Bauen

In die Ortsumgehung von Zeyern wurden rund 18 Millionen Euro investiert. (Foto: Staatliches Bauamt Bamberg / Stefan Fößel)

11.12.2020

Weniger Verkehr und Lärm

Die Ortsumgehung von Zeyern im Zuge der B 173 ist fertiggestellt

Die Bundesstraße 173 war von jeher eine der Hauptverbindungen aus dem ostoberfränkischen Raum in die benachbarten sächsischen Wirtschaftsräume. Während der Teilung Deutschlands wurde diese alte Straßenverbindung jedoch unterbrochen. Nach der deutschen Wiedervereinigung stieg das Verkehrsaufkommen im gesamten oberfränkischen Raum sprunghaft an. Schnell wurde klar, dass die B 173 zwischen Bamberg über Lichtenfels, Kronach nach Hof bis hin zur Landesgrenze zu Sachsen wieder ihre vormalige Bedeutung zurückgewinnen wird.

Die Bundesrepublik Deutschland hat mit der Aufnahme der Ortsumgehung Zeyern in den Vordringlichen Bedarf des Bedarfsplans für die Bundesfernstraßen 2004 der bayerischen Einschätzung über die Wichtigkeit dieses Straßenzugs Rechnung getragen. Mit der Ortsumgehung Zeyern wird die Ertüchtigung dieser für Oberfranken so wichtigen Verkehrsader fortgesetzt.

Die ersten Planungen für die Ortsumgehung Zeyern reichen bis in die 1960er-Jahre zurück. Die damalige Trasse verlief auf weiter Strecke in ähnlicher Lage wie die nun neu gebaute Strecke. Der Bau der Ortsumgehung von Zeyern war auch dringend notwendig, denn der Verkehr auf der B 173 ist beträchtlich. Dies trifft nicht nur die Verkehrsteilnehmer, sondern vor allem die Anwohner unmittelbar an der Straße in der Ortsdurchfahrt von Zeyern.

Archäologische Untersuchungen

Pro Tag fahren rund 10 200 Fahrzeuge durch die Ortschaft Zeyern. Dabei sind vor allem die 1200 Lkw eine große Belastung. Die Bundesstraße wirkte im Ort wie eine schwer überwindbare Barriere. Ohne Fußgängerampel war das Überqueren insbesondere für Kinder sehr gefährlich. Zugleich war die Situation auch für die Autofahrer unbefriedigend, denn die Ortsdurchfahrt von Zeyern war immer ein Nadelöhr auf der wichtigen Straßenverbindung von Kronach nach Hof.

Kaum eine Baumaßnahme stand hier im Frankenwald so im Fokus der Öffentlichkeit wie die Ortsumgehung Zeyern. Schon mit dem Baurecht fing es an. Der Planfeststellungsbeschluss der Regierung von Oberfranken vom 19. Dezember 2012 wurde beklagt.

Mit dem Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs vom Juli 2014 bestand Baurecht für die Ortsumgehung Zeyern. Ein Jahr später bekannte sich der Bund im Rahmen seiner Finanzierungszusage zu dieser Maßnahme. Noch in 2015 wurde mit den vorbereitenden naturschutzfachlichen Ausgleichsmaßnahmen begonnen und der erste Teil fertiggestellt. Hierfür mussten Bäume und Büsche entfernt werden. Anschließend wurde der Gleisschotter der aufgelassenen Bahnlinie abgetragen und abseits der neuen Straße zu Haufen als Rückzugsmöglichkeiten für Amphibien aufgeschüttet.

Aus der Planfeststellung stammte unter anderem die Auflage, vor Beginn der Erdarbeiten den Boden nach möglichen Spuren frühgeschichtlicher Siedlungen zu untersuchen. Im Herbst 2015 wurde in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege mit den archäologischen Untersuchungen auf einer Gesamtfläche von rund 5,3 Hektar im Baubereich der Ortsumgehung Zeyern begonnen.

In für den Archäologen auffälligen Bereichen wurde der Oberboden abgeschoben und akribisch nach frühgeschichtlichen Spuren gesucht. Tatsächlich wurden sie fündig. Die „Urzeyerner“ haben zwar keine Skelette oder spektakuläre Schätze hinterlassen. Es wurden jedoch drei Fundplätze freigelegt, die bronze- bis hallstattzeitlich datieren. Unter anderem wurde ein mittel- bis spätbronzezeitliches Dorf freigelegt. Hier konnten vier Hausgrundrisse rekonstruiert werden, sicherlich standen dort ehemals mehr Gebäude. Dunkle Punkte zeugen von Holzpfählen, helle Lehmbrocken von gebranntem Lehm, kleine Scherben von Töpfereien und Webgewichte von der Textilherstellung. Im Bereich der Straßentrasse haben vor 2000 bis 3000 Jahren bereits Menschen in Holzhäusern gelebt und gearbeitet. Nach der Dokumentation der Funde wurden die Flächen für den Straßenbau freigegeben.

Die nun fertiggestellte Ortsumgehung Zeyern umgeht auf der Westseite die Ortschaft Zeyern am Rand des Überschwemmungsgebiets der Rodach und ersetzt die vorhandene Ortsdurchfahrt. DieUmgehung Zeyern beginnt nordöstlich von Oberrodach, einem Ortsteil des Markts Marktrodach, als einbahnige Landstraße, die außerhalb bebauter Gebiete anbau- und zufahrtsfrei verläuft.

Die Rodach selbst wird dabei mit einem knapp 100 Meter langen Brückenbauwerk gekreuzt. Anschließend kreuzt die Ortsumgehung Zeyern die Gemeindeverbindungsstraße Zeyern-Roßlach mit einem weiteren Brückenbauwerk. Die betroffene Gemeindeverbindungsstraße wurde tiefergelegt und erhielt einen höhenfreien Anschluss an die neue Ortsumgehung in Form einer Auf- und Abfahrtsrampe. Etwa 600 Meter nördlich von Zeyern schwenkt die Ortsumgehung Zeyern wieder auf die bestehende B 173 ein und endet dort.

Zwei Betonbrücken
und ein Flutdurchlass

Insgesamt mussten für den neuen Straßenkörper der B 173 rund 200 000 Kubikmeter Erdmassen bewegt, zwei Betonbrücken und ein Flutdurchlass neu errichtet werden. Auf rund 2,9 Kilometern wurden unter anderem neue Wirtschaftswege gebaut beziehungsweise bestehende Wirtschaftswege verlegt. Des Weiteren wurden umfangreiche Maßnahmen an Ver- und Entsorgungsleitungen durchgeführt.
Das Gesamtbauwerk B 173 Ortsumgehung Zeyern beansprucht inklusive der ökologischen Ausgleichsmaßnahmen Flächen in der Größenordnung von 27,2 Hektar.

Der feierliche Spatenstich für den Bau der Ortsumgehung erfolgte im Mai 2016. Bis Sommer 2017 wurden im Zuge des ersten Bauabschnitts der Ortsumgehung das Bauwerk über die Gemeindeverbindungsstraße Zeyern-Roßlach hergestellt, die Gemeindeverbindungsstraße an die neue Straßenführung angepasst sowie Retentionsraum geschaffen und größere Ausgleichsmaßnahmen begonnen sowie das Bauwerk über die Rodach (Bauabschnitt 2) hergestellt.

Ab September 2017 begann im Zuge des 3. Bauabschnitts der Ortsumgehung Zeyern der Erdbau. Bereits im November 2017 wurde jedoch aufgrund bauvertraglicher Differenzen der ausführenden Firma gekündigt. Für die Erstellung von notwendigen, aufwendigen Gutachten mussten die Bauarbeiten bis Herbst 2018 unterbrochen werden. Die gekündigte Baufirma führte anschließend noch Mängelbeseitigungsarbeiten bis April 2019 durch. Die restlichen Leistungen der Baumaßnahme wurden im Frühjahr 2019 neu ausgeschrieben und im Juli 2019 als Bauabschnitt 3 neu begonnen.

Im August 2020 konnten bereits die Ausfachungen der Lärmschutzwände (Bauabschnitt 4) hergestellt werden. Für abschließende Arbeiten außerhalb der B 173, wie zum Beispiel die Anpassung des untergeordneten Straßennetzes an die neuen Verhältnisse, wurde am 24. Juli 2020 der öffentliche Verkehr auf die Ortsumgehung Zeyern umgelegt. Die Bauarbeiten an der Umgehung wurden am 11. November 2020 beendet.

Die Ortsumgehung von Zeyern hat rund 18 Millionen Euro gekostet (17,965 Millionen Euro, davon 16,615 Millionen Euro Baumittel plus 1,35 Millionen Euro Grunderwerb). Als Baulastträger der B 173 hat der Bund nahezu die gesamten Kosten getragen.

Die neue Ortsumgehung wird Zeyern vom Durchgangsverkehr der B 173 befreien und Zeyern damit noch lebenswerter machen. Zugleich wird der überörtliche Verkehr von den besseren Verkehrsverhältnissen profitieren. Die Reisezeiten zwischen Kronach und Hof werden sich spürbar verkürzen, die Verkehrssicherheit sowohl für die Zeyerner, als auch die Verkehrsteilnehmer auf der B 173 verbessern.  (BSZ)

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