Kommunales

Visualisierung der neuen Nürnberger Stadtbibliothek, die bayernweit Vorreiter sein soll: Mit einer grundlegenden energetischen Sanierung soll der Gebäudekomplex revitalisiert werden. (Foto: Stadt Nürnberg)

12.10.2012

Kommunen kämpfen um die klügsten Köpfe

Nürnberg investiert massiv in seine Bildungsinfrastruktur – unter anderem wird die Bibliothek umfassend saniert und zu einem Lernzentrum erweitert

Anfang des Jahres hat die Stadt Nürnberg ihren bundesweit einmaligen Bildungscampus errichtet. Wichtiger Bestandteil dieser Aus- und Weiterbildungseinrichtung soll die neue Stadtbibliothek der Frankenmetropole sein. Sie wird mit dem Bildungszentrum und der Volkshochschule kooperieren.
„Wir haben uns dem lebenslangen Lernen verschrieben“, sagt Stadtdirektor Wolfgang Eckart, der den Bildungscampus leitet, zur Staatszeitung. Für ihn und Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD), der gleichzeitig auch Vorsitzender des Bayerischen Städtetags ist, steht fest, dass Kommunen künftig einen immer entscheidenderen Anteil am „war for talents“, dem Kampf um die besten Köpfe haben werden. Denn laut Eckart werde die individuellen Bildungsbiographien von Menschen in den jeweiligen Städten entschieden, in denen sie aufwachsen und leben. Insofern komme den Kommunen hier eine extrem wichtige Aufgabe bei der Fachkräftesicherung zu. Neben Nürnberg haben sich Eckart zufolge auch Wolfsburg und Regensburg auf den Weg gemacht, das lebenslange Lernen in einer Stadt zu ermöglichen. Ideengeber für diese neuen Konzeptionen sei der 16-stöckige Wissensturm aus dem oberösterreichischen Linz.
Im Nürnberger Bildungscampus stehen derzeit drei Zielgruppen im Fokus: Migranten, Jugendliche ohne Bildungsabschluss und so genannte funktionale Analphabeten. Etwa 4500 Menschen mit Migrationshintergrund lernen derzeit pro Jahr am Bildungscampus Deutsch. Mehr als 300 Jugendliche erwerben am Bildungszentrum Schulabschlüsse. Zunehmend erreicht der Bildungscampus auch diejenigen Mitbürger, die nicht ausreichend lesen und schreiben können. Nach neuesten Erkenntnissen sind das zirka 14,5 Prozent der erwachsenen Bevölkerung.
Um all diese Bildungsaufträge stemmen zu können, kommt der Stadtbibliothek eine wichtige Rolle zu. „Bibliotheken erleben derzeit eine Renaissance“, sagt Eckart. So werde es in der neuen Stadtbibliothek, die am 25. Oktober Oktober für das Publikum eröffnet wird, nicht nur Bücher und andere Medien zum Ausleihen geben, sondern auch die Lernwelt. Unter dem Motto der Stadtbibliothek „Wir öffnen Welten“ vereint der neue Bau mit einer Nutzfläche von 5207 Quadratmetern mitten in der Nürnberger Innenstadt alles in einem Haus – von der Musikbibliothek über Magazinbestände bis hin zu den historischen Sammlungen. Als neues Angebot kommt die Lernwelt hinzu. Stadtbibliothek und Bildungszentrum ermöglichen darin den Umgang mit moderner Informationstechnik. Pädagogisch geschulte Lernberater helfen jedem Interessierten, seine individuell erfolgreiche Lernmethode zu finden.
Elisabeth Sträter, Direktorin der Stadtbibliothek und stellvertretende Direktorin des Bildungs-campus Nürnberg, verweist darauf, dass die Nürnberger Stadtbibliothek mit ihrem über 600-jährigen Bestehen eine der ältesten öffentlichen Bibliotheken im deutschsprachigen Raum ist. „Im Jahr 1370 hat man damals mit 13 Titeln angefangen“, erklärt sie. Heute umfasse die Stadtbibliothek rund 700 000 Medien, hauptsächlich Bücher.
Doch die Nürnberger Stadtbibliothek wird nicht nur für wissenschaftlich Interessierte etwas bieten. Jugendliche und junge Erwachsene finden in der „Jungen Bibliothek“ nicht nur Jugendromane, Comics und Mangas, sondern auch eine Wii mit aktuellen Spielen. Die Musikbibliothek mit ihren 45 000 Medien – Noten, Bücher, DvDs und CDs – wird um eine E-Piano bereichert. Und in einem speziellen Ausstellungskabinett mit klimatisierten und gesicherten Vitrinen können künftig ausgewählte Objekte aus den historischen Sammlungen der Öffentlichkeit präsentiert werden. Medien zum Sprachen Lernen und Literartur in 16 Sprachen sind einem gesonderten Bereich zu finden. Belletristik, Filme, Sachbücher und Zeitschriften gehören ebenso zu den Angeboten im neuen Haus wie die Kinderbibliothek.
„Aber wir haben auch Briefe von Albrecht Dürer“, sagt Bibliotheksdirektorin Sträter. Sie sind neben Handschriften und alten Drucken Bestandteil des kulturellen Erbes der Stadt Nürnberg. In ihnen spiegeln sich über 600 Jahre Buch-, Bibliotheks-, Gesellschafts- und Geistesgeschichte. „Diese unschätzbaren Werte haben spezielle Anforderungen an die Aufbewahrung, die im Neubau erfüllt sind“, erklärt die Bibliothekschefin. Mit minimiertem Energieaufwand können die Räume ein konstantes Raumklima halten. Dies wird durch eine gute Wärmedämmung, eine Wandtemperierung mit unter Putz verlegten Kapillarrohrmatten und hocheffizienten, von einer Solaranlage unterstützten Lüftungsgeräten erreicht.
Der Bau der neuen Stadtbibliothek überzeugt mit Passivhausstandard. Die Räuem sind modern ausgestattet, angenehm klimatisiert und laden zum Verweilen ein. Gruppen- und Einzelräume können zum Recherchieren, Lesen oder gemeinsamen Arbeiten genutzt werden. Das gesamte Haus ist mit WLAN ausgestattet. Wer Bücher zurückgeben möchte, kann dies auch außerhalb der Öffnungszeiten erledigen. Ein Rückgabeautomat steht rund um die Uhr bereit. Aber auch die Ausleihzeiten verlängern sich. Von Montag bis Freitag wird die Bibliothek künftig von 11 bis 19 Uhr geöffnet sein und am Samstag von 11 bis 16 Uhr.
Wer sich das neue Haus ansehen will, kann am dreitägigen Eröffnungsprogramm vom 25. bis 27. Oktober teilnehmen. Schriftstellerin Alissa Walser wird mit einer Lesung zu Gast sein und Kinder ab sechs Jahren können sich auf das „Magische Baumhaus“ freuen. Zu den Höhepunkten gehört ein BookDating. Wer ein Buch außergewöhnlich findet und es anderen vorstellen möchte, ist beim BookDating genau richtig, denn dabei spricht man über Literatur und lernt gleichzeitig neue Menschen kennen. Abgerundet wird das Eröffnungsspektakel mit dem Poetry Slammer Michael Jakob. Er will einen Weltrekord aufstellen: 15 Poetry Slammer aus Nürnberg und ganz Deutschland treten in 14 Runden gegeneinander an und slammen für 25 Stunden im Katharinensaal der neueröffneten Bibliothek.
(Ralph Schweinfurth)

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