Kommunales

Éine Parkbank ist für die meisten Obdachlosen der dauerhafte Aufenthaltsort. (Foto: dpa)

28.07.2017

„Nicht hinnehmbar“

Eine Tagung in Landsberg am Lech zur steigenden Wohnungslosigkeit in Oberbayern

Neuesten Zahlen zufolge sind alleine in München mehr als 8000 Menschen wohnungslos. Wegen des stetigen Zuzugs in die Metropolregion München gibt es für sie kaum mehr bezahlbaren Wohnraum. Um Wohnmodelle für sozial benachteiligte Menschen zu entwickeln, haben die Arbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe, die Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege Oberbayern und der Bezirk Oberbayern kürzlich den Fachtag Wohnen plus veranstaltet.

„Wir brauchen Hilfe dort, wo die Not entsteht – also in allen Regionen Oberbayerns“, lautete die Kernforderung der Veranstalter. Der Fachtag knüpfte an die Konferenz in Freising an, bei der 2015 der Freisinger Appell verabschiedet wurde. An der aktuellen Tagung in Landsberg am Lech nahmen rund 200 Personen aus ganz Oberbayern teil. Das Treffen stand unter dem Motto: Chancen bieten, Bündnisse schaffen, Oberbayern gestalten. Es bot Akteuren der Wohnungslosenhilfe die Gelegenheit, sich mit den politischen Ebenen der vier oberbayerischen Planungsregionen und Vertretern von Bauträgern zu vernetzen. Erklärtes Ziel ist es, den lange vernachlässigten sozialen Wohnungsbau zu stützen und bedarfsgerecht Hilfsangebote für sozial benachteiligte Menschen weiter auszubauen.

Der Männeranteil beträgt rund zwei Drittel


„Wir brauchen ein sozial verträgliches und nachhaltiges Wachstum. Ein Schulterschluss aller Kräfte für Menschen in Not ist erforderlich, wir müssen Hilfsangebote schaffen und bezahlbare Wohnungen bauen“, forderte Oberbayerns Bezirkstagspräsident Josef Mederer. „Das ist die Voraussetzung dafür, dass niemand an den Rand gedrängt wird.“ Während des Fachtags zeigte sich, dass in der Wohnungslosenhilfe besonders großer Nachholbedarf besteht. Laut einer Erhebung von 2014 waren 7200 Menschen in Oberbayern wohnungslos; seither ist ein dramatischer Anstieg zu verzeichnen. 71 Prozent sind alleinstehend; der Männeranteil liegt bei rund zwei Drittel, der Anteil der Kinder und Jugendlichen bei zirka 18 Prozent.

Fast 40 Prozent der wohnungslosen Menschen lebt mehr als zwei Jahre in einer Notunterkunft, da die Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe völlig ausgelastet sind. Dank der therapeutischen Angebote in Häusern der Wohnungslosenhilfe stabilisieren sich die meisten Bewohner im Laufe von 24 Monaten soweit, dass sie wieder in einer eigenen Bleibe leben könnten. Doch weil sie keine Wohnung auf dem freien Markt finden, können sie die stationäre Unterbringung nicht verlassen – mit der Folge, dass das System überlastet ist.

Aktuell gibt es in Oberbayern rund 1200 Plätze in stationären Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe, die der Bezirk mit rund 20 Millionen Euro pro Jahr fördert. Auffällig ist, dass Wohnungslose besonders auf dem Land einen schweren Stand haben. Die genannte Bestandserhebung hat dies jetzt bestätigt: In 16 von 23 Landkreisen und kreisfreien Städten gibt es keine ambulanten und/oder stationären Hilfsangebote für wohnungslose Menschen. Über 80 Prozent der stationären Plätze konzentrieren sich auf die Landeshauptstadt München sowie den Landkreis Weilheim-Schongau und die Stadt Rosenheim. „Das halte ich für nicht hinnehmbar“, sagte Bezirkstagspräsident Mederer. „Wohnungslosigkeit entsteht auf dem Land genauso wie in der Stadt. Deshalb brauchen wir mehr Hilfsangebote – flächendeckend in allen Regionen Oberbayerns.“
(Constanze Mauermayer)

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