Kommunales

Fußball-Schanzer im Glück: In der nächsten Saison werden hier auch Weltklasseteams wie der FC Bayern München oder Borussia Dortmund antreten müssen. (Foto: dpa)

19.05.2015

Bayerns Aufsteiger-Kommune

Der FC 04 Ingolstadt spielt künftig in der 1. Fußballbundesliga - angesichts der allgemeinen städtischen Erfolgsgeschichte in den letzten Jahren nur folgerichtig

Gut zwei Tage nach dem phänomenalen Aufstieg des FC 04 in die Fußballbundesliga hat sich die Euphorie unter den Schanzern ein wenig gelegt. „Natürlich sind wir glücklich – aber warten wir erst mal ab, ob sich der Verein tatsächlich lang halten wird“, meint Ingolf Rüdiger. „Die Fürther sind vor einigen Jahren ja auch aufgestiegen – und kurz darauf waren sie wieder in der Zweiten Liga.“ Der 43-Jährige ist ein Zugezogener aus Norddeutschland, arbeitet wie die meisten Nicht-Schanzer in der Stadt bei Audi – und steht dem Fußball-Taumel in Bayerns sechstgrößter Kommune mit freundlicher Skepsis gegenüber.
In der Montagsausgabe der Regionalzeitung Donaukurier hatte Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) – als derzeit berühmtester Bürger der Stadt stilecht mit Fanschal – noch seinem sportlichen Lokalpatriotismus Ausdruck verliehen. Früher habe man als Ingolstädter für richtig tollen Fußball nach München fahren müssen, jetzt finde er vor der Haustür statt, so der Regierungschef.
Immerhin weist der Freistaat jetzt gleich drei Mannschaften in der „Liga der Weltmeister“ auf: den Rekord- und auch diesjährigen Meister FC Bayern München, die heuer passabel in der Tabelle auf Platz 6 stehenden Augsburger und eben den FC 04 Ingolstadt. Nur in Franken sieht es derzeit etwas duster aus, nicht nur Fürth macht Sorgen, auch der 1. FC Nürnberg hat sportlich schon bessere Zeiten gesehen.

Sportlich zählte jahrelang nur Eishockey


Der FC 04 weist den derzeit wohl rasantesten fußballerischen Aufstieg in der Liga-Geschichte auf – übertroffen vielleicht nur noch von der Retortenmannschaft Hoffenheim. Noch vor zehn Jahren, zur Gründung, fanden manche Heimspiele vor weniger als 1000 Zuschauern statt, die Heimat der Kicker war die Bayernliga. Sport – das bedeutet für die Schanzer eben generationenlang eher Eishockey und der legendäre, mehrfache deutsche Meister ERC Ingolstadt. Inzwischen stehen aber bei Partien im heimischen Fußball-Stadion zirka 10 000 begeisterte Anhänger, der Etat hat sich aktuell von einst zwei auf fast 15 Millionen versiebenfacht.
Der FC 04 spiegelt darin vielleicht ein wenig die Geschichte der Stadt wieder: eine Kommune, die im Schatten von München, Nürnberg, Regensburg und Augsburg kaum wahrgenommen wurde, zumindest touristisch nicht. Ingolstadt, das waren gute Autos und die Raffinierie, nicht mehr und nicht weniger. Da kam man zum Arbeiten her, aber Lebensgefühl fand woanders statt.
Längst vorbei: Die Stadt an der Donau boomt, überschreitet gerade die 130 000-Einwohner-Grenze (und wächst damit im Verhältnis gesehen schneller als München, was sich auch in den rasant steigenden Immobilienpreisen ablesen lässt), die Arbeitslosenquote bewegt sich stabil um die 1,0 Prozent, das Stadtsäckel ist gut gefüllt, langsam gewinnt auch die eher etwas verschlafen wirkende City an Leben. „Man wird bei Versammlungen des Städtetags inzwischen schon mal neidvoll angeblickt“, sagt der 40-jährige Christian Lösel (CSU), seit einem Jahr der neue Oberbürgermeister, augenzwinkernd. Ingolstadt ist eben nicht nur fußballerisch eine Aufsteigerstadt. (André Paul)

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