Kommunales

Mit 800 Metern ist der Geyersberg der höchstgelegene jemals ausgewählte Austragungsort einer Landesgartenschau. (Foto: Jan Presotto)

19.05.2023

Bald blühen Blumen auf dem früheren Schandfleck

Mit der wegen Corona zunächst verschobenen Landesgartenschau auf dem Freyunger Geyersberg verbindet die ganze Region des südlichen Bayerwalds große Hoffnungen

Vor prominenten Ehrengästen, Abgeordneten und Leuten aus der Kommunalpolitik der Bayerwaldregion werden Ministerpräsident Markus Söder, Freyungs Bürgermeister Olaf Heinrich (beide CSU) sowie der LGS-Vorsitzende Gerhard Zäh am Samstag, 25. Mai, auf dem 800 Meter hoch über der Kreisstadt gelegenen Geyersberg die Bayerische Landesgartenschau 2023 eröffnen.

Vom Geyersberg – dem höchstgelegenen Austragungsort einer Landesgartenschau – bietet sich ein beeindruckender Blick über die Weite des gebirgigen Bayerwalds, das Donautal und – bei klarem Wetter – sogar bis zu den Alpen. Was die Betrachtenden wohl hoffentlich nicht mehr sehen werden, sind die Handwerker*innen und ihre Baumaschinen, die auf der Rückseite des Hügels dieser Tage gerade abrücken.

Die Geschichte der Veranstaltung war eine der Rückschläge. Erst wurde die Landesgartenschaft wegen der Pandemie um ein Jahr verschoben. Dann bereicherte ein verregneter Frühling zwar die bewaldete Natur über den Granitfelsen auf 800 Metern Höhe mit Wasserreserven – aber behinderte die Baumaßnahmen auf der zwei Hektar großen temporären Ausstellungsflächen.

Doch die Menschen aus dem Bayerwald sind wetterhart – und präsentieren nun stolz ihr regionales Ereignis des Jahres nach dem Motto: Wald, Weite, Wunderbar. Seit den ersten Sonnentagen sprießt, grünt und blüht es auf den 11 Hektar bewachsenen und bepflanztem Gelände. Damit ist die Landesgartenschau in Freyung bereits ein Symbol für die enorme Aufholleistung der Grenzregion, die bis in die 1970-er Jahre zu Recht als Armenhaus Bayerns galt. Deshalb hat man damals im Grenzgebiet entlang des Eisernen Vorhangs Abschreibungen für hässliche Betonburgen aus Hotelprojekten und Appartementhäusern recht unkritisch genehmigt.

 

Städtebauliche Reparatur dank Begrünen und Beleben


So ist auch auf dem Geyersberg langfristig ein Problemviertel entstanden. Die Infrastruktur des mit Pleitekliniken, touristischen Investmentruinen und Privatvillen verbauten Stadtteils war dringend zu sanieren. Deshalb haben sich Bürgermeister Olaf Heinrich und der Stadtrat bereits 2015 um die Landesgartenschau beworben.

„Aus den Erfahrungen von 40 Jahren wissen wir, dass Gartenschauen ein effektives Mittel sind, um städtebauliche Ziele mit Natur-, Klima- und Umweltschutz zu verknüpfen,“ sagt Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber beim Rundgang über das Gelände. „In Freyung kann man auf vorbildliche Weise erleben, wie sich Arten- und Klimaschutz mit mehr Wohnqualität und Naherholung gut verbinden lässt.“

Im Zuge dieses Infrastruktur-programmes wurden nun die alten Bausünden von den jetzigen Eigentümer*innen des Ferienparks restauriert und von der Stadt mit einer Parkgarage statt der Stellplätze ergänzt. Der Stadtteil auf dem bewaldeten Hügel wurde zudem mit einem neu bepflanzten grünen Band entlang der Verbindungswege optisch aufgewertet. Dazu kommen Spielplätze und Freizeiteinrichtungen für Fitness und Naherholung in schöner Natur, die den Geyersberg auch für den Tourismus attraktiver machen und die Lebensqualität der Bewohner erhöhen sollen. Eine abgerissene Rehaklinik hinterlässt aber noch eine freie Baufläche – geeignet etwa für ein großes Wohnbauprojekt.

Damit erfüllt die Landesgartenschau das erste von drei Zielen des aufwändigen Projektes: die städtebauliche Reparatur durch Begrünen und Beleben. Abgesehen von den Anwohnern dürfte das auch für Kommunalpolitiker und Stadtbaumeister von Interesse sein, die ähnliche Probleme vor sich haben. Das zweite, traditionell bekanntere Ziel einer Landesgartenschau ist für gartelnde Menschen“ sowie für Gartenbau- und Naturschutz-Vereinen gemeinsamen Ausflug nach Freyung wert: die modellhafte Gestaltung von artenreichen blühenden Wiesen und Blumenbeeten – im Wechsel der Jahreszeiten bepflanzt und dem rauen Klima des Bayerwalds angepasst. Gartenbaufirmen und Fachleute aus ganz Bayern haben die Blumenschauen und Blühwiesen hier angelegt. Der Nachwuchs des Verbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau hat eigens einen Wettbewerb mit Mustergärten für sogenannte Freizeitgartler ausgetragen.

 

Aufgeteilt in drei Bereiche



„Das Gartenschauareal teilt sich in drei Bereiche: Burgberg, Wiesenpark und Waldgärten,“ erklärt die Pressesprecherin der Veranstaltung, Bärbel Benkenstein-Matschiner: „Insgesamt elf über den Burgberg verteilte Blumenschauen wechseln sich 14-tägig bis Oktober ab. Der Geyersberg verändert bis Herbst sein Gesicht im Wechsel der Jahreszeiten.“

Wer seinen Garten liebt – aber nicht darauf herumhacken möchte – kann auch ohne gärtnerisches Lernziel wandernd die blühende Landschaft genießen. Gerade im Landtagswahlkampf wird die Gartenschau allen beteiligten Regierungsmitgliedern nicht nur bei der Eröffnungsfeier als Fotokulisse dienen. Markus Söder hat sich bereits 2022 beim 50-jährigen Jubiläum der Zusammenlegung der Kommunen Freyung und Waldkirchen mit Grafenau zum Landkreis FRG über den Fortgang der der Bauarbeiten informiert und sich gespannt gezeigt, „was uns auf dem Geyersberg gezeigt wird.“ Söder nennt die Landesgartenschau „ein herausragendes Projekt für die Stadt Freyung und den Bayerischen Wald sowie ein Highlight für die gesamte Dreiländerregion.“

Dabei könnte freilich auch ein schlechtes Gewissen der Staatsregierung mitsprechen – denn die Landesgartenschau wirkt unbeabsichtigt auch als Trostpflaster für zwei versprochene und nicht verwirklichte Projekte der Behörden-Verlagerung nach Freyung. In der Koalition hatte eines die CSU nicht geliefert, das andere die Freien Wähler blockiert – um dem Koalitionspartner keinen zu großen Erfolg im Wahljahr nicht gönnen. Verglichen mit Milliarden-Investitionen in Bayerns Großstädte ist das östliche Niederbayern aber immer noch benachteiligt.

Das dritte Ziel der Landesgartenschau ist auf die Natur- und Nationalparkregion des Bayerischen Walds ausgerichtet. Neben dem von Studierenden der Technischen Hochschule Rosenheim gebauten Informationspavillon des Umweltministeriums und diversen Werbe-Ständen von Naturverbänden lockt vor allem die Ausstellung der Region Besuchende aus der Nähe an. Dort wird präsentiert, was vor 50 Jahren nicht vorstellbar war und trotz Rivalitäten in Zusammenarbeit erreicht worden ist.

Vereine und Firmen der gesamten Region haben als Sponsoren, Partner oder Helfer allen Ehrgeiz darangesetzt, als Gastgeber der Landesgartenschau Freyung auch die Erfolgsgeschichte des Grenzlandes als „Aufholregion darzustellen. Gelegenheit zum Zammkema bieten vielfältige Veranstaltungen mit Musik-Bands und -Kapellen sowie Künstler-Auftritten. Insbesondere einiges an Remmidemmi für Jugendliche sowie spezielle Programme für Familien mit Kindern sind mit viel Spiel, Sport, Bastelspaß geplant, ebenso wie einer Schule im Grünen mit anschaulichem Botanik-Unterricht in Freiluft.
(Hannes Burger)

 

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