Kommunales

Die Region rund um den Tegernsee gehört zu den am stärksten frequentierten Ausflugszielen im Freistaat. (Foto: Weindl)

05.05.2023

Friedliche Koexistenz am Urlaubsort

Viele bayerische Tourismusdestinationen suchen nach Lösungen, wie man Autos und Radfahrende zeitgleich durch die Gegend leitet

Für einen Radausflug von München ist er wie geschaffen: Der Radweg rund um den Tegernsee lässt sich mit der Bahn bis Gmund oder mit dem Auto bequem erreichen. Dann umrundet der Weg den See auf etwa 20 Kilometern im Uferbereich – genug für eine Tagestour mit standesgemäßer Einkehr in einschlägigen Wirtshäusern.

Der Tegernsee ist nicht nur in Kreisen standesbewusster SUV- und Sportwagenfahrer*innen ein gefragtes Ausflugsziel. Auch die Radler lieben den See, und zwar so sehr, dass die Radwege in den Orten teils massiv überfordert sind. Vor allem in der Ortschaft Tegernsee wird es auf der durchlaufenden Bundesstraße 307 eng in dem Bereich zwischen dem Strandbad und der Abzweigung zum Schloss sowie zum allseits begehrten Gasthaus Bräustüberl. Für einen eigenen Radweg scheint da kein Platz. So müssen Radelnde auf die schmale Fahrbahn ausweichen, wo es vor allem aufgrund der Lkw ziemlich eng und ungemütlich werden kann.

Eine Lösung war also gefragt. Und deshalb beauftragte die Gemeinde ein Münchner Ingenieurbüro mit der Ausarbeitung von Lösungskonzepten. Die wurden vor Kurzem präsentiert. Eine komfortable Lösung mit jeweils einem abgegrenzten Radweg auf jeder Seite scheint demnach unmöglich. Dazu fehlt der Platz. Sinnvoll sei laut dem Ingenieurbüro ing München-West eine gemischte Lösung mit Passagen mit abgesetztem Radweg und mit Schutzstreifen, wo wenig Platz vorhanden ist.

 

Schutzstreifen dienen als Markierung


Diese Schutzstreifen sind mittlerweile ein beliebtes Mittel, um in Ortschaften eine Art von Radweg zu markieren, der aber von Autos und Lkw in Notsituationen auch befahren werden darf. Der Vorschlag des SPD-Gemeinderats Thomas Mandl, den Radverkehr teilweise abseits des Sees über die Bahnhofstraße umzuleiten, fand beim Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) wenig Gegenliebe. Die Leute wollen unbedingt am See unterwegs sein, befand dieser. Die gemischte Lösung, für die auch keine Mittelinseln und Parkplätze geopfert werden müssen, soll nun einer detaillierten Planung unterzogen werden.

Dass hier etwas gemacht werden muss, das scheint unbestritten. Der Radverkehr dürfte in Zukunft weiter zunehmen. Und wenn sich dann auch die breiten und unhandlichen Lastenräder mehr durchsetzen, wird es noch enger und schwieriger. Nicht zu vergessen ist, dass die Staatsregierung im Rahmen des Radverkehrsprogramms angekündigt hat, den bayernweiten Anteil des Radverkehrs auf 20 Prozent am Gesamtaufkommen zu verdoppeln. Derzeit bemüht sich eine Aktionsgruppe mit Beteiligung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) um ein bayernweites Volksbegehren für sichere und bedarfsgerechte Radwege. Am Tegernsee im Nachbarort Gmund, der ersten Anlaufstelle für die meisten Radausflügler*innen, ist man ebenfalls damit beschäftigt, den Radverkehr effizienter und sicherer zu steuern. Auch hier spielt der zweirädrige Durchgangsverkehr eine zentrale Rolle.

Für Radelnde, die von Norden oder vom Westufer und Bad Wiessee kommen, wurde für die Passage durch das etwas verwinkelte und verkehrsberuhigte Zentrum eine eigene Beschilderung geschaffen. Außerdem ist auf der Staats- und Bundesstraße ein Schutzstreifen für die Radfahrenden geplant. „Im Gespräch ist auch eine Umfahrung des Ortes um den Gmunder Berg über den Neumüllerweg und das Louisenthal“, sagt Veronika Simon, die Radverkehrsbeauftragte im Gmunder Rathaus.

 

Radabstellmöglichkeiten und E-Bike-Ladestationen wurden geschaffen


Mit mehreren Maßnahmen will man auch die Absicht unterstreichen, Mitglied bei der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen zu werden. Radabstellmöglichkeiten und E-Bike-Ladestationen wurden geschaffen, weitere sind in Planung. Beim Bahnhof soll eine Radverleihstelle mit Reparaturstation entstehen. Zwischen Gmund und Otterfing ist ein Radschnellweg geplant. Und auch am wenige Kilometer entfernten Schliersee bemüht man sich nun um bessere Bedingungen für Radfahrende. Hier ist die Situation zweigeteilt. Es gibt einen Radweg am Westufer, den sich die Radelnden aber mit Fußgänger*innen teilen müssen, was nicht immer konfliktfrei verläuft. Die Hauptstrecke verläuft auf der Bundesstraße durch den Ort, was speziell an Wochenenden lange Staus ergibt und wo Radfahrer*innen im Zentrum und auch entlang des Strandbads kaum eigene Spuren zur Verfügung stehen. Derzeit laufen Planungen, wie am Ostufer mehr Fläche für die Biker geschaffen werden kann. Viel Spielraum haben die Schlierseer nicht. Zu einer möglichen Verengung der Bundesstraße für einen Radweg gab es vom Bauamt eine Abfuhr.

Ein klassisches Ziel für Freizeitradler ist auch Bad Tölz. Auch dort hat man ein enges Ortszentrum mit eher ungünstigen Voraussetzungen für Radelnde. Dafür kann ein Teil des Durchgangsverkehrs auf dem Isarradweg entlang des Ufers ungehindert passieren. „Aber wir haben hier ja einen Kreuzungspunkt von drei Fernradwegen, dem Isarradweg, dem Radweg Bodensee-Königssee und dem Radweg München-Venedig“, sagt Stadtsprecherin Birte Otterbach.

Bad Tölz ist seit Januar 2023 als radfreundliche Kommune zertifiziert. Der Anteil des Radverkehrs soll bis 2027 auf 20 Prozent verdoppelt werden. Dafür will man ein Alltagsradwegkonzept entwickeln, mit dem die Einheimischen fürs Rad gewonnen werden sollen. Weil viele Straßen für Radschutzstreifen zu schmal sind, arbeitet man an Alternativen. Dazu gehören Umwege auf ruhigeren Straßen, die auch entsprechend ausgeschildert werden sollen – vor allem für den Ausflugsverkehr.

Das ist keine einfache Aufgabe, weil Bad Tölz ein sehr hügeliger Ort ist und es Höhenunterschiede von bis zu 100 Metern gibt – etwa zwischen Isarufer und Flinthöhe. Das derzeit größte Projekt ist der Ausbau des Radwegs zwischen Bad Tölz und Lenggries entlang der Bundesstraße B 13, der bis 2024 abgeschlossen sein soll. Auch am Chiemsee schafft der Radfahr-Boom Probleme. Der beliebte Rundweg um den See ist vor allem bei den engen und kurvigen Passagen in Gstadt und Breitbrunn an sonnigen Wochenenden nicht unproblematisch. Um mehr Ordnung und Sicherheit entlang des Seeufers zu schaffen, hat der Abwasser- und Umweltverband Chiemsee ein Pilotprojekt beschlossen. In diesem Sommer sollen erstmals vier Ranger vor allem an den Wochenenden Kontrollgänge durchführen, Gäste informieren und zu einer Deeskalation am Rundweg entlang des Seeufers beitragen. (Georg Weindl)

 

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