Freizeit und Reise

Die Kaiserklamm in Brandenberg ist ein absolutes Naturschauspiel für alle Outdoor-Fans. (Foto: G. Griessenböck)

15.05.2023

Mit dem Lauser-Sauser in die kleinste Stadt

Das Alpbachtal bietet viel Außergewöhnliches in den Tiroler Bergen

Das Alpbachtal ist eine beliebte Ferienregion im Tiroler Unterland. Mit seinen neun beschaulichen Dörfern und der kleinsten Stadt Österreichs liegt das Alpbachtal etwa eine Stunde von der Landeshauptstadt Innsbruck entfernt und gut 90 Minuten von München. Die Region ist bekannt für ihre malerische Landschaft, die ruhige und entspannte Atmosphäre sowie eine Vielzahl an Aktivitäten wie Wandern, Radfahren, Klettern, Wildwassersport oder Schwimmen in einem der wärmsten Badeseen Tirols. Und wer das Wasser von seiner wilden Seite entdecken möchte, der kann dies auf einer von drei Klammwanderungen durch die Wildwasserschluchten tun.

Obwohl der Name Alpbach erst 1150 erstmals urkundlich erwähnt wird, erfolgte die Besiedelung bereits um die Jahrtausendwende durch die Bajuwaren. 1860 fand man am Steinberger Joch (Übergang ins Zillertal) eine Bronzeaxt. Daher ist die Vermutung naheliegend, dass dieser Übergang bereits vor der Hallstatt-Zeit benutzt wurde. Die Christianisierung erfolgte im 7. und 8. Jahrhundert durch irische und schottische Mönche.

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts fand man am Gratlspitz, Schatzberg und im Luegergraben Kupfer- und Silbererz. Die Fugger betrieben damals den Erzabbau in Schwaz und Kitzbühel und übernahmen das auch im Alpbachtal. Wegen des zu geringen Ertrags wurde der Bergbau Mitte des 19. Jahrhunderts eingestellt. Aufgrund der Abgeschlossenheit (eine Fahrstraße am Talboden nach Alpbach gibt es erst seit 1926) blieb das authentische Ortsbild mit seinen urigen Vollholzhäusern erhalten und es entstand eine eigene Bau- und Wohnkultur (Alpbacher Bauernmöbel). Aber auch das Brauchtum blieb deshalb länger erhalten als in vielen anderen Tälern Tirols.

Auf Initiative von Kommerzialrat Alfons Moser, Alpbacher Bürgermeister von 1945 bis 1979, beschloss der Gemeinderat 1953 die örtliche Bauordnung und verordnete bei Neubauten die Anpassung an den hergebrachten Alpbacher Baustil. Das Merkmal dieser alpinen Architektur erkennt man sofort: Bei allen Häusern in Alpbach darf lediglich das Parterre aus Mauerwerk bestehen, ab dem 1. Stock müssen alle Häuser mit Holz verschlagen sein. Zudem gibt es eigene Vorschriften bezüglich Dachschräge, Dachplatten, Höhe der Gebäude, Fensterbreite, Holzfassade, Balkone und vieles mehr. Das Wohnen in Alpbach ist also ein ganz besonderes Privileg.

Jedes Haus ist
hier ein Unikat

Die einzige Ausnahme bildet das Congress Centrum Alpbach – ein Meisterwerk an Design, Ambiente, Funktionalität und hochwertiger Konferenztechnologie. Im Sinn der Bewahrung des besonderen Alpbacher Ortsbilds wurde das Haus in den Berg gebettet und mit einem spiralförmig angeordneten Tageslichtkegel ausgestattet. Die Aussicht von der Terrasse auf das Dorf und die Umgebung ist einzigartig.

Im August 1983 wurde Alpbach in einem Fernsehwettbewerb des ORF aufgrund des einheitlichen Holzbaustils und des Blumenschmucks zum „Schönstes Dorf Österreichs“ gewählt. Jedes Haus ist hier ein Unikat, weil jede Generation ihren Hof den speziellen Anforderungen gemäß ausbaute. Zahlreiche Höfe sind „Erbhöfe“, das heißt, sie befinden sich seit über 200 Jahren im Familienbesitz. 

Tourismus gibt es seit der Jahrhundertwende. 1938 verzeichnete Alpbach bereits 110 Gästebetten. Zwar ist der Tourismus der Haupterwerb der heimischen Bevölkerung, doch noch immer gibt es über 100 bewirtschaftete Bauernhöfe, die zum größten Teil noch originalgetreu erhalten sind. 

Nun aber zu den Besonderheiten der Tourismusregion.

Lustiger Friedhof:
„Mit Ski im Schuss – dann war Schluss.“ Knapper lässt sich ein Skiunfall nicht beschreiben. Mehr über das Ableben erfährt man in diesem Sprüchlein: „Hier in dieser Grube liegen zwei Müllerbuben geboren am Chiemsee gestorben an Bauchweh.“ Bei so viel posthumer Freimütigkeit kann man nur schmunzeln. Offenbar hatte man früher einen etwas anderen Zugang zum Tod.

Witzige Sprüche erinnern
an die Verstorbenen

Bis ins späte 19. Jahrhundert gab es im Alpenraum den Brauch, mit teils derben, witzigen Sinnsprüchen an die Verstorbenen zu erinnern. Die historischen Kreuze in Kramsach stammen überwiegend aus Tirol. Aber auch aus anderen Teilen des Alpenraums, wie Südtirol, Salzburg und Bayern. 

Über 100 Grabkreuze mit solch kuriosen Inschriften findet man heute am Lustigen Friedhof in Kramsach. Begraben ist hier allerdings niemand. Die Kreuze stammen aus der Sammlung von Hans Guggenberger, der Steinmetzmeister und Schmied. Der Kramsacher hatte in seinem Beruf viel mit der Grabgestaltung zu tun. Die schönsten und ungewöhnlichsten Kreuze bewahrte er vor dem Altmetall. Und so kam er bereits 1965 auf die Idee, die außerordentlichsten Kreuze in seinem Museumsfriedhof aufzustellen. Fünf Jahrhunderte alpenländischer Grabkultur gibt es hier zu sehen. Es ist die größte Grabkreuzsammlung Europas. Heute ist der „Friedhof ohne Tote“ das meistbesuchte Museum Tirols. Rund 200 000 Besucher pro Jahr kommen hier her, um über die Sprüchlein zu schmunzeln.

Die kleinste Stadt Österreichs:
Die Einwohnerzahl entlockt Großstädtern ein Schmunzeln, denn sie ist mit ihren rund 440 Bewohnern und elf Hektar Gemeindegebiet die kleinste Stadt Österreichs. Rattenberg am Inn hat sich sein mittelalterliches Stadtbild bewahrt und vermittelt dies auf seine bezaubernde Art. Die malerische Fußgängerzone lädt zu einem Spaziergang durch die engen Gassen Rattenbergs. Vorbei an den kunstvollen Glasgeschäften, bunten Fassaden, Türmen und der mittelalterlichen Burg, bemerkt man schnell, dass die Stadt nicht groß sein muss, um Großartiges anzubieten. Rattenberg ist das Zentrum der Glasverarbeitung in Tirol. Überall in den Straßen findet man Glasschleifer, Glasgraveure und Glasmaler.

Spielplätze auf den Bergen:
Leichte Mehrtageswanderungen für Kinder, der erste Gipfelsieg und tolle Spielplätze in luftiger Höhe, damit können Eltern die Kleinen in die Berge locken. Familien schätzen die zwei außergewöhnlichen Erlebnisparcours auf den Bergen. Mit der Wiederbergerhornbahn geht es hoch auf das Wiedersberger Horn in das „Lauserland“ oder auf den Reither Kogel zum „Juppi Zauberwald Rundwanderweg“. Die Bergbahnfahrten sind übrigens für Nächtigungsgäste im Rahmen der Alpbachtal Card inklusive. Und mit dem Alpine Coaster „Alpbachtaler Lauser-Sauser“ (eine Ganzjahres-Rodelbahn) geht es rasant den Berg hinab.

Sehr beliebt sind die drei unterschiedlichen Mehrtagestouren im Alpbachtal. Perfekt für Familien ist die kindgerechte 3-Tages-Familientour. Hier erwandert man an drei Tagen eine 19 Kilometer lange, leichte Rundtour, die von Hütte zu Hütte führt. Der Start ist in Alpbach. Entlang der Strecke übernachtet man in urigen Höfen, wie etwa der Holzalm oder im Alpengasthof Pinzgerhof, wo Kinder mit zahlreichen Tieren Bekanntschaft machen. Den ersten Gipfelsieg für die Kleinen bietet das Wiedersberger Horn in Alpbach. Hoch geht es mit der Gondel. Danach führt eine sehr einfache und kurze Wanderung in gut 45 Minuten auf den Gipfel. Der 360 Grad Rundumblick lässt selbst das kleine Bergsteigerherz höherschlagen. 

Die wärmsten Badeseen Tirols und Schluchtenwanderungen:
Wenn das Quecksilber steil nach oben steigt, locken die Badeseen zum Schwimmen, Plantschen und Relaxen ein. Der Reintalersee in Kramsach zählt zu den wärmsten Naturseen Tirols. Drei Naturschluchten laden zu abenteuerlichen Wanderungen für Familien ein. Besonders die Kundler Klamm lieben kleine Abenteurer. Mit ihrem breiten, kinderwagentauglichen Wanderweg und den flachen Wasserstellen ist sie wie gemacht für einen Ausflug in die Natur. Im flachen Wasser findet man bunte Steine, baut Türme und lauscht der Sage des Drachen, der die Schlucht einst bewohnte. 
Lernen wie

Milch zu Butter wird

Tirols geduldigste Kuh:
Im Museum Tiroler Bauernhöfe in Kramsach spaziert man sprichwörtlich durch ganz Tirol. Auf dem großen Freilichtareal sind originale Höfe aus allen Tälern Tirols anzutreffen. Viele Mitmachstationen erklären spielerisch, wie das damalige Leben im Einklang mit der Natur und der Tierwelt verlief. Im alten Kuhstall steht „Leni“ die geduldigste Kuh Tirols. An ihr können sich die Sprösslinge im Melken versuchen – natürlich handelt es sich um keine lebende Kuh. Kleine Jungbauern erfahren, woher die Würste stammen und lernen, wie die Milch zu Butter wird. Kinder erfahren einiges über saisonale Lebensmittel und lernen, wie ein Leben ohne Supermarkt verlief. So wird der Spaziergang durch das Museum zum spielerischen Lehrpfad für die ganze Familie.

Die Alpbachtal Card:
Wer schon mal für die ganze Familie Lifttickets, Eintritte und den Bus bezahlt hat, der weiß, dass die Ferien mit Kind und Kegel ins Geld gehen. Ab der ersten Übernachtung erhält jeder Gast seine Alpbachtal Card – automatisch und kostenlos. Darin enthalten sind alle Fahrten mit den Bergbahnen der Region, mit dem Regio-Bus. Und die Eintritte in Museen und Seen sind ebenfalls inkludiert. (Friedrich H. Hettler)
 

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