Kommunales

Bürgermeister Helmut Krämer zeigt am Flächennutzungsplan seiner Marktgemeinde Heiligenstadt die voraussichtlichen Standorte für neue Windräder. (Foto: Fuchs)

08.03.2013

Energieautarkie übererfüllt

Der Markt Heiligenstadt im Landkreis Bamberg produziert 150 Prozent seines benötigten Stroms selbst

Bürgermeister Helmut Krämer (parteilos) hat es schwarz auf weiß: Was die Versorgung des Marktes Heiligenstadt in der Fränkischen Schweiz mit regenerativen Energien angeht, so hat die 3600-Einwohner-Gemeinde im Landkreis Bamberg einen Selbstversorgungsgrad von rechnerisch knapp 150 Prozent.
Den benötigten gut zwölf Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr stehen knapp 18 Millionen Kilowattstunden selbst erzeugter Strom pro Jahr gegenüber. Möglich machen dies 102 Photovoltaikanlagen, vier Windkraftanlagen und weitere vier Biogasanlagen, so Krämer, für den das Thema Energie schon lange vor Fukushima eine große Rolle gespielt hat.
Auch wenn es den Titel so gar nicht gibt, so ist der Markt im Landkreis Bamberg eine Art Musterenergiedorf. Das bestätigt auch Robert Martin, Klimaschutzbeauftragter des Landkreises Bamberg. Bei der Erzeugung erneuerbarer Energien liege Heiligenstadt schon seit Jahren an der Spitze im Landkreis und nehme auch oberfrankenweit eine Vorreiterrolle ein.
„Wir machen die Zukunft des Klimaschutzes und der nachhaltigen Energiegewinnung in Heiligenstadt sichtbar“, ist der Bürgermeister überzeugt. Viele Gründe sprechen seiner Ansicht nach für den Einsatz der CO2-neutralen, regenerativen Energieträger: Sie sind klimaschonend, nachhaltig, stärken die Wertschöpfung vor Ort und sind preisstabil. Erneuerbare Energien seien ein Schlüssel zur Inwertsetzung des ländlichen Raums und garantieren Arbeitsplätze vor Ort.
In Heiligenstadt wird mit Wind, Sonnenenergie und Biomasse Strom erzeugt und die Abwärme der Biogasanlagen vereinzelt dazu genutzt, Privathäuser zu heizen. „Wir setzen in Heiligenstadt Maßstäbe für intelligente Energiekonzepte im ländlichen Raum“, so Krämer. Als eine der wichtigsten Aufgaben für den Klimaschutz bezeichnet er es, Energie zu sparen. Der nächste wichtige Schritt sei dann der Umbau der Energieerzeugung auf erneuerbare Energien, der in Heiligenstadt längst Wirklichkeit geworden ist. Das Gemeindeoberhaupt verschweigt dabei aber nicht, dass der Maisanbau aufgrund der Biogasanlagen im Territorium der Kommune dafür „leicht angestiegen“ ist.


"Bürger müssen mitziehen"


Besonders wichtig sei es allen Beteiligen auch, dass das Landschaftsbild durch die Windräder keinen Schaden nimmt. In vier in Frage kommenden Ortsteilen hätten sich die Bürger deshalb auch klar gegen neue Windräder ausgesprochen. Dies sei wiederum aber auch nur deshalb möglich gewesen, weil der Markt „von Anfang an in die Offensive gegangen ist und in allen betroffenen Ortsteilen Bürgerversammlungen abgehalten hat“. Die Bevölkerung müsse „schon dahinterstehen, sonst hat das Ganze keinen Wert“, ist der Bürgermeister überzeugt.
Dort wo die Akzeptanz am höchsten war, im Gemeindeteil Brunn, habe der Markt vorsorglich 180 Hektar Ackerfläche unter Vertrag genommen. Vorbehaltlich der notwendigen Zustimmungen können dort bis Herbst 2014 fünf weitere Windräder entstehen, die von der Marktgemeinde zusammen mit den Stadtwerken aus dem benachbarten Ebermannstadt betrieben werden könnten.
„Eigentlich könnten wir uns zurücklehnen“, so Krämer, doch es müsse auch darum gehen, Wertschöpfung vor Ort zu halten. Nicht zuletzt profitiere die Gemeinde ja auch von der Gewerbesteuer. Bereits im Juni 2011 sei mit der Photovoltaikanlage auf dem Turn- und Schulhallendach der Grundschule Heiligenstadt mit Kindergarten, Kinderkrippe und Kinderhort eines der bedeutends-ten Projekte entstanden. Im Zuge der energetischen Sanierung der Grundschule mit der Zusammenlegung Kindergarten, Kinderkrippe und Kinderhort hatte der Marktgemeinderat beschlossen, dass auf den sanierten Schuldächern die Photovoltaikanlage errichtet wird.
Die Nennleistung der Anlage wird mit rund 80 Kilowatt beziffert, die Kosten lagen bei rund 200 000 Euro. Bürgermeister Krämer rechnet vor, dass jede eingespeiste Kilowattstunde Solarstrom die entsprechende konventionelle Erzeugung überflüssig macht. „Mit unserer Anlage vermeiden wir innerhalb von 20 Jahren die Emission von rund 1137 Tonnen Kohlendioxid. Eingebettet ist das Heiligenstädter Energiekonzept in verschiedene Vorhaben des Landkreises Bamberg, der beispielsweise im Rahmen seiner „Klimaallianz“ bis zum Jahr 2035 energieautark sein möchte. Dazu soll beispielsweise auch Kohlendioxidausstoß des Kraftfahrzeugverkehrs bis 2020 um 25 Prozent verringert werden.
Insgesamt beziffert das Landratsamt die Kosten für Energie und Wärme auf insgesamt rund 800 Millionen Euro pro Jahr. Heruntergerechnet auf Heiligenstadt kommt der Bürgermeister auf 11,5 Millionen Euro, was pro Einwohner im Schnitt 760 Euro für Strom, 780 Euro für Wärme und 1720 Euro für Benzin oder Diesel ausmacht, alles Zahlen, die so nicht nur in Heiligenstadt gelten dürften.
(Stephan Herbert Fuchs)

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