Bauen

Bei diesem Mehrfamilienhaus mit sechs Wohnungen in der Nähe von Heilbronn erzeugen Solarthermie- und Photovoltaikanlagen Solarenergie für Wärme, Strom und Elektromobilität. (Foto: KHB-Creativ Wohnbau)

28.11.2018

Weiteres Wachstum

Sonnenhaus-Institut verzeichnet weiteres Wachstum im Geschosswohnungsbau

 Auf der Jahreshauptversammlung des Sonnenhaus-Institut e.V. in Straubing waren zwei Trends deutlich zu erkennen: die Zahl an Sonnenhaus-Projekten im Mehrfamilienhaus-Sektor und Geschosswohnungsbau nimmt weiter zu. Ebenso steigt die Zahl der Einfamilien-Sonnenhäuser mit Photovoltaikanlage und solarstromgeregelter Wärmepumpe. Bei Sonnenhäusern sorgen große Solarthermie- und Photovoltaikanlagen für hohe Autarkie in der Energieversorgung für Wärme, Strom und Elektromobilität. Dies ist sowohl im Neubau als auch in der Bestandssanierung möglich. Das Sonnenhaus-Institut wird die Möglichkeiten weiter verbreiten und den Bau von Sonnenhäusern vorantreiben. „Unser Konzept hat ein hohes Potenzial für die Einsparung von fossilen Brennstoffen und Energiekosten sowie für den Klimaschutz“, betont Georg Dasch, 1. Vorsitzender des Sonnenhaus-Institut e.V. „Es bietet nicht nur Bauherren eine Chance, sich ein Stück weit von Energieversorgern unabhängig zu machen, sondern hat auch ein großes Potenzial für die politische Umsetzung der Energie- und Wärmewende.“

In den knapp 29 Jahren seit der Einweihung des ersten rein solar beheizten Einfamilienhauses – damals von Josef Jenni in der Schweiz errichtet - wurden über 2000 Sonnenhäuser gebaut. Seit etwa drei Jahren verzeichnet das Sonnenhaus-Institut große Zuwächse im Geschosswohnungsbau. „Je größer die Anlage, desto besser ist die Wirtschaftlichkeit. Dieses Argument dürfte immer mehr Bauherren und Wohnungsunternehmen dazu bewegen, auf die solare Energieversorgung zu setzen“, erklärt Dasch die Entwicklung. Neben den Vorreiterprojekten von Josef Jenni in der Schweiz gibt es auch in Deutschland zahlreiche Mehrfamilienhaus-Projekte.

Ein aktuelles Beispiel ist das „Solar-Domizil“ der FASA AG in Chemnitz. Insgesamt 317 Quadratmeter Solarkollektoren werden die Hälfte des Wärmebedarfs für 30 Wohnungen mit rund 3000 Quadratmeter Wohnfläche im Solardomizil I und II solar erzeugen. In Heilbronn hat KHB-Creativ Wohnbau ein Mehrfamilienhaus mit sechs Wohnungen errichtet, bei dem Solarthermie und Photovoltaik Energie für Wärme, Strom und E-Mobilität erzeugen. Und auch die beiden „vernetzten energieautarken Mehrfamilienhäuser“, die in Cottbus kurz vor der Fertigstellung sind, gehen auf das Sonnenhaus-Konzept zurück. Dank großer Solarthermie- und Photovoltaikanlagen sowie Wärme- und Stromspeichern werden die Energiekosten so gering sein, dass der Bauherr, die Wohnungsgenossenschaft eG Wohnen 1902, seinen Mietern eine Pauschalmiete mit Energie-Flatrate anbieten kann – zunächst für fünf Jahre, bei guten Erfahrungen soll sie auf zehn Jahre verlängert werden. In Wilhelmshaven ist ein ähnliches Bauprojekt, ebenfalls mit Pauschalmiete, kurz vor der Fertigstellung. Das innovative Modell hat Timo Leukefeld, Mitglied im Vorstand des Sonnenhaus-Instituts, entwickelt.

Der Solarexperte und Zukunftsforscher Leukefeld hielt den Festvortrag zum Thema „Von den Pyramiden ins Silicon Valley – warum der Blick zurück nach vorne führt“. Er plädierte dafür, die „digitale Revolution“ als Chance zu sehen und ging vor allem auf die sogenannte Disruption ein. Als solche werden Prozesse bezeichnet, bei denen bestehende Geschäftsmodelle oder ein ganzer Markt durch stark wachsende Innovationen abgelöst oder zerschlagen werden. Der Begriff wird vor allem mit dem Umbruch durch die Digitalwirtschaft in Verbindung gebracht. „Disruption ist schon sehr alt. Es hat sie schon immer gegeben, aber die Menschen haben auch immer Anpassungsstrategien entwickelt“, sagte Leukefeld. Wenn man sich jedoch die rasant voranschreitenden Entwicklungen im Silicon Valley ansehe, dann sei hierzulande keine Zeit mehr zu verschenken. „Die Weiterentwicklungen auf Gebieten wie Künstlicher Intelligenz, Robotik und 3-D-Druck erfordern es, jetzt neue Konzepte zu entwickeln.“ Er selbst arbeitet schon an Angeboten „für die Zeit nach der Digitalisierung“.

Vor diesem Hintergrund hat Leukefeld das Konzept der „Vernetzten energieautarken Gebäude mit Pauschalmiete und Energieflatrate“ entwickelt. „Das birgt Geschäftschancen für Wohnungsunternehmen, Energieversorger und Banken“, so Leukefeld.

„Auch beim Heizen mit Photovoltaik und Wärmepumpe sind wir Vorreiter“, sagt Georg Dasch. Dabei hebt sich das Konzept des Sonnenhaus-Instituts von den im Markt gängigen Anlagensystemen ab. Denn bei Sonnenhäusern sorgt die von Mitgliedern entwickelte Steuerung Creativ-Manager dafür, dass für den Betrieb der Wärmepumpe auch tatsächlich Solarstrom genutzt wird. Solarstrom, der gerade nicht verbraucht werden kann, wird als Wärme im größer dimensionierten Wärmespeicher vorgehalten. „Wir werden unsere Rolle als Innovatoren im Bauwesen aufrechterhalten und neue Konzepte für die Zukunft entwickeln“, benannte Dasch ein Ziel des Sonnenhaus-Instituts. Dabei soll auch das klassische Sonnenhaus-Konzept mit einer großen Solarthermie-Anlage und einer Holzfeuerung für die Nachheizung seinen Stellenwert behalten. (BSZ)

(Dies ist der erste Bauabschnitt der zweiteiligen Eigentumswohnanlage Solardomizil in Chemnitz. 317 Quadratmeter Solarkollektoren werden rund die Hälfte des Wärmebedarfs für insgesamt 30 Wohnungen solar decken - Foto: FASA AG)

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