Freizeit und Reise

Mit dem E-Bike unterwegs auf einer Teilstrecke der Burgen- und Schlösserrunde. Im Hintergrund der Alpsee. (Foto: Friedrich H. Hettler)

14.06.2022

Ludwig, Kneipp und Zeppelin

Mit dem Rad und zu Fuß unterwegs in Füssen sowie im Allgäuer Schlosspark

Mythos Neuschwanstein: Märchenschloss, Gralsburg, Sehnsuchtsort eines schwärmerischen Königs. Von mächtigen Alpengipfeln beschirmt, mit weitem Blick ins seenreiche Voralpenland, das ihm wie ein großer Schlosspark zu Füßen liegt. Wohl nirgendwo entlang der Alpenkette ist Naturromantik stärker spürbar als in der Landschaft rund um Bayerns Sightseeing-Ikone und dem benachbarten Urlaubsort Füssen im Allgäu.

Schon König Ludwig II. wusste die Landschaft rund um Füssen zu schätzen. Nicht umsonst hat der Monarch genau dort „sein“ Neuschwanstein errichten lassen – das Schloss, das ihn weit über seinen mysteriösen Tod 1886 und seine Heimat hinaus bekannt gemacht hat. Bereits als kleiner Junge wanderte der spätere Märchenkönig mit seinen Eltern König Maximilian II. und Königin Marie durch die vielfältige Landschaft mit ihren Gipfeln, Seen und Almen. Dabei entdeckte Ludwig Orte, die ihn von Märchenschlössern und Raubritterburgen träumen ließen, was später noch durch die Opern Richard Wagners befeuert wurde.

Auf Wandertouren durch den Allgäuer Schlosspark lassen sich Aktive in der heutigen Zeit neben alpiner Natur von den prächtigen Bauwerken der Wittelsbacher verzaubern. Zahlreiche Pfade, die den Spuren des Märchenkönigs und seiner Familie folgen, führen Einsteiger wie erfahrene Wandernde aussichtsreich und auf verschiedenen Höhenlagen durch die Region.

Ein besonderes Wander-Highlight in der Gegend rund um Füssen ist der Drei-Schlösser-Weg. Die Tour beginnt am Hohen Schloss von Füssen im Zentrum der Kneippkurstadt. Über die Lechbrücke geht es zum Aussichtspunkt Kalvarienberg mit weitem Blick übers Allgäuer Voralpenland. Vorbei an Schwan- und Alpsee laufen Wandernde bis in den Ort Hohenschwangau unterhalb der Königsschlösser Hohenschwangau und Neuschwanstein.

Wer noch mehr zu den Lieblingsplätzen des naturverbundenen Märchenkönigs wissen will, sollte den Ausflug mit einem Wander-Guide unternehmen: Die geführte König-Ludwig-Wanderung findet noch bis September an jedem zweiten Freitag statt. Noch ein Tipp: Der Ort Hohenschwangau beherbergt auch das sehenswerte Museum der bayerischen Könige, wo die Geschichte der Wittelsbacher vom Mittelalter an genau dokumentiert ist.

Wen es nicht allzu sehr in die Höhe zieht, für den ist der etwa fünf Kilometer lange Alpsee-Rundweg vor allem während der warmen Sommermonate eine Alternative. Bei dieser gemütlichen, zweistündigen Wanderung, die sich auch für Familien mit Kindern eignet, führt der Weg einmal rund um das idyllische Gebirgsgewässer. Schon als 15-Jähriger soll Ludwig II. es übrigens in einer rekordverdächtigen Zeit von 22 Minuten durchschwommen haben. Tatsächlich nutzte die königliche Familie den See während ihrer Sommerfrischen auf Schloss Hohenschwangau zum Baden, Angeln und Rudern. Auch heute noch bietet er an heißen Tagen eine willkommene Abkühlung – und zählt obendrein zu Deutschlands saubersten Seen.

Erfahrenen Wandernden bietet die gut 17 Kilometer lange Tegelberg-Runde die sicherlich spannendste Möglichkeit, den Spuren der Wittelsbacher zu folgen. Einst beliebtes Ausflugs- und Wanderziel der bayerischen Königsfamilie, hat sich am Tegelberg vor allem König Maximilian II. mit Bauwerken verewigt: So wurde die Raststation Tegelberghaus auf 1720 Metern ursprünglich als königliches Jagdhaus erbaut. Der Märchenkönig selbst hielt sich ebenfalls regelmäßig dort auf.

Das südlich vom Tegelberg gelegene Berggasthaus Bleckenau ließ Maximilian II. für seine bergbegeisterte Frau Marie als „Schweizerhaus“ entwerfen, ebenso wie die oberhalb von Schloss Neuschwanstein gelegene Marienbrücke. Wegen Sanierungsarbeiten dort sowie am Steig durch die Pöllatschlucht ist die Routenführung der Tegelberg-Runde aktuell geändert: Nach dem Aufstieg von der Bergbahn-Talstation über den Schutzengelweg zum Tegelberghaus (für die über 900 Höhenmeter benötigt man zweieinhalb bis drei Stunden) führt der Abstieg entweder über dieselbe Strecke zurück oder über den Ahornreitweg in Richtung Bleckenau, an der Pöllat entlang und über Neuschwanstein und die Ortschaft Hohenschwangau zurück zum Startpunkt.

Im Allgäuer Schlosspark können Urlauber*innen aber nicht nur wandern, vielmehr lädt die Region auch mit tollen Strecken zum Radfahren ein. Tourenradler*innen können direkt in Füssen in die Mehrtagesroute „Schlossparkradrunde im Allgäu“ einsteigen, die auf den Spuren Ludwigs II. durch das sanft hügelige, seenreiche Voralpenland rund um Füssen und das benachbarte Schloss Neuschwanstein führt.

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) hat den 219 Kilometer langen Radfernweg mit fünf Sternen, seiner Bestbewertung, ausgezeichnet. Die Schlossparkrunde ist die Hauptroute der ADFC-zertifizierten RadReiseRegion „Schlosspark im Allgäu“ – eine von derzeit acht solcher Premium-Radregionen in Deutschland. Das Prädikat „ADFC RadReiseRegion“ garantiert nicht nur eine optimale Wegeführung und -beschilderung sowie zertifizierte Radgastgeber mit speziellem Service in den Übernachtungsorten, sondern auch ein abwechslungsreiches Routennetz.

Zusätzlich zur Schlossparkradrunde kann man hier auf elf Regionalrouten unterwegs sein. Jede dieser Touren ist zwischen 25 sowie 65 Kilometer lang und spielt ein eigenes Thema, das sich entlang der Strecke erleben lässt. Drei dieser Regionalrouten starten direkt in Füssen: Die Forggensee-Runde umrahmt Deutschlands größten Stausee. An der Burgen- und Schlösserrunde warten die Königsschlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau, außerdem eine der ältesten Allgäuer Burgen und die höchstgelegene Burgruine Deutschlands.

Die dritte Regionalroute ist die Kneipp-Radrunde. Die knapp 26 Kilometer lange Radroute führt einmal durch alle Füssener Ortsteile, sodass man an beliebiger Stelle einsteigen kann. Genussradler*innen sollten sich ruhig einen halben Tag Zeit dafür nehmen, denn an der Strecke liegen nicht nur Seeterrassen und Panoramabänke, sondern auch alle öffentlichen Kneippanlagen. Die Kneippwiese am Mittersee in Bad Faulenbach ist mit ihrem Kräutergarten und den sonnigen Ruhebänken eine kleine Idylle – im Frühsommer 2022 wird nur wenige Schritte weiter der neue Mittersee-Kneipppark eingeweiht.

Naturnah in fließendem Bachwasser kneippt man in den Tretbecken am Alatsee und am Badeplatz Weißensee. Hopfen am See bietet gleich drei Kneippanlagen, darunter die auf dem Hopfensee schwimmende Kneipp-Insel, im Volksmund auch Enten-Waschanlage genannt. Hier können Kneipp-Fans das integrierte Seewasser-Tretbecken zum gesunden Kurzprogramm nutzen, mit den Kneipp-Stelen an der Seepromenade die fünf „Säulen“ der Kneipp-Therapie kennenlernen und anschließend auf den „Gedankenbänken“ die grandiose Aussicht auf die Alpenkette bewundern.

Über den Bootshafen am Forggensee geht es dann in die Füssener Innenstadt, wo beim Eisessen in der Reichenstraße die benachbarte, streng blickende Kneipp-Büste schon mal ein Auge zudrückt. Inmitten der historischen Kulisse ist man dann zwischen den üppigen Kräuterbeeten des Terrassengartens, der versteckt im Zwinger des Hohen Schlosses liegt, wieder ganz bei Kneipp, für den die Pflanzenheilkunde eine wichtige Säule seiner Lehre war.

Ein Besuch lohnt sich auch im Walderlebniszentrum Füssen–Ziegelwies. Vom Baumkronenweg, der 480 Meter lang ist, haben Besucher*innen eine faszinierende Sicht auf die Wildflusslandschaft des Lechs und auf die umgebenden Berge. In luftiger Höhe von bis zu 21 Metern überquert man die Landesgrenze Deutschland–Österreich. Die Spannweiten zwischen den einzelnen Plattformen liegen bei 80 bis 100 Metern.

Auf dem 1,5 Kilometer langen Auwaldpfad, der unterhalb des Baumkronenwegs verläuft, wird nicht nur Wissenswertes vermittelt, sondern vor allem Sichtbares erläutert. Spannende Stationen und Infotafeln zeigen unter anderem was den Auwald ausmacht und warum er so wichtig ist und welche seltenen Tier- und Pflanzenarten hier leben. Ergänzt wird das Angebot des Walderlebniszentrums noch durch einen Bergwaldpfad und die Ausstellung „Mein Wald“.

Natürlich hat auch Füssen selbst jede Menge Sehenswürdigkeiten. Bayerns höchstgelegene Stadt erhebt sich aus dem satten Grün der umgebenden Natur und geht über in ein Ensemble unterschiedlicher Epochen: mittelalterliches Gassengewirr, hohe gotische Häusergiebel, die Überreste der alten Stadtmauer, daneben reich dekorierte Kirchenbauten aus dem Barock und Rokoko. Nur ein paar Beispiele: die Heilig-Geist-Spitalkirche oder das Hohe Schloss mit seinem malerischen Innenhof und den farbenprächtigen Illusionsmalereien – eine der bedeutendsten spätgotischen Schlossanlagen Deutschlands – und dem Uhrturm. Zu nennen wäre auch das Benediktinerkloster St. Mang. Seine heutige Gestalt erhielt das Kloster Anfang des 18. Jahrhunderts durch Johann Jakob Herkomer, der eine großartige Anlage im italienischen Barockstil schuf. Es gibt viel zu entdecken.

Wem das alles immer noch nicht genügt, der kann sich vom Musical „Zeppelin – das Musical“ musikalisch inspirieren lassen. Dem unbeirrbaren Glauben des visionären Konstrukteurs Ferdinand Graf von Zeppelin an die Technik wird in einer parallelen Handlung der letzte Flug der Hindenburg und dessen dramatisches Ende in Lakehurst (USA) gegenübergestellt. Das Musical von Ralph Siegel (Liedertexte und Musik) spannt damit den Bogen vom Anfang bis zum Ende der großen Luftschiffära. Das Musical ist noch bis 10. Juli im Festspielhaus Neuschwanstein in Füssen zu sehen. (Friedrich H. Hettler)

 

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