Beruf & Karriere

Beim „Blind Painting“ wird im übertragenen Sinne blind auf ein Whiteboard gemalt. Auf dem Bild: Apple-Chef Tim Cook. (dpa/Christoph Dernbach)

17.09.2021

Probleme visualisieren

Wie „Blind Painting“ effektiv als Lösung für Projektkrisen eingesetzt werden kann

Es kriselt. Es hakt. Es klappt einfach nicht so, wie es soll. Wenn ein Projekt ins Stocken gerät, muss schnell eine Lösung her, da sonst wertvolle Ressourcen wie Zeit, Geld und Arbeitskraft verschwendet werden. Doch wo liegen die Problemursachen? Woher kommen Konflikte und Missverständnisse? Meist ist diese Frage für Beteiligte gar nicht so leicht zu beantworten, denn Ungereimtheiten sind schwer zu erkennen, wenn alle Prozesse seit Langem scheinbar gleich funktionieren und ablaufen. Wie können Projektverantwortliche also dafür sorgen, dass gesteckte Ziele auch wirklich erreicht werden – und das ohne mühsame Umwege? Um langfristig Missverständnisse aus dem Weg zu räumen, hat die Firma Gordion Projects eine ganz besondere Methode entwickelt: das Blind Painting.

Framing: Fluch oder Segen?

Arbeitet ein Team über einen längeren Zeitraum miteinander, entstehen Vertrauen, Synergien, Gewohnheiten und Erfahrungen. Jeder weiß, was der andere tut und wovon der andere spricht – aber ist das tatsächlich so? Nach einiger Zeit entwickeln sich bei Projektteilnehmerinnen und -teilnehmern gewisse Selbstverständlichkeiten, die Abläufe beschleunigen und den Aufwand für gemeinsame Abstimmungen verringern können. Folglich wird nicht mehr jeder Arbeitsschritt abgeglichen und genau besprochen, was unter bestimmten Prozessen oder Begriffen zu verstehen ist und welche Konsequenzen sich aus gewissen Handlungen ergeben. Aber jeder Mensch arbeitet, handelt, agiert und denkt anders, weshalb ganz unbewusst verschiedene Haltungen und Wissensstände entstehen können. In den meisten Fällen entwickelt sich dadurch bei den Beteiligten ein unterschiedliches Framing, also ein nur vermeintlich einheitliches Verständnis einer Situation. Das fällt dann erst auf, wenn Probleme im Prozess auftauchen und den Projektfortschritt einfrieren. Um diese versteckten Missverständnisse aufzudecken, hilft es, einmal genau darzustellen, wie Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer einen bestimmten Prozess verstehen. Dadurch lässt sich das Framing meist schnell aufbrechen – genau an den Stellen, an denen Beteiligte nur glauben, etwas exakt so zu verstehen wie die anderen.

Für das Aufdecken von unterschiedlichen Verständnisweisen von Prozessen lohnt sich der Einsatz der Blind-Painting-Methode, bei der eine Person im übertragenen Sinne blind auf ein Whiteboard malt, was andere beschreiben. Bestenfalls weiß die oder der Malende nichts über das vorherrschende Problem und stellt ausschließlich das dar, was Projektbeteiligte über ihre Sichtweisen oder Vorstellungen erzählen. Nur Unbeteiligte, wie etwa externe Projektmanagerinnen und Projektmanager, können die Informationen vollkommen unvoreingenommen und neutral abbilden. Ausgangssituation der Visualisierung bildet ein gemeinsamer, unkritischer Startpunkt, über den sich alle einig sind. Durch chronologisches und gezieltes Nachfragen der außenstehenden Person sollen Prozesse oder Ereignisse ganz genau durch die Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer beschrieben und schließlich von der Zeichnerin oder dem Zeichner aufgemalt werden. Dabei entscheidet die Person am Whiteboard selbst, wie die Darstellung aussehen soll. Dies können etwa Prozessdarstellungen oder spontan entwickelte Datenmodelle sein. Wichtig ist dabei nicht, ein möglichst schönes Kunstwerk zu erschaffen, sondern eine genaue Schritt-für-Schritt-Abbildung des Diskussionsgegenstands zu ermöglichen. Aufgrund der transparenten Erklärung und detaillierten Visualisierung stellen Beteiligte schließlich fest, an welcher Stelle unterschiedliche Auffassungen existieren. Das Überraschende dabei ist, dass die Erkenntnis oft sehr schnell kommt – oft viel schneller als in Problem-Analyse-Gesprächen.

Transparenz in jedem Bereich

Was die Blind-Painting-Methode von Gordion vor allem liefert, ist Transparenz. Sind Problemstellen erst einmal aufgedeckt, können sie mit allen Beteiligten besprochen und aufgeklärt werden. Anschließend gilt es, zusammen einen Ausblick für die Zukunft zu entwickeln und daraus Handlungsempfehlungen abzuleiten. Um einen nachhaltigen Effekt aus den gewonnenen Erkenntnissen zu erzielen, muss die geschaffene Transparenz auch weiterhin beibehalten werden. Dies erfolgt durch offene und regelmäßige Kommunikation im gesamten Team, sodass jeder weiß, wer was wie zu welcher Zeit warum tut. Hierbei geht es aber nicht um Kontrolle und ständige Überwachung, sondern um das Schaffen von übersichtlichen und einheitlichen Arbeitsweisen. Diese Klarheit geht Hand in Hand mit dem überaus wichtigen Aspekt des gegenseitigen Respekts. Wenn sich alle Teammitglieder mit ehrlicher Wertschätzung und Achtsamkeit begegnen, entstehen automatisch Vertrauen und eine Bereitschaft, offen miteinander zu kommunizieren. (Petra Menzel)
 

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