Freizeit und Reise

Beim Schneeschuhwandern im Kaiserwinkl. (Foto: Tourismusverband Kaiserwinkl)

13.02.2020

Von der Schönheit des sanften Einsinkens

Dass Winterurlaub mehr sein kann, als nur nach Pistenkilometer zu lechzen, das zeigt die Tiroler Urlaubsregion Kaiserwinkl

„Mecht wer bei mir vorn sitzen – oba der miassat hoit worm einpockt sein“: Kutscher Sebastian – hier nennen ihn alle „Wastl“ – weiß, wovon er spricht. Schon bald zeigt sich, dass der leichte Fahrtwind in Verbindung mit dem Schneetreiben einen rasch kalt werden lässt. Doch Wastl hat Decken mit, und so fröstelt uns beim Dahintraben unserer zwei vorgespannten Norikerstuten auf unserer Kutsche nicht. Der Schneefall wirkt beruhigend und verzaubert den Kaiserwinkl in eine „angezuckerte“ Märchenlandschaft. Nach eineinhalb Stunden endet unsere winterliche Kutschenfahrt. Als Wastl seine beiden vierbeinigen „Mädels“ ausspannt, lässt er sie noch eine Weile im starken Schneetreiben stehen – ob denn die Pferde darunter nicht leiden würden, fragt eine besorgte Kollegin. Man kann es mit dem Tierschutz auch übertreiben, kommentiert Wastl: „So a Ross, des mecht decht nix wia aussi“ – „so ein Pferd mag doch nichts lieber, als im Freien zu sein“, heißt das sinngemäß. Mit einem wärmenden kleinen Schnapserl verabschiedet sich Wastl von uns.

Am nächsten Tag geht´s hoch hinaus – während unseres Aufenthalts steigen Dutzende Heißluftballone in den Winterhimmel über dem Kaiserwinkl. „Mit 55 teilnehmenden Ballonteams ist unsere Winterballonwoche Ende Jänner die größte in ganz Österreich“, betont Tourismuschef Thomas Schönwälder nicht ohne Stolz.  Bevor unser Ballon abhebt, dürfen meine Korbkameradin Christiane und ich mithelfen. Nach dem Abheben erzählt uns Pilot Fritz von den Besonderheiten des Ballonfahrens. Steuern kann der Pilot nur über Steigen und Sinken und den damit verbundenen Wechsel in einer andere Thermik – wo einen Wind und Strömung dann genau hintreiben, kann nur grob geschätzt werden. Wir genießen den Blick aus 400 Metern Höhe auf die schneebedeckte Landschaft und den zugefrorenen Walchsee. Bei Fritz fühlen wir uns im Korb nie unsicher – der Unternehmer strahlt große Gelassenheit und Ruhe aus. Als wir nach zweieinhalb Stunden Fahrt auf einem schneebedeckten Feld landen, haben wir unser angepeiltes Zielkreuz zwar verfehlt. Unseren Genuss am Dahinschweben über dem Kaiserwinkl hat das aber nicht getrübt. Billig ist Ballonfahren auch nicht, wenn man als Passagier mitfährt. Da man sich so etwas aber nicht jeden Tag gönnt, sind die knapp 250 Euro gut investiertes Geld, zumal man von einer Ballonfahrt Eindrücke mitnimmt, die man kaum je wieder vergessen wird.

Am Nachmittag erkunde ich die Gegend bei einer Winterwanderung rund um den Walchsee. An einigen Weggabelungen bin ich als Erstbesucher etwas ratlos, welche Variante ich nehmen soll, um der stark befahrenen Straße auszuweichen. Hier täten einige zusätzliche Schilder gut. Im Übrigen bietet die knapp fünf Kilometer lange Tour sehr schöne Blicke auf den Walchsee und die umliegenden Ferienorte.

Am Freitag nimmt uns Andy, ein Bergsportprofi, mit auf eine Schneeschuhwanderung. Wir starten etwas oberhalb der kleinen Gemeinde Rettenschöss. Nach 20 Minuten Gehen wird der Schnee auf den Feldern, die wir überqueren, deutlich mehr. Andy gibt ein angenehmes Tempo vor. Ich schwitze nur mäßig, wenngleich ich eine gewisse körperliche Anstrengung verspüre. Einmal „warmgewandert“, entpuppt sich unsere Tour als echtes Highlight. Da man beim Schneeschuhwandern auch mit den Stöcken arbeitet, verteilt sich die Anstrengung gleichmäßig auf den Körper. Das sanfte Einsinken der Schneeschuhe ins Weiß von Wiesen und Wäldern und das damit verbundene leichte Geräusch beruhigt die Seele gleichermaßen sanft wie es den Körper fordert. Mit den Grundbesitzern gebe es praktisch keine Probleme, betont Andy. Wenn man durch einen Wald wandert, sollte man allerdings auf Wildtiere Rücksicht nehmen. „Vor allem von Futterstellen sollte man gebührenden Abstand halten, damit Reh und Hirsch nicht verschreckt werden“, appelliert Andy. Als wir unterhalb des Staudingerkreuzes eine kurze Rast einlegen, schweift der Blick vom wilden über den zahmen Kaiser hinüber zum Wetterstein. Auf 1.280 Meter Seehöhe erreichen wir unseren höchsten Punkt. Bergab helfen die Zacken der Schneeschuhe, die ein Abrutschen verhindern. Als wir bergab eine kleine Böschung überwinden müssen, empfiehlt uns Andy, die paar Meter auf dem „Allerwertesten“ hingabzugleiten. Es funktioniert, und nach dreieinhalb Stunden ist endet unsere Schneeschuhwanderung. Bei der Mittagseinkehr verwöhnt uns die Wirtin mit köstlicher Tiroler Bergkäsesuppe und Schlutzkrapfen.

Nachmittags wagen wir uns auf die Langlaufloipe. Markus, ein früherer Biathlet, führt uns in die Lauftechnik ein. Einen schreibenden Kollegen, der zum ersten Mal auf den schmalen Latten steht, haut es zwei Mal ordentlich in den Schnee. Seinem Spaß an unserem Aktivtag tut das aber keinen Abbruch. Und Langläufer – egal, ob klassisch oder Skating - zeigt die Urlaubsregion Kaiserwinkl ein großes Herz: Entsprechende Schneelage vorausgesetzt, stehen bis zu 240 Kilometer Loipen zur Verfügung. Sogar eine Schneekanone haben sich die Kaiserwinkler dafür angeschafft.

Nach drei Tagen fällt mir der Abschied schwer – das große Angebot an verschiedenen Aktivitäten auch abseits der Piste macht den Kaiserwinkl sympathisch. Die Preise sind maßvoll und die Region ist von Bayern gut erreichbar. (Gerhard Deutschmann)

(Impressionen: der Kaiserwinkl und Kössen, Skifahren und Langlaufen - Fotos: Tourismusverband Kaiserwinkl)

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