Freizeit und Reise

Das Jahr 2016 bescherte dem Tourismus in Bayern neue Rekorde. Hier das Schloss Mespelbrunn. (Foto: Friedrich H. Hettler)

13.02.2017

Mehr Gäste und mehr Übernachtungen

Das Jahr 2016 bescherte dem Tourismus in Bayern neue Rekorde

Wir können mit Fug unbd Recht behaupten: Bayern ist das mit Abstand beliebteste Reiseziel in Deutschland“, erklärte Wirtschaftsministerin Ilse Aigner im Rahmen der Jahrespressekonferenz Tourismus 2016. Trotz einiger Herausforderungen konnten im vergangenen Jahr neue Bestmarken bei den Gästeankünften und Übernachtungen erzielt werden und zwar zum fünften Mal in Folge. So gab es mit über 35,4 Millionen Gästeankünften ein Plus von 3,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig konnten die Gästeübernachtungen auf 90,8 Millionen Übernachtungen gesteigert werden. Das entspricht einem Zuwachs von 3,1 Prozent gegenüber 2015.
„Mit diesem Ergebnis“, so Aigner, „übertreffen wir nicht nur erneut das bisherige Spitzenjahr 2015, sondern überschreiten erstmals die Marke von 90 Millionen bei den Gästeübernachtungen. Das ist wirklich etwas ganz Besonderes.“ Der Tourismus ist für Aigner nicht nur ein Aushängeschild für den Freistaat, er ist auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Dies hob die Ministerin an Hand von drei Aspekten besonders hervorheben. Der Tourismus in Bayern ist eine Boom- und Wachstumsbranche. Seit 2012 stellt er Jahr für Jahr neue Rekorde bei der Zahl der Gästeankünfte und -Übernachtungen auf. Das Wachstum im Tourismus kommt laut Aigner Stadt und Land zugute. Gerade im ländlichen Raum schaffe der Tourismus zusätzliches Wachstum. Denn rund 72 Prozent aller Übernachtungen in Bayern finden nach wie vor in den Landkreisen statt. Insbesondere die Heilbäder, die ja überwiegend im ländlichen Raum zu finden sind, haben 2016 zugelegt. Sie verzeichnen einen Anteil von fast 26 Prozent an der Gesamtzahl der Übernachtungen im Freistaat.
Darüber hinaus haben sich nach den Worten der Ministerin alle vier Tourismusregionen sehr gut entwickelt:
– Franken hat bei den Gästeankünften und Übernachtungen sein bestes Jahresergebnis überhaupt eingefahren. Im 10-Jahres-Vergleich haben sich die Gästeankünfte um über 27 Prozent und die Übernachtungen um 19 Prozent gesteigert.
– In Ostbayern hat sich vor allem der Regierungsbezirk Oberpfalz sehr positiv entwickelt mit 5,1 Prozent mehr Gästeankünften und 5,9 Prozent mehr Übernachtungen gegenüber dem Vorjahr. Die letztjährigen Ankunfts- und Übernachtungszahlen sind die besten Ergebnisse im Regierungsbezirk überhaupt. Auch Niederbayern habe ein sehr starkes Jahresergebnis eingefahren.
– Auch im Allgäu und Baverisch-Schwaben können die Touristiker neue Rekorde feiern. Hier sind im 10-Jahres-Vergleich die Zuwachsraten enorm: über 45 Prozent bei den Ankünften und 23,7 Prozent bei den Übernachtungen.
– Welch hervorragende Entwicklung der Tourismus in Oberbayern genommen hat, verdeutlichen die Vergleichszahlen der letzten zehn Jahre: 40 Prozent mehr Gästeankünfte und 25,6 Prozent mehr Übernachtungen seit 2007.

Sicherheit ist wichtig


Die Zahlen zeigen laut Aigner, dass gerade der ländliche Raum vom Wachstum im Tourismus mit einer hohen Wertschöpfung profitiert. Mehr als 31 Milliarden Euro geben Reisende jährlich in Bayern aus. Und über 560 000 Beschäftigte leben vollständig vom Tourismus.
Das Wachstum im Baverntourismus basiert auf verschiedenen Angeboten, so die Ministerin. „Unsere Leistungsträger sind: Der Städtetourismus mit Zuwachsraten von 2,0 Prozent bei den Ankünften und 1,6 Prozent bei den Übernachtungen. Der Campingtourismus mit ebenfalls überdurchschnittlichen Zuwächsen. Aber auch die Hotellerie, die kleineren Tourismusorte (unter 100 000 Einwohnern) und die Vorsorge- und Reha-Kliniken, sind wichtige Standbeine der bayerischen Tourismuswirtschaft. Dazu passen auch die überdurchschnittlichen Wachstumsraten in unseren Heilbädern: 5,4 Prozent bei den Gästeankünften und ein Plus von 3,6 Prozent bei den Gästeübernachtungen. Gesundheitstourismus liegt im Trend.“ Der Freistaat ist im vergangenen Jahr von Krisen nicht verschont geblieben. München, Ansbach und Würzburg sind Schauplätze schrecklicher Ereignisse gewesen, die international wahrgenommen wurden. Diese Ereignisse haben lut Aigner auch Auswirkungen auf den Tourismus gehabt. In den jeweiligen Regionen sind kurzfristig Rückgänge zu verzeichnen gewesen, die aber im Jahresverlauf wieder kompensiert wurden. „Für mich bedeutet das: Sicherheit ist ein entscheidender Faktor auch in der Tourismuswirtschaft. Gerade in einer von Krisen und Konflikten geprägten Zeit kann und muss Sicherheit in Bayern als positiver Standortfaktor wirken – auch und gerade mit Blick auf die Auslandsnachfrage.“ 2016 hat sich Bayern als Tourismusstandort sehr gut behauptet, allerdings, so die Ministerin, schläft die Konkurrenz nicht. Aus diesem Grund wurde das „Sonderprogramm Premiumoffensive Tourismus“ gestartet. Dabei geht es darum, dass Hotels und Gaststätten in Bayern auch in Zukunft konkurrenzfähige 1A-Angebote machen können. „Im Freistaat soll besser gegessen, besser gelebt, besser geschlafen werden – um es einmal plakativ auszudrücken. Kurz: In Bayern soll der Gast einfach besser aufgehoben sein.“ Deshalb gibt es Unterstützung für Investitionen zur Qualitätssteigerung, etwa Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen im Sinne der Barrierefreiheit, im Wellness- oder Kinderspielbereich oder in eine verbesserte IuK-lnfrastruktur. Davon profitieren nach den Worten der Ministerin nicht nur die Tourismusbetriebe, sondern auch der Einzelhandel und zahlreiche Handwerker vor Ort. Die „Premiumoffensive Tourismus“ soll eine Laufzeit von fünf Jahren haben. 2017 werden fünf Millionen und 2018 weitere zehn Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Für Aigner verspricht ein Bayern-Urlaub authentische, regional verankerte Erlebnisse, Natur, Tradition und Nachhaltigkeit. Im Alpenraum stehen für diese Art eines authentischen nachhaltigen Reiseerlebnisses vor allem auch die Angebote der Almwirtschaften und Berggasthöfe. Auch dieses Segment unterstützt die Staatsregierung mit einem neuen Programm, dem Sonderprogramm „Almwirtschaften und Berggasthöfe“. Gewerblich betriebene Einrichtungen dieser Art werden bei Maßnahmen zur Sanierung, Modernisierung und Erweiterung, damit sie den gestiegenen Bedürfnissen der Gäste gerecht werden, unterstützt. 2017 stehen dafür Mittel in Höhe von 500 000 Euro bereit.

GTM findet in Bayern statt

Bayern setzt auch im kommenden Jahr auf Gäste aus dem Ausland. Dafür ist es nach den Worten der Ministerin wichtig, im globalen Wettbewerb die Sichtbarkeit des Freistaats als Tourismusziel weiter zu erhöhen. Deshalb ist es für sie eine gute Nachricht, dass es gelungen ist in diesem Jahr den Germany Travel Mart (GTM) nach Bayern zu holen. Der GTM ist die größte Incoming-Veranstaltung für den Deutschlandtourismus. Er wird von der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) jährlich in wechselnden Destinationen veranstaltet. Er findet vom 7. bis 9. Mai in Nürnberg statt. Das ist eine ideale Gelegenheit, um das Reiseland Deutschland mit klarem Fokus auf Bayern weltweit zu präsentieren und zu vermarkten. Gastgeber in Nürnberg ist die Bayern Tourismus Marketing GmbH. Die Idee für den GTM 2017 ist, ein junges und modernes Bild von Bayern zu vermitteln und gleichzeitig das traditionelle, historisch gewachsene und in weiten Teilen bekannte Erscheinungsbild/Image weiter zu schärfen, betonte Aigner. „Hotellerie und Gastronomie sind mittlerweile die regionalen Wirtschaftsmotoren. Sie sind Garanten einer positiven ländlichen Entwicklung“, erklärte Angela Inselkammer, Präsidentin des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands DEHOGA Bayern. Sie sind flachendeckend in Bayern vertreten, sind absolut standorttreu, nutzen in hohem Mase regionale Anbieter und zahlen vor Ort ihre Steuern. „Ich glaube, wir sind uns einig: Unsere Betriebe sind die Visitenkarte Bayerns. Unser Gastgewerbe ist mittlerweile systemrelevant für den Erfolg Bayerns.“ Um dem Wirtshaussterben entgegenzuwirken fordert Inselkammer den reduzierten Mehrwertsteuersatz für Gastronomiebetriebe. Das würde die Betriebe unter anderem wirtschaftlich rentabler werden lassen, sie wären wieder kreditwürdig, könnten in den Substanzerhalt investieren, eine Betriebsübernahme durch die Nachfolger wäre wieder interessanter und der Ort würde wieder an Lebensqualität gewinnen. Dass das ganze funktioniert, habe man bei der Hotellerie gesehen.
„Neben den rein monetären Aspekten verstehe ich einfach nicht“, so die DEHOGA-Präsidentin, „warum Essen im Stehen anders besteuert wird wie Essen im Sitzen.“ Zudem wären sieben Prozent Mehrwertsteuer nur fair, weil die klassische Gastronomie unglaublich arbeitsintensiv ist. „Mein Wunsch: Gleiches Recht für alle. Einheitlicher Umsatzsteuersatz auf alle Lebensmittel – egal wo gekauft, wie zubereitet und wie gegessen.“ Darüber hinaus sprach sie sich für weniger Bürokratie aus. „Unsere Wirtinnen und Wirte wollen für den Gast und nicht für Statistiken da sein.
Mit Blick auf das Arbeitszeitgesetz fordert Inselkammer eine Umstellung von täglicher auf eine wöchentliche Höchstarbeitszeit. So wie sie die EU-Richtlinie bereits vorsieht. „Keiner will die Gesamtarbeitszeit verlängern. Es geht auch nicht um unbezahlte Mehrarbeit. Das, was wir fordern, ist lediglich Flexibilität, die Unternehmer, vor allem aber auch unsere Mitarbeiter und Gäste schlichtweg erwarten.“ Die bayerischen Heilbäder und Kurorte können, worauf Aigner bereits hingewiesen hatte, auf eine überdurchschnittliche Tourismusbilanz für 2016 verweisen. „Unter den Top-12-Destinationen Bayerns sind acht Heilbäder und Kurorte. Darauf sind wir stolz“, so der Vorsitzende des Bayerischen Heilbäder-Verbands Klaus Holetschek. „Diese tolle Bilanz ist kein Zufall. Sie ist das Ergebnis aus Investitionen und Innovationen in unseren Mitgliedsorten.“ Im vergangenen Jahr investierten die Heilbäder und Kurorte über 100 Millionen Euro in ihre touristische Zukunft, in den vergangenen drei Jahren waren es über 200 Millionen Euro.

Gezielte Vermaktung


Investiert wurde unter anderem in die Sanierung oder Erweiterung von Bädern oder Kneippanlagen, den Neubau oder die Sanierung von Kurmittelhäusern oder in die Anlage von Rad- und Wanderwegen. Ein Augenmerk legten die Heilbäder auch auf die Digitalisierung und den Breitbandausbau. „Deshalb ist es kein Zufall, dass die ersten zwei Preise beim ADAC Tourismuspreis nach Bodenmais und Bad Kötzting gingen“, so Holetschek. „Wir werden auf diesem Weg weiter machen.“
Die UN-Generalversammlung hat das Jahr 2017 als Internationales Jahr des nachhaltigen Tourismus ausgerufen. „Der bayerische Tourismus hat sich bereits seit langem dieses Themas angenommen und ist kontinuierlich dabei die Zukunft des Tourismussektors mit neuen Ideen nachhaltig zu denken“, sagte Martin Spantig, Geschäftsführer der BAYERN TOURISMUS Marketing GmbH (by.TM). Mit der gezielten Vermarktung regionaler Identitäten, bayerischer Traditionen und Lebensweisen im Rahmen der Dachmarkenkampagne „Bayern – traditionell anders“ sowie der Vermarktung der einzigartigen Natur und Kultur Bayerns durch die qualifizierten Marken und Sonderthemen schafft die by.TM Anreize für alle Tourismusakteure, zu deren Erhalt beizutragen. Denn, so Spantig, „was man kennt, das schätzt man – was man schätzt, das schützt man“. Darüber hinaus unterstützt die by.TM das Bayerische Umweltsiegel sowie den Tourismuspreis, im Rahmen dessen 2017 erstmals der Sonderpreis „Nachhaltigkeit“ verliehen wurde, und setzt mit Veranstaltungen wie der Tagung „Kulturtourismus 2030 – neu denken“ Impulse für eine nachhaltige Tourismusentwicklung im Freistaat.
„Dieses Zusammenspiel aus langfristig angelegtem Marketing, Engagement für nachhaltige Initiativen und Impulsen für die Zukunft macht Bayern zu einem nachhaltigen Urlaubsland. Denn Nachhaltigkeit ist, was nachher hält“, betonte Spantig. (Friedrich H. Hettler) (Blick auf den Königssee; das Bayerische Nationalmuseum und der Königsplatz in München; Innenansicht der Basilika in Ottobeuren; das Käppele in Würzburg und das Museum für zeitgenössische Kunst – Diether Kunerth in Ottobeuren - Fotos: Friedrich H. Hettler)

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