Freizeit und Reise

Der Bayerische Wald ist das Grüne Dach Europas. (Foto: Ulrike Eberl-Walter)

30.03.2021

Flora, Fauna und Kulinarik

Eine Entdeckungsreise durch den grünen Farbkasten des Bayerischen Walds

Apfelgrün, Türkisgrün, Grasgrün oder Lindgrün: Im Frühling macht das „Grüne Dach Europas“, wie der Bayerische Wald auch genannt wird, seinem Namen alle Ehre. Dann zeigt sich das Mittelgebirge von seiner wohl grünsten Seite und unterstreicht, dass die Farbe Grün stellvertretend für Harmonie, Natur, aber auch für Neuanfang, Hoffnung und Gesundheit steht.

Willkommen in der Obstschüssel des Bayerischen Waldes: Eng an eng stehen im Lallinger Winkel die Apfelbäume auf den Streuobstwiesen. Wenn diese im Frühjahr üppig blühen, freuen sich nicht nur die Bienen, sondern auch Bauern und Besucher. 25 verschiedene Apfelsorten, darunter auch alte Sorten wie „Froms Goldrenette“, „Tiroler Maschanska“ oder „Welsche Yser“ werden hier angebaut und später unter anderem auf dem Lallinger Markt in Form von Most, Saft, Obstler oder sogar in Pralinen angeboten.

Wer mehr über die Äpfel des Lallinger Winkels erfahren möchte, besucht den Streuobstwiesen-Erlebnisgarten in Panholling/Hunding und trifft im nahegelegenen Königinnengarten mit etwas Glück auch die amtierende Mostkönigin – selbstverständlich im grünen Festtagsdirndl.

Rund um den Arber, den Lusen und den Rachel finden Pflanzenfreunde beim Wandern oftmals eine unter Naturschutz stehende Heil- und Gewürzpflanze: die Bärwurz mit ihren grünen Blättern und weiß-grünen Blüten. Als Gewürzpflanze ähnelt sie ein wenig dem Dill oder Fenchel, als Heilpflanze wird sie zur Behandlung von Verdauungsproblemen geschätzt. Beliebt ist sie jedoch besonders in flüssiger Form. Zahlreiche lokale Brennereien im Bayerischen Wald stellen aus den Pflanzen den gleichnamigen hochprozentigen Schnaps her, der in typischen Steinflaschen mit Schraubverschluss verkauft wird.

Goldgrün, wie die Schachten bei Frauenau

Den Schachten in den Höhenlagen zwischen Falkenstein und Rachel hat Mutter Natur die Farbe Goldgrün verliehen. Die Waldweiden sind wahre Augenweiden – sie unterbrechen das dunkle Grün des bayerischen Waldmeers als inselartige Lichtungen. Auf dem leicht feuchten, graugrünen Moorboden der Hutangerwiesen wächst das krautige Borstgras, das im Frühjahr blüht und die Landschaft in ein goldgrünes Paradies verwandelt. Wanderern empfiehlt der Bayerische Wald die Rund-Wanderung durch die Schachten und Filze ab Buchenau. Der Anstieg dieser 21 Kilometer Tagestour ist zwar anspruchsvoll – oben auf den Schachten angekommen, ist der Weg jedoch weniger anstrengend. Ein Stück führt auf Holzplanken über moorig-weichen Untergrund.

Filigrane, feinste Kunstwerke – jeder Ring, jeder Anhänger ein farbenfrohes Unikat. Glas und der Bayerische Wald gehören für die Glaskünstlerin Magdalena Paukner aus der Nähe von Zwiesel zusammen. Vor dem Glasbrenner formt sie zarte Blätter, Beeren und Blüten aus buntem Glas, die sie zu zarten, farbenfrohen Colliers, Ohrringen und Armbändern verarbeitet. Nicht nur ihr Glasschmuck spiegelt die Natur wider. Auf ihren Trinkbechern, Karaffen, Vasen und Schalen lassen sich zum Beispiel die feine Struktur von Moos oder Baumrinde erkennen. Inspiration für ihre Glaskunst findet Magdalena Paukner direkt vor der Haustür, im Nationalpark des Bayerischen Waldes. Ihr bekanntestes Objekt steht in den Gläsernen Gärten von Frauenau, ein riesiger, grasgrüner Schachtelhalm aus Glas, den sie Urkraut genannt hat.

Wer sich selbst einmal im Glasblasen versuchen möchte, kann dies zum Beispiel im Joska Glasparadies. Ob Kugel für den heimischen Rosengarten oder als Christbaumschmuck, als Wasserspender für die Zimmerpflanzen oder nur als farbenfrohes Dekoobjekt – dank Zugabe kunterbunter Farbpigmente lassen sich beim Glasblasen individuelle Glaskunstwerke herstellen. Kräftig blasen und vorsichtig drehen, dann wird nach ein paar Minuten aus dem glühenden Orange des Rohglases auf Wunsch leuchtendes Erbsengrün.

Das satte Grün am Boden der dicht bewachsenen Fichten- und Tannenwälder ist beim Wandern durch den Naturpark Bayerischer Wald nicht zu übersehen. Farne und Moose tummeln sich hier auf Schritt und Tritt. Sie sind Überlebenskünstler, lieben den teils feuchten Boden und finden selbst in den engsten Felsritzen der Schluchten oder auf protzigen Granitsteinen ein Plätzchen, um sich anzusiedeln und sich robust auszubreiten.

Hobby-Botaniker, die mehr über die Welt der Schachtelhalme und Moose und ihre Bedeutung für das Ökosystem Wald erfahren möchten, sollten sich einer Führung anschließen, die fachkundige Naturpark-Ranger*innen regelmäßig anbieten. Die ausgebildeten Biologen, Forstwirte und Ökologen freuen sich, ihr Wissen zur heimischen Flora und Fauna mit Interessierten zu teilen.

Vom Wirtschaftswald zurück zum Urwald

Im Nationalpark Bayerischer Wald, Deutschlands erstem und ältestem Nationalpark, darf die Natur noch Natur sein. Und das schon seit 50 Jahren. Aus dem Wirtschaftswald von gestern wird so ein Urwald mit einmaliger Artenvielfalt von morgen. Seltene Tiere wie Luchs, Auerhahn, Habichtskauz sowie vom Aussterben bedrohte Urwaldpilzarten wie die Zitronengelbe Tramete finden hier wieder ein Zuhause. Um die Landschaftsidylle dieses einmaligen Naturrefugiums zu bewahren, hegen und pflegen seit 1974 Ranger den Bayerischen Wald. Gemeinsam mit Wissenschaftlern sorgen sie dafür, dass der Lebensraum vieler Bäume, Pflanzen und Tiere erhalten bleibt.

Welche Wunder es in der Wildnis des Bayerischen Waldes gibt, was Natur kann, wie das Wechselspiel zwischen Klima, Flora und Fauna funktioniert, wie Tiere und Pflanzen ihre Rolle im Urwald verteidigen, all diese Fragen beantwortet beispielsweise die Nationalparkrangerin Kristin Biebl aus Frauenau auf speziellen Fachführungen. Aber nicht nur das, sie überprüft, säubert und sichert die Wege und kümmert sich um die im Wald lebenden Tiere. Besonders liegt ihr dabei der Umweltschutz am Herzen.

Zu echtem Kultstatus hat es mittlerweile Ranger Frank geschafft: Auf den Social-Media-Kanälen des Nationalparks erklärt er witzig, verständlich und aufklärend den „Nationalpark Knigge“ – Regeln für den verantwortungsvollen Umgang in und mit der Natur. Die Aufklärungskampagne ergänzt die Initiative „Respektvoll“ des Bayerischen Waldes.

Grün steht aber auch für Gesundheit, für Hoffnung und Neuanfang. Die Farbe Grün beruhigt und entspannt. Logisch, dass das jüngste bayerische Kneippheilbad Bad Kötzting Grün als Farbe seines Logos gewählt hat. 2021 feiert der Kurort im Bayerischen Wald einen besonderen Jubilar: Sebastian Kneipp wäre in diesem Jahr stolze 200 Jahre alt geworden. Seine Gesundheitsphilosophie erlebt heute eine Renaissance. Sie betrachtet den Menschen, seine Lebensgewohnheiten und seine natürliche Umwelt untrennbar als ausgewogene Einheit.

Viele verbinden mit der Kneippkur allein nur das Wassertreten – aber die Kur ist viel mehr. Sie basiert auf den fünf Säulen Wasser, Kräuter, Ernährung, Bewegung und Balance, die in Kombination zur ganzheitlichen Heilung führen. Im modernen Bad Kötztinger Sinocur-Gesundheitszentrum verquickt man das bewährte Lebensstil-Modell von Pfarrer Kneipp mit der alten Lehre der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) zu dem neuen IGM-Lebensstilprogramm Sinocur. Ärzte, Therapeuten und Experten des Kneipp-Vereins arbeiten individuell zugeschnittene Therapien für Patienten aus, die ganzheitlich wirken, aber modular eingesetzt werden. So soll jeder Patient zum Manager seiner eigenen Gesundheit werden.

Wer im Bayerischen Wald klettern möchte, kann dies auch im Wasser. Der Eisvogelsteig in Nößwartling bei Furth im Wald ist eine feucht-fröhliche Kletterpartie für die ganze Familie – wasserdicht in Wathose verpackt und durch Sicherheitsgurt gesichert geht’s Schritt für Schritt vorbei an Sandbänken, durch reißende Strömungen, Gumpen und Wasserstrudel – dem türkisfarbenen Eisvogel oder der Wasseramsel auf der Spur. Ein Audioguide erläutert die Besonderheiten der Am-und-Unterwasserwelt. Der Eisvogelsteig ist ein Projekt des LBV-Zentrums „Mensch und Natur“. Eine Wasserwanderung ist bereits für kleine Vogelfreunde ab fünf Jahren geeignet und in den Sommermonaten täglich möglich.

Wer Natur und Wald liebt, sollte nachhaltig reisen. Das gelingt im Bayerischen Wald auf höchst komfortable Weise. Nach der Anreise mit der Deutschen Bahn bis Cham, Regensburg, Straubing, Plattling oder Passau geht’s von dort aus bequem und pünktlich weiter mit der Oberpfalzbahn, Waldbahn oder Ilztalbahn. Mit dem Bayerwald-Ticket fährt man preiswert Waldbahn, aber auch mit den grünen Igelbussen rund um das Nationalparkzentrum Lusen sowie das Nationalparkzentrum Falkenstein. Mit dem Gästeservice Umwelt-Ticket (GUTi) reisen Gäste kostenlos in der gesamten Nationalpark- und Naturparkregion des Bayerischen Waldes – egal ob mit dem Bus oder der Bahn. (Friedrich H. Hettler)

 

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