Kommunales

Was ihnen gelegentlich an Schnelligkeit fehlen mag, kompensieren Ältere meist durch Erfahrung. (Foto: BSZ)

29.08.2014

Auch in Kommunalbehörden wächst die Generation 50 plus

Wissenschaftler raten zu verstärkter Qualifizierung älterer Arbeitnehmer in Gemeinde- und Kreisverwaltungen

Auch in der Kommunalverwaltung steigt der Anteil älterer Arbeitnehmer. Besonders hoch soll er der Krankenkasse IKK classic zufolge in Würzburg sein. Rund 30 Prozent der Beschäftigten sind hier angeblich älter als 50 Jahre. Nach der Statistik der bayerischen Arbeitsagenturen ist diese Quote allerdings nicht ungewöhnlich. Auch in Augsburg oder Nürnberg sind jeweils knapp 30 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten über 50 Jahre alt.
Die Frage, auf welcher Stufe im Betrieb die älteren Beschäftigten angesiedelt sind, ist für Ernst Kistler, Direktor am Internationalen Institut für empirische Sozialökonomie (INIFES), im Übrigen viel wichtiger als das reine Faktum, dass mehr ältere Menschen arbeiten. „Jenseits der 60 zu arbeiten, ist angesichts der sich ändernden Altersstruktur in der Gesellschaft ja ein genereller Trend“, gibt er zu bedenken. Meist bekämen Ältere jedoch nur Teilzeitarbeitsplätze oder geringfügige Jobs angeboten. Sowohl in Firmen als auch in Verwaltungen gebe es nach wie vor noch Altersdiskriminierung, betont der Chef des in Stadtbergen (Kreis Augsburg) angesiedelten Instituts. So richten sich Stellenanzeigen häufig an Berufseinsteiger. Ältere Bewerber werden dadurch systematisch ausgeschlossen.

Mehr als reine Lückenbüßer


Auch gelang es nicht, die Zahl der älteren Arbeitslosen signifikant zu senken. Gleichzeitig hält der Trend an, ältere Mitarbeiter durch Jüngere zu substituieren, um Lohnkosten zu sparen. Aus den Statistiken der IKK geht nach Kistlers Worten schließlich nicht hervor, in welchen Jobs Ältere arbeiten – und doch sei genau diese Frage wichtig. So ist es angesichts der dort herrschenden Bedingungen kaum möglich, auf dem Bau oder in der Pflegebranche alt zu werden. Für Azubis im Betrieb wäre es gut, hätten sie mit „alten Hasen“ zu tun.
Damit ältere Arbeitnehmer fit bleiben, ist das Würzburger Landratsamt gerade dabei, ein Gesundheitsmanagementsystem aufzubauen. Aber auch bisher schon konnte man in der Behörde alt werden. Der älteste Beschäftigte zählt aktuell 68 Jahre, informiert Bernhard Wallrapp, Leiter der Stabsstelle Personal und Organisation: „Er ist im Veterinäramt beschäftigt.“ Von den Tarifbeschäftigten und Beamten, die im Dienste des Landratsamts stehen, sind 188 Mitarbeiter über 50 Jahre alt: „Das macht einen Anteil von knapp 45 Prozent aus.“ Diese Beschäftigten werden Wallrapp zufolge aufgrund ihres großen Erfahrungswissens sehr geschätzt.
Laut INIFES-Chef Ernst Kistler wird in Bayern noch zu wenig getan, um die Dienstzeit älterer Mitarbeiter durch präventive Gesundheitsprojekte oder Weiterbildung zu verlängern. Er und seine Kollegen untersuchten diesen Punkt 2012 im Auftrag des bayerischen Arbeits- und Sozialministeriums. Den INIFES-Analysen zufolge werden aktuell nur 21 Prozent der älteren Mitarbeiter in die betriebliche Weiterbildung einbezogen. Dass ihre älteren Mitarbeiter leistungsfähig sind, ist innerhalb Bayerns der Untersuchung zufolge vor allem Chefs aus Mittel- und Unterfranken wichtig. Schlusslicht ist Niederbayern. Hier werden lediglich 17 Prozent aller Beschäftigten über 50 Jahre weitergebildet. Ältere Menschen sollten mehr als reine Lückenbüßer für den Fachkräftemangel sein. Weshalb sich auch die Arbeitsagentur für ihre Qualifizierung einsetzt.
Mit einer neuen Weiterbildungsberatung reagierten die Agenturen im Freistaat auf den demographischen Wandel, erklärt Ralf Holtzwarth, Chef der Regionaldirektion Bayern der Bundesarbeitsagentur. Dies stoße auch auf gute Resonanz. Anlaufschwierigkeiten hatte hingegen das Programm „WeGebAU - Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter Älterer im Unternehmen“: „Doch auch hier gehen die Zahlen inzwischen deutlich nach oben.“
Um ganz unterschiedliche Kunden punktgenau ansprechen zu können, setzt das Herzogenauracher Weltunternehmen adidas verstärkt auf einen „gesunden Mix verschiedener Mitarbeiter“, so Pressesprecherin Simone Lendzian. Generell gelte, dass sich jeder Beschäftigte bei der Gruppe wohl- fühlen solle. Die älteste Vollzeit-Mitarbeiterin der adidas AG in Deutschland ist 69 Jahre alt. Allerdings ist sie eine Ausnahme. Lendzian: „Unser globaler Altersdurchschnitt beträgt 30, in Deutschland 37 Jahre.“ Nur 13 Prozent aller deutschen Mitarbeiter seien älter als 50: „Für diese Zielgruppe erarbeiten wir gerade ein Programm ‚Work-Life-Coaching 50 plus’.“
(Pat Christ)

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