Freizeit und Reise

Das Weitblick von der Gartenseite aus gesehen. (Foto: Das Weitblick Allgäu - Katja Fouad Vollmer)

05.11.2018

Mit Augenzwinkern und viel Spaß

Marktoberdorf: Skurrile Stadtführungen und „Das Weitblick Allgäu“

Stephan Weyrauch, Schmiedemeister und Hofkammerrat von Markt Oberdorf, hielt es mit der ehelichen Treue nicht so genau. Und genau das wurde ihm schließlich zum Verhängnis. Er hatte nicht nur seine Magd geschwängert oder wie es damals hieß „imprägniert“, sondern, wie sich nach der Einvernahme der Magd am 8. März 1754 durch den örtlichen Pflegverwalter von Epplen herausstellte, auch mit zahlreichen weiteren Frauen außereheliche Beziehungen. Auch gab die Magd an, dass Weyrauch bekannt dafür war, dass vor ihm kein Weibsbild sicher war. Auch habe er seiner Magd verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt beziehungsweise angedient, wie sie abtreiben könnte. So kam eins zum anderen, zumal sich diverse Frauen selbst beim Pflegverwalter anzeigten, mit Weyrauch Unzucht getrieben zu haben. Weyrauch wurde ob der schwerwiegenden Anzeigen und Anklagen festgenommen, eingekerkert, auch gefoltert und letztlich zum Tode verurteilt.

Der Marktoberdorfer Siegfried Laferton schildert Weyrauchs Geschichte, wie er sie den Gerichts- und Prozessakten entnehmen konnte, in seiner Arbeit über Die Hinrichtung des Ehebrechers Stephan Weyrauch in Oberdorf 1754 – veröffentlicht als zehnteilige Serie in der Allgäuer Zeitung.

Und genau diese Justizgeschichte macht Andrea Guggemos zum Mittelpunkt ihrer Führung „Die schwarze Witwe“. Als solche auch so gekleidet, gibt sie bei einem Rundgang durch Marktoberdorf als Weyrauchs Witwe Maximiliana einen äußerst interessanten Einblick in die Rechts- und Sozialgeschichte des 18. Jahrhunderts. Sie erzählt in einer emotionalen Weise von den ehelichen Verfehlungen ihres Gatten sowie der Schmach und Schande, die er damit über sie und ihre Kinder brachte, über Bestrafungsmethoden und Verhöre, aber auch über Weyrauchs Alchemieversuche, Gold herzustellen.

Guggemos nimmt den Gast auf sehr überzeugende Art und Weise auf eine Zeitreise in längst vergangene Tage mit. Mit ihrem schauspielerischen Talent kreiert sie eine Stadtführung, die sich wohltuend abhebt von üblichen Führungen. Nicht Zahlen oder Daten sind ihr wichtig, sondern die Menschen, ihre Geschichte und die Umstände, die sie zu dem machten, was sie waren. Mit einem Augenzwinkern wird nicht nur Wissen vermittelt, sondern es macht vor allem eines: Spaß.

Andrea Guggemos scheint sowieso ein Faible für Skurriles zu haben, denn neben der „Schwarzen Witwe“ bietet sie noch die Führungen „Hexen, Huren, Henker, Halunken – Marktoberdorfs Spaziergang des Grauens“ und „Das stille Örtchen – Marktoberdorfs Stadtgeschichte mit Niveau und Klo ... und dem Fokus Lokus!“ an.
Städte am Wasser haben besonderes Flair. Marktoberdorfs Lebensader ist die Wertach, ihre Ufer laden zum Angeln, Biken und Walken ein. MOD – so das amtliche Kfz-Kennzeichen – ist top: Deutschlands höchstgelegene Kreisstadt (758 Meter) und anerkannter Erholungsort. Neben dem Kurfürstlichen Schloss lockt die Martinskirche mit der Pracht des Rokoko. Und das Naturdenkmal Lindenallee zielt in die buckelige Welt des Ostallgäuer Hügellands. Mit Badeseen, Burgen und der Nähe zu den Bergen. Die Lage zwischen Füssen mit den Königsschlössern und der Tänzelfest-Stadt Kaufbeuren, auf halbem Weg zwischen München und Bodensee, macht Marktoberdorf zur Feriendestination für Familien, die Urlaub auf dem Bauernhof schätzen, oder Städtetouristen, die die historischen Plätze Marktoberdorfs entdecken wollen – beispielsweise auf den Spuren von Fürstbischof Clemens-Wenzeslaus oder Johann-Georg Fischer.

Natürlich braucht ein Ort, der touristisch auf der Höhe sein will, auch ein entsprechendes Übernachtungsangebot für seine Gäste und Besucher. Vor Kurzem hat etwas außerhalb von Marktoberdorf ein neues Hotel seine Pforten geöffnet, „Das Weitblick Allgäu“.

Nach den Expansionen der letzten Jahre hat die Genussunternehmerfamilie Lerch 2016 den Grundstein für ein weiteres erfolgversprechendes Vier-Sterne-Hotel in aussichtsreicher Alleinlage gelegt: „Das Weitblick Allgäu“ heißt das neue am 17. August 2018 eröffnete Domizil und da die Lerchs gerne halten, was sie ihren Gästen versprechen, ist der Name des Hauses in jeder Hinsicht Programm.

Eigenes Biotop
für die Zauneidechsen

Die Idee für „Das Weitblick“ ist laut Hoteldirektorin Anna Zielke bereits früh dagewesen – 2013/2014. Allerdings brauchte Thomas Lerch Investoren, die das Projekt stemmen konnten. Die fand er schließlich in Gerhard Breher und Manfred Rietzler. Eine weitere Verzögerung war den Zauneidechsen geschuldet, die auf dem Baugrundstück lebten. Für sie wurde daher auf dem Areal ein eigenes Biotop geschaffen, erzählt Zielke.
Auf 760 Metern Höhe übernimmt das Genussunternehmen in Marktoberdorf ein Haus, das den Weitblick in die Welt in alle Bereiche des Hotellebens integriert – von den 98 durchdachten Gästezimmern über das Restaurant Weitblick mit bodentiefen Fenstern und Alpenpanorama, Sky Bar im 3. Obergeschoss und dem pfiffigen Snack-Restaurant Fräulein Lecker World bis in den multifunktionalen Tagungs- und Veranstaltungsbereich. Auch der 2000 Quadratmeter große SPA-Bereich mit Saunalandschaft und Außenpool holt das Außen gekonnt ins Innen. Und für Events und Festivitäten im Allgäuer Chic gibt es einen modernen Stadl mit Showküche und Verbindungsgang zum Haupthaus.

Danach befragt, warum man als Gast ins Weitblick gehen sollte, nannte Zielke vier Gründe: das Wellnessangebot, gutes Essen, gute Lage für Unternehmungen und die gute Sicht. Überaus erfreut und zufrieden zeigten sich Lerch und Zielke über die Auslastung des Weitblicks seit seiner Eröffnung: sie liegt bei „fulminanten“ 95 Prozent, so die Hotelchefin. Gleichzeitig sprach Zielke den knapp 100 Mitarbeitern ein großes Lob aus, denn „alle haben Bock darauf“.

Wie schon das erfolgreiche Panoramahotel Oberjoch ist „Das Weitblick Allgäu“, wie bereits kurz erwähnt, ein Hotel in einzigartiger Lage, so persönlich und individuell gestaltet, dass Genuss- und Wellness-affine Reisende sich rundum wohlfühlen. Zugleich sind Größe und technische Ausstattung prädestiniert für Firmen- und Gruppenbuchungen. Diese Verschmelzung von Individualismus, Komfort und Funktionalität zieht sich, wie der befreiende Alpenblick, durch alle Bereiche des neuen Hauses.

So ist das Raumkonzept der Zimmer auf praktischen Komfort ausgelegt, der mit maßgeschneiderten Serviceleistungen ergänzt werden kann. Da sind ein heller Arbeitsplatz und kostenfreies WLAN ebenso selbstverständlich, wie komfortable Bäder, ein Balkon mit Weitblick und reichlich Raum für die persönliche Entspannung. Das Design spielt auch hier stimmungsvoll mit dem Thema „Weitblick in die Welt“ und versprüht, dank lokaler Einflüsse, alpine Gemütlichkeit.

Neben dem modernen, offen gestalteten Hot SPA mit Außenpool und Fitnesszentrum, gilt auch der Gastronomie des neuen Hauses ein besonderes Augenmerk. Zwei aussichtsreiche Restaurants und eine Sky Bar mit Dachterrasse verwöhnen die Gäste mit Lerch’schen Finessen. Die Ausrichtung der Küche ist zum einen international, mit Blick in die Welt, zum anderen stark lokal verortet, wobei regionalen erzeugten Produkten konsequent der Vorzug gegeben wird.

Passend hierzu wird im Weitblick ein „Grüner Lebensstil“ gepflegt, denn weitsichtiges Handeln bezieht, getreu der Lerch Genussphilosophie, auch den schonenden Umgang mit Ressourcen ein: Strom wird aus alternativen Quellen bezogen, engagierte Programme zur Müllvermeidung werden eingesetzt und Gäste, die ihr Auto gerne stehen lassen, können auf modernste E-Bikes zurückgreifen.

Der Tagungs- und Veranstaltungsbereich des Weitblick ist mit fünf hochmodernen Räume für bis zu 250 Personen ausgelegt, deren clevere Einrichtung und wandelbare Atmosphäre sich je nach Bedarf anpassen lässt – von kreativ und konzentrationsfördernd bis festlich und edel. Für Meetings und Events mit Lokalkolorit empfiehlt sich derweil der ans Hotel angeschlossene Stadl. (Friedrich H. Hettler)

(Andrea Guggemos in ihrem Element als Schwarze Witwe Maximiliana Weyrauch und der Versuch aus Steinen Gold zu machen. Das Marktoberdorfer Rathaus und die Lindenallee - Fotos: Friedrich H. Hettler; der Eingangsbereich mit Rezeption. Blick in eine Panorama Suite und die Fräulein Lecker World - Fotos: Das Weitblick Allgäu – Katja Fouad Vollmer)

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