Bayern forscht

Ärzte untersuchen Bakterien Lungenkranker.

16.07.2010

Immer mehr Lungenkranke

In Großhadern startet das modernste Forschungs- und Therapiezentrum Deutschlands

Aids und Krebs sind im öffentlichen Bewusstsein stärker präsent, aber mindestens ebenso viele Menschen sterben an den unterschiedlichsten Formen von Lungenkrankheiten. „Jede vierte Todesursache in Deutschland lässt sich darauf zurückführen“, erläutert Oliver Eickelberg. Er ist Leiter des neuen Translationszentrums für Lungenforschung mit dem offiziellen englischen Zweitnamen CPC (Comprehensive Pneumology Center), das diese Woche eröffnet wurde. „Jeder zehnte Erwachsene im Lande ist davon betroffen, der volkswirtschaftliche Schaden beträgt 100 Millionen Euro jährlich“, erläutert der Mediziner.
Doch bisher wird auf diesem Gebiet wenig geforscht, außer der Lungenentzündung sind die meisten Erkrankungen – beispielsweise Asthma oder der Verlust von Lungengewebe – schlecht behandelbar. „Man hat Lungenkrankheiten oft als gottgegebenes Schicksal hingenommen und gesagt: Da kann man nichts machen“, meint auch Bayerns Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP).
50 Millionen Euro werden
bis zum Jahr 2020 investiert

Doch Oliver Eickelberg ist jetzt mit seinem zunächst 50-köpfigen Team angetreten, Abhilfe zu schaffen. Die Neugründung ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Zum einen gibt es keine zweite Einrichtung in Deutschland, wo Fachwissen und Kompetenz zum Thema experimentelle und klinische Lungenforschung so geballt zusammenfinden. Zum anderen ist es ein Beispiel für eine Kooperation von mehreren öffentlichen Einrichtungen – dazu zählen das Helmholtz-Zentrum München, die Ludwig-Maximilians-Universität München und das Klinikum der Universität München – mit privaten Anbietern, in diesem Fall die Asklepios-Fachkliniken München-Gauting. Dort sollen die Forschungsergebnisse unmittelbar in die Praxis übertragen werden, die staatliche Klinik stellt die Radiologie und den Neubau des OP-Zentrums am Campus Großhadern zur Verfügung. Aufgabe der LMU wiederum soll es sein, die Erkenntnisse der Grundlagenforschung in die klinische Praxis zu transferieren.
Das findet besonders Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) toll, die bemerkt: „Es war dringend an der Zeit, vorhandenes Wissen und Kompetenzen zu bündeln.“ Das lassen sich die Bundesrepublik und der Freistaat Bayern auch etwas kosten. In den nächsten zehn Jahren werden in das CPC etwa 50 Millionen Euro investiert, hinzu kommen die noch eingeworbenen Drittmittel. Außerdem wird an der LMU ein neuer Lehrstuhl für experimentelle Pneumologie geschaffen. Über 1500 Quadratmeter stehen den Wissenschaftlern und Medizinern für ihre Arbeit zur Verfügung.
„Mit dem CPC können wir viel besser untersuchen, wie das Zusammenwirken von genetischen Risikofaktoren und Umwelteinflüssen zum Entstehen von Lungenkrankheiten führt“, meint Günther Wess, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Helmholtz-Zentrums. „Aber nur mit diesem besseren Verständnis wird es gelingen, maßgeschneiderte Therapien und personalisierte Präventionsstrategien zu entwickeln.“ Noch sei Arzneimittelentwicklung in Deutschland gekennzeichnet durch extrem lange Entwicklungszeiten und hohe Ausfallquoten.
Künftig sollen nun Forschung und Patientenversorgung so eng verzahnt werden wie nirgendwo in Deutschland und Minister Heubisch meint zu wissen, dass dies wieder einige neidische Blicke auf die Landeshauptstadt München ziehen wird, besonders aus dem übrigen Bayern. „Ein Land braucht aber seine Leuchttürme, um strahlen zu können“, ist der Liberale überzeugt und kündigte an, künftig ähnliche Kooperationen zwischen Universitäten des Landes, außeruniversitären bundesweiten Forschungseinrichtungen und privaten Anbietern noch stärker voranzutreiben.
Worüber wohl keiner der Beteiligten in diesem Augenblick nachdachte: Auch wenn vielleicht bald vielen leidenden Menschen geholfen werden kann, sind es genau diese, auf innovativer Forschung basierenden neuen und meist teuren medizinischen Behandlungsmöglichkeiten, die im deutschen Gesundheitssystem die Beiträge immer weiter in die Höhe schnellen lassen.  (André Paul)

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