Bauen

Der Innenhof der Modellfabrik. (Foto: SKZ)

21.03.2023

Wegbereiter für die Industrie

Zwei Neubauten für das Kunststoff-Zentrum (SKZ) in Würzburg

Das Kunststoff-Zentrum (SKZ) hat sich in Würzburg mit zwei neuen Gebäuden maßgeblich erweitert. Diese sind die SKZ-Modellfabrik und das Trainingszentrum Qualitätswesen (kurz TZQ). Zukünftig werden in der SKZ-Modellfabrik für und zusammen mit der Industrie notwendige Innovationen entstehen, Forschungsprojekte durchgeführt und entsprechende Technologietransfer ermöglicht. Schwerpunkt der Aktivitäten in der Modellfabrik wird die praxisrelevante Umsetzung von Industrie 4.0 für die Kunststoff-Branche. Im TZQ werden Aus- und Weiterbildungskurse rund um das Thema Qualität von Kunststoff-Produkten. Damit trägt das SKZ dazu bei, dass die Kunststoff-Branche die hohe Qualität „Made in Germany“ halten kann.

Die Modellfabrik bietet rund 4700 Quadratmeter Nutzfläche, davon etwa 1700 Quadratmeter Technika und Labore sowie 600 Quadratmeter Netzwerk- und Tagungsflächen sowie Arbeitsplätze für rund 110 hochqualifizierte Mitarbeiter. Zudem bietet die Modellfabrik eine komplexe Vielzahl an Funktion – vom Einzelbüro über OpenSpace-Bürowelten, Präsentations- und Netzwerkflächen, eine Küche samt Catering-Ausgabe sowie eine Kita für bis zu 15 Kindern. 

Das Gebäude hat einen nahezu quadratischen Grundriss von 60 x 60 Metern, angeordnet um einen Innenhof. Richtung Innenhof sind Bürolandschaften und andere ruhebedürftige Bereiche angeordnet. Licht und Transparenz verbunden mit Ein- und Ausblicken begleiten die Mitarbeiter*innen und Kunden*innen des SKZ durch das Gebäude. So ist beispielsweise ein rund 600 Quadratmeter großes Technikum von mehreren Stellen aus einsehbar.
Zwischen den Funktionsbereichen wurden gezielt „Community Places“, also Flächen, die einen Austausch ermöglichen, geschaffen. Der Außenbereich wird durch bodentiefe Fenster in das Gebäude quasi hineingezogen. Die einheitliche Fassade wird als eine große Einheit bestehend aus Aluminiumlamellen vermittelt.

Bedingt durch die Forschungsaktivitäten, die in der Modellfabrik stattfinden sollen, musste die Haustechnik flexibel ausgelegt werden. Zur elektrischen Versorgung der Modellfabrik hat diese eine eigene Trafostation im Keller und eine eigene Niederspannungseinspeisung der Stadtwerke, um im Notfall eine einfache Grundversorgung des Gebäudes sicherzustellen. Besondere Anforderungen ergeben sich durch die Mischnutzung. Daher wurde jeder Gebäudebereich mit einem eigenen Unterverteiler mit kleinteiliger Stromführung und redundantem Aufbau ausgestattet, die über ein Energiemanagement überwacht werden können. Zur Stromerzeugung wurde zudem auf dem Dach der Modellfabrik eine Photovoltaik-Anlage mit 120 kWp für den Eigenverbrauch eingebaut.

Für die Temperierung wurde das Gebäude an eine neu verlegte Fernwärmeleitung angeschlossen, die neben der Heizung durch eine Absorptionskältemaschine auch die Kälteversorgung sicherstellt. Zum Abfangen von Spitzen wurde zudem eine Kompressionskälteanlage aufgebaut. Alle Räume können beheizt und gekühlt werden. Dazu wurden unter anderem Normklimaräume für Prüfanlagen mit ganzjähriger Temperierung in sehr engen Bandbreiten geschaffen. In den Büros sind Heiz-Kühl-Segel unter den Betondecken verbaut, die temperiert werden können. Sie werden geräuschlos mit Heiz-Kühl-Medium durchströmt, nutzen die Speicherkapazität der Decke, reduzieren die Spitzenlasten in Heiz- und in Kühlphasen und dämpfen zudem in den Bürolandschaften die Schallausbreitung, was die Akustik angenehm positiv beeinflusst.

Im Gebäude sind neben der Kühlung für die Räume zwei sogenannte Laborkühlkreisläufe, ein geschlossener Kreis für diverse Technika und Labore sowie ein offener Kreis speziell für die Spritzgußmaschinen aufgebaut worden. Eine weitere Besonderheit der Haustechnik ist, dass in den Technika Absauganlagen für die Verarbeitungsmaschinen und eine Lüftungsanlage mit besonders hoher Austauschrate vorgesehen sind. Die Tagungs- und Besprechungsräume werden vor dem Hintergrund der Corona-Epidemie mit erhöhten Filterstufen in den Belüftungsanlagen ausgerüstet.

In den neuen Räumlichkeiten der Modellfabrik wird es unter anderem möglich, dass für viele Unternehmen noch abstrakte Thema Industrie 4.0 auf konkrete Problemstellungen in Produktion und Anwendung – insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen – herunterzubrechen. In der Modellfabrik werden daher unter anderem zukunftsrelevante Themen wie Digitalisierung in der Produktion und künstliche Intelligenz beziehungsweise maschinelles Lernen und individuelle Fertigung sowie Prüfen 4.0, umfassend erforscht. Zudem werden Themen wie Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft in der Modellfabrik bearbeitet werden, um aktuellen Herausforderungen, wie beispielsweise dem CO2-Fußabdruck und der Energieeffizienz zu begegnen.

Umfassender Technologietransfer

Gemeinsam mit der Industrienähe des SKZ ist so eine Umsetzung von Ideen und Lösungen in die industrielle Praxis und ein umfassender Technologietransfer durch den in der Modellfabrik integrierten Tagungsbereich effizient möglich. Der Tagungsbereich besteht aus mobilen Einheiten aus bis zu drei schaltbaren Einzelräume oder einer Zusammenschaltung der gesamten Fläche mit dem Foyer, was eine große Fläche vom Eingang bis zum Innenhof für bis zu 200 Personen schafft.

In der Modellfabrik entstand, wie bereits kurz erwähnt, zudem eine betriebliche Kinderkrippe. Damit wurden bis zu 15 Krippenplätze geschaffen und tragen seit dem 1. Januar 2023 zu einer Entlastung der übrigen Kinderbetreuungsplätze in Würzburg bei.

Durch Einsparmaßnahmen konnten die aktuellen Baupreissteigerungen größtenteils abgefangen werden. Die Gesamtkosten der Modellfabrik betragen rund 28 Millionen Euro von denen etwa 14,8 Millionen Euro vom Land Bayern (aus Mitteln des Wirtschaftsministeriums) getragen werden. Die Stadt Würzburg bezuschusst die Kita mit rund 600 000 Euro.

In unmittelbarer Nähe der Modellfabrik entstand als zweiter Bauabschnitt zudem das Trainings-Zentrum Qualitätswesen. Knapp die Hälfte der rund 1000 Quadratmeter Nutzfläche des TZQs sind Schulungsräume. Durch ein flexibles Raumkonzept bestehend aus mobilen Trennwänden ist es dort möglich, Seminarbereiche mit Laboren beziehungsweise Technika zusammen zu schalten. Außerdem sollen eine hochmoderne Ausstattung und innovative Lehr- und Lernmethoden dem Fachkräftemangel entgegenwirken. In diesem neuen Weiterbildungszentrum werden jährlich rund 90 verschiedene Kurse mit hohem Praxisbezug rund um das Thema Qualität angeboten. Ziel ist es, durch hohe Qualifizierung und Weiterbildung der Fachkräfte die Branche dauerhaft wettbewerbsfähig zu machen.

Von den förderfähigen Gesamtkosten in Höhe von rund 9,5 Millionen Euro tragen der Bund 50 Prozent und Bayern 25 Prozent. Der Eigenanteil des SKZ beträgt hier rund 3,9 Millionen Euro.

Durch die beiden neuen Gebäude sichert das SKZ seine Stellung als größtes Institut für die Kunststoffbranche in Deutschland und als Wegbereiter für die Industrie. (BSZ)
 

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