Kommunales

Bayerns größter Bürgerwindpark entsteht derzeit bei der Gemeinde Berching im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz. (Foto: Johannes Ehbauer)

25.05.2012

An der Energiewende verdienen

Neue kommunale Beteiligungsmodelle für Bürger mit Anlagen zur alternativen Stromerzeugung

Die Energiewende bietet für die Bürger in Bayern auch die Chance zum Geld verdienen – nämlich in der Beteiligung an Anlagen für erneuerbare Energien. Hintergrund: Bis zum Jahr 2021 soll der Stromverbrauch in Bayern insgesamt zu 50 Prozent aus den regenerativen Quellen gedeckt werden. Die geplante Verteilung von Bayerns Umweltminister Marcel Huber (CSU) sieht wie folgt aus: 17 Prozent aus Wasserkraft (Stand derzeit rund 15 Prozent), Windenergie sechs bis zehn Prozent (derzeit unter ein Prozent), zehn Prozent aus Biomasse (derzeit sechs Prozent), Photovoltaik 16 Prozent (derzeit drei Prozent), mit Solarthermie und Umgebungswärme vier Prozent (derzeit unter ein Prozent) und Tiefengeothermie ein Prozent (derzeit deutlich unter ein Prozent).
Manche Regionen preschen hier aber schon deutlich vor, sowohl bei den quantitativen Versorgungsansprüchen wie bei der Intensität des genossenschaftlichen Engagements der Einwohner. Der Landkreis Traunstein beispielsweise will bis zum Ende des Jahrzehnts 100 Prozent des Strombedarfs für Privathaushalte, Gewerbetreibende und kommunale Anlagen auf seinem Territorium aus den Erneuerbaren decken. Rund 7000 „Einspeiser“ ins öffentliche Netz gibt es im Landkreis bereits.


Banken wittern ein Geschäft


Den lukrativen Markt der Beteiligungsmodelle haben inzwischen vor allem die Banken und Sparkassen für sich entdeckt und offerieren interessierten Bürgern und Kommunen unterschiedliche Modelle. Die Bayerngrund etwa, eine Tochtergesellschaft der Bayerischen Landesbank, des Freistaat Bayern und der Bayerischen Versorgungskammer stellt den Vollhafter (Komplementär). Bürger könnten sich als Kommanditisten an Projekten beteiligen. Bayerngrund offeriert den kompletten gesellschaftsrechtlichen Rahmen und kümmert sich um die Abwicklung. Die Energieprojekte sollen dann vor Ort zusammen mit den Gemeinden verankert werden, so dass „auch die Wertschöpfung vor Ort bleibe“. Dabei möchte die Bayerngrund vor allem die Stadtwerke mit ins Boot holen, um die regionale Verankerung zu betonen.
Einzelne Sparkassen bieten bereits ein Modell einer Bürgerbeteiligung durch einen „Energiesparkassenbrief“ an und wenden sich damit an Geldanleger, die für ihr Gewissen eine ökologisch korrekte Geldanlage wünschen. Dabei bekommt der Kunde die übliche feste Verzinsung, an den Risiken des Projektes ist er nicht beteiligt – profitiert aber auch nicht von einem eventuellen überdurchschnittlichen wirtschaftlichen Erfolg des Projekts.
Von Seiten des Genossenschaftsverbands der Volks- und Raiffeisenbanken bietet man Unterstützung bei der Gründung von Genossenschaften an, in denen sich Bürger aus der Region direkt beteiligen können. Besonders dieses Modell zeigt Perspektive. In der Gemeinde Kienberg im Landkreis Traunstein funktioniert das mit durchschlagendem Erfolg. In dem nur knapp 1400 Einwohner zählenden Dorf haben innerhalb kurzer Zeit bereits 104 angehende Genossenschaftler unterschrieben und so 25 Prozent der benötigten 1,85 Millionen Euro Investitionssumme für eine Fotovoltaik-Freiflächenanlage eingeworben. Auch die regionale Volksbank Raiffeisenbank Oberbayern Südost eG hat sich am Markt mit einer Energiegenossenschaft behauptet. Über 300 „Genossen“ haben sich hier mit 1,6 Millionen Euro beteiligt, die hauptsächlich in Photovoltaik-Anlagen in der Region investiert werden sollen.


3000 Euro Einlage


Auf einer Hochfläche bei der 8500 Einwohner zählenden Stadt Berching im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz, zwischen Nürnberg, Ingolstadt und Regensburg gelegen, entsteht derweil der größte Bürgerwindpark Bayerns, der ebenfalls genossenschaftlich konzipiert wird. Vor einem Monat war der erste Spatenstich. Der Wege- und Fundamentbau des Windparks ist inzwischen nahezu abgeschlossen und bei den ersten Kraftwerken wird derzeit der Turm errichtet. Mit knapp 20 MW Leistung produzieren die Windkraftanlagen jährlich rund 47 Millionen kWh Strom. Damit sollen eines Tages 40 000 Menschen versorgt werden.
Bürger können sich hier bereits mit 3000 Euro Einlage beteiligen. Sie werden mit einer Rendite von sieben Prozent gelockt. Rund 1000 Bürger haben sich bereits dafür entschieden. Drei Bürgergenossenschaften sind mit von der Partie. Auf diese Weise hat die Betreiberfirma Windpower GmbH bereits 7,6 Millionen Euro eingenommen. (Andreas Wittenzellner)

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