben nun auch Mehrgenerationenhäuser das Interesse der Besucher geweckt. Zusammengefasst kann man also sagen, dass sich unsere Schwerpunkte aus Mehrgenerationenhaus, Energieeffizienz, Smart Building und nachhaltiges Bauen zusammensetzen.
Im Zusammenhang mit nachhaltiger Bauweise möchte ich auf die Vielfalt und Weiterentwicklung des Holzbaus und Holzfertigbaus verweisen. Dort hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan. Kombinationen aus Holz und Beton, Holz und Stahl oder Holz und Glas sind mittlerweile in der Architektur des Fertighausbaus keine Seltenheit mehr.

BSZ Welche Einschränkungen gab es im Zusammenhang mit Corona und wie sieht es derzeit aus ?
Pfeiffer Wie der Großteil der Bevölkerung waren auch wir bei der Messe München und beim Bauzentrum Poing über die rasante Ausbreitung des Coronavirus in Europa überrascht. Gleichzeitig haben wir jedoch schnell und konsequent auf die Entwicklungen reagiert. Das Bauzentrum Poing war deshalb ab dem 17. März für Besucher geschlossen. Dieser Schritt war für alle Beteiligten bedauerlich, aber aus heutiger Sicht notwendig und richtig.
Das Interesse und der Andrang der Besucher war nach rund zweimonatiger Zwangspause sehr groß. Damit wir gemäß der Hygiene- und Schutzvorschriften eine Maximalzahl der Besucher im Bauzentrum Poing nicht überschreiten, haben wir ein eigenes Online-Tool zur Besucheranmeldung entworfen. Der Erwerb eines Eigenheims ist in der Regel eine einmalige Investition. Deshalb ist es für den zukünftigen Bauherrn umso wichtiger, sein Traumhaus vorab besichtigen und begehen zu können.
Das Bauzentrum Poing bietet hier ein umfangreiches Angebot – beginnend beim persönlichen Kontakt mit Fachberatern über Vorträge bis hin zu geführten Touren durch die Eigenheimausstellung. Diesen Service und das Erlebnis vor Ort kann man nicht mit Online-Maßnahmen oder digitalen Leistungen eins zu eins ersetzen.

BSZ Herr Pfeiffer, abschließend, was wünschen beziehungsweise erhoffen Sie sich in Zukunft für das Bauzentrum Poing ?
Pfeiffer Architektur und Bauen sind einem permanenten Wandel unterworfen. Gebäude und auch Einfamilienhäuser müssen heute vielfache Anforderungen erfüllen – sie sollen ressourcenschonend im Bau sein, sollen energieeffizient im Betrieb sein, sollen generationengerecht sein, sollen die zukünftige Arbeitswelt mit mehr Homeoffice ermöglichen und noch vieles mehr. Dabei soll das Bauzentrum in Zukunft noch mehr Treiber sein, Lösungen aufzuzeigen und dabei noch mehr Lust auf die „Zukunft des Bauens“ machen – Letzteres ist übrigens der Leitspruch unserer Weltleitmesse BAU, die alle zwei Jahre auf dem Messegelände in Riem stattfindet. (Interview: Friedrich H. Hettler)

(Reinhard Pfeiffer. Ein Musterhaus im Bauzentrum. Beratung wird in Poing groß geschrieben - Fotos: Messe München)

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