Kommunales

Die Schilder wirken: Straubinger Festgäste qualmen nicht im Zelt. (Foto: ddp)

20.08.2010

Ein Prosit aufs rauchfreie Zelt!

Nichtraucherschutzgesetz: Das Gäubodenfest hat die Generalprobe bestanden

Nur wenige Tage nach der Einführung des deutschlandweit strengsten Nichtraucherschutzgesetzes zum 1. August gibt es für diese neue Regelung die erste große Bewährungsprobe: Das Straubinger Gäubodenvolksfest. Anders als auf dem Münchner Oktoberfest, bei dem heuer in den Zelten offiziell noch geraucht werden darf, müssen in Bayerns zweitgrößtem Volksfest nach der Wies’n die Raucher schon jetzt nach draußen. Große Hinweisschilder mit durchgestrichenen Glimmstängeln weisen die Gäste darauf hin, und auch die Security hat ein wachsames Auge auf mögliche „Zeltqualmer“.
Am ersten Wochenende, an dem über 300 000 Besucher auf das Gäubodenfest strömten, war das Rauchverbot allerdings überhaupt kein Thema, wie Festwirt und Wirtesprecher Anton Wenisch erfreut feststellt: „Nicht in meinen kühnsten Träumen hätte ich geglaubt, dass das alles so reibungslos funktioniert!“

Reine Gewohnheit

Es ist Samtagabend, 21 Uhr. In den Bierzelten heizen die Musiker den Feiernden ein – man steigt auf die Bänke, singt, klatscht. Zwischendurch immer mal wieder ein „Prosit“ – die Maßkrüge stoßen klirrend aneinander, das Bier schmeckt. Die Stimmung ist ausgelassen.
Aber auch vor den Zelten herrscht Hochbetrieb. Dort stehen die Raucher in Gruppen zusammen und unterhalten sich, während sie eine qualmen. Grantig sind sie nicht – sie tragen ihre die Feierlaune lachend nach draußen. Reine Gewohnheit sei es, an der frischen Luft zu rauchen, sagen drei Jungs in Lederhosen aus dem nahen Leiblfing, geben aber zu, dass sie das neue Rauchverbot in den Zelten im Vorfeld schon gestört habe. „Aber wenn man dann erstmal auf dem Fest ist und es ist lustig und schön, warum soll man sich dann noch drüber ärgern?“
So sieht es die Mehrzahl der Gäste, kann Wirtesprecher Wenisch bestätigen: „Wir hatten am ersten Wochenende weder Beschwerden von Nichtrauchern noch von Rauchern. Es ist einfach traumhaft gelaufen!“
Beim Großreinemachen des Bierzeltes nach den ersten Abenden seien keine Kippen auf dem Holzboden gefunden worden: „Das heißt, es hat auch keiner heimlich geraucht!“ Auch Gespräche mit der Security hätten ergeben: „Alle halten sich dran!“
Stefan Jonies zählt sich zu denen, die das Gesetz sofort befolgen. Der Wahl-Hamburger und gebürtige Niederbayer ist zum Gäubodenfest extra aus der hanseatischen Großstadt angereist – und geht als Genussraucher heuer erstmals vor die Tür, denn: „Wenn mir etwas verboten wird, dann tue ich es nicht!“ Was ihn jedoch störe, sei, dass das Gesetz nach seinen Worten undemokratisch entschieden worden sei: „Dieses Verbot hat nicht die Mehrheit entschieden, 23 Prozent der Wahlberechtigten in Bayern.“
Darüber sei im Vorfeld viel diskutiert worden, wissen die Verantwortlichen, die Festwirte, die Vertreter von Ordnungsamt sowie Ausstellungs- und Veranstaltungs GmbH. Riesig war deshalb am ersten Wochenende das Medienaufgebot – Kamerateams und Journalisten aus ganz Deutschland rückten an, um die Umsetzung des Rauchverbots in Straubing zu verfolgen. Im Vorfeld des Gäubodenfestes hatten sich die Verantwortlichen von der Stadt und der Veranstaltungs GmbH zu einer Sitzung getroffen, um abzustimmen, wie am besten gemeinsam vorgegangen werden kann. Das Ergebnis: Identische Hinweisschilder in den sechs Festzelten mit insgesamt 25 000 Sitzplätzen. Und zwei zusätzliche Ordner pro Zelt. Sollte jemand drinnen mit Glimmstängel erwischt werden, werde er von der Security auf das Rauchverbot hingewiesen, und zwar höflich, wie Wenisch sagt. Bislang sei dies aber nicht nötig gewesen – und der Wirtesprecher erwartet, dass sich dies bis zum Ende des Festes am Montag, 23. August, nicht mehr ändert: „Das Rauchverbot ist überhaupt kein Thema und wird auch in den nächsten Tagen keines mehr werden“, ist er sich sicher.

Auf dem Weg zum Örtchen

Warum alles so problemlos läuft? Wenisch hat darauf eine Antwort: „Weil in den Straubinger Festzelten die Toilettenanlagen außerhalb sind. Wer also dorthin geht, der kann auch gleich eine rauchen. Wären die Toiletten im Zelt, sähe die Sache vielleicht anders aus!“
Im Vorfeld habe es wahre Horrorgeschichten gegeben, die unter anderem von einem starken Besucherrückgang wegen des Rauchverbots handelten. Diese haben sich nicht bewahrheitet: Am Samstag- und Sonntagabend schoben sich die Menschenmassen durch den Vergnügungspark, rund 300 000 Volksfestfreunde pilgerten auf den Straubinger Hagen. Bereits um 17.30 Uhr habe er das Zelt am ersten Samstag wegen Überfüllung sperren müssen, informiert Wenisch: „Ich weiß wenige Samstage wie diese auf dem Gäubodenfest“, freut sich der langjährige Volksfestwirt.
Auch für den Fall einer Zeltsperrung haben sich die Wirte vorsorglich auf eine Lösung geeinigt: Wer rauchen gehen will, bekommt eine Wiedereinlass-Karte.
Übrigens: Wirklich neu ist ein Rauchverbot auf dem Traditionsfest im Gäuboden eigentlich nicht. Bereits vor 100 Jahren gab es in den Zelten schon mal ein Zigarettenverbot – „zur allgemeinen Sicherheit“, wie Straubings Oberbürgermeister Markus Pannermayr sagt. Schon damals befolgten die Raucher reibungslos diese Regelung, wissen die Historiker.
(Melanie Bäumel)

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