Kommunales

Um Adebar zu helfen, muss vor allem sein Lebensraum erhalten werden. Nur wo es noch Flussauen und Feuchtwiesen gibt, haben Weißstörche – und ihm als Nahrung dienende andere Tierarten – eine Überlebenschance. (Foto: dpa)

09.03.2018

Nur eine Verschnaufpause für Adebar

Im vergangenen Jahr gab im Freistaat so viele Weißstörche wie seit Jahrzehnten nicht – aber die Gefahren bleiben

Ende der 1980er Jahre gab es in Bayern gerade noch 58 Weißstorch-Brutpaare in Bayern. Das Aussterben der Vogelart wurde befürchtet. 1984 wurde daher das Weißstorch-Schutzprogramm gestartet – mit Erfolg, denn offenbar geht es den Störchen besser. Eine Einstellung des Programms birgt trotzdem Risiken.

Um Adebar zu helfen, muss vor allem sein Lebensraum erhalten werden. Nur wo es noch Flussauen und Feuchtwiesen gibt, haben Weißstorch – und ihm als Nahrung dienende andere Tierarten – eine Überlebenschance. 2017 hat sich das Bild gewandelt: „Es gab wieder 490 Brutpaare in Bayern“, berichtet Sigrid Peuser, dazu noch viele Einzelstörche. Der Weißstorch gilt in Bayern als nicht mehr existenzbedroht. Konsequenz: Das Artenhilfsprogramm wird eingestellt.

Haben die Umweltschützer in Bayern also alles richtig gemacht? Ohne das Engagement der vielen freiwilligen Storchenbetreuer schmälern zu wollen, verweist Peuser, darauf, dass es vor allem unter den sogenannten Westziehern – das sind die Störche, die über die iberische Halbinsel und die Meerenge bei Gibraltar in ihre Winterquartiere nach Afrika ziehen – einen erfreulichen Zuwachs gab. Bei den Ostziehern – also den Vögeln, die über den Balkan und den Bosporus bis nach Ostafrika fliegen – hält sich der Zuwachs dagegen eher in Grenzen. Die Grenze zwischen Ost- und Westziehern verläuft ziemlich genau von Bamberg über Nürnberg bis Augsburg quer durch Bayern.


Vor allem in Mittelfranken und Schwaben deutliche Anstieg

Vor allem in Mittelfranken und Schwaben zeigen die Statistiken des Landesbunds für Vogelschutz deshalb einen deutlichen Anstieg der Brutpaare. In der Sahelzone in Westafrika ließ Anfang dieses Jahrhunderts die extreme Trockenheit nach, die Vögel fanden bessere Nahrungsquellen. Noch dazu ziehen viele Störche gar nicht mehr bis Afrika. In Spanien gibt es mittlerweile viele Reisfelder. Im Schlamm der Felder fressen Störche eine eingeschleppte amerikanische Krebsart – eine beliebte Nahrungsquelle. Außerdem gibt es in Spanien viele Mülldeponien, die von den Störchen genutzt werden. Deshalb kommen zur Zeit viele kräftige, gut genährte Vögel aus ihren Winterquartieren nach Bayern zurück und brüten hier.

Zur Bestandserhaltung müssten mindestens zwei Junge erfolgreich aufgezogen werden. Diese Zahl wird weiterhin nicht erreicht. Da aber aus Osteuropa zusätzlich weitere Vögel nach Bayern zuwandern, wuchs in den letzten Jahren die Population deutlich an. Expertin Peuser warnt daher: „Wir müssen den Lebensraum der Störche erhalten und schützen.“ Ein Brutpaar braucht rund 200 Hektar, davon vor allem feuchte Wiesen.
Durch die anhaltende Intensivierung der Landwirtschaft, die Umwandlung von Grünland in Ackerflächen gehen solche Flächen aber verloren. Noch dazu werden die verbliebenen Wiesen häufiger gemäht und die Landwirte verringern gezielt die Gräservielfalt. Dies wiederum führt dazu, dass weniger Insekten und Kleintiere – die Beute der Störche – in den Wiesen lebten.

Wer übrigens im zu Ende gehenden Winter Störche beobachtet hat, die hier überwinterten, muss sich um die Tiere keine großen Sorgen machen. „Es gab nicht allzu lange eine hohe, geschlossene Schneedecke, die Tiere konnten also ganz gut überleben“, beruhigt Peuser die Vogelfreunde. Außerdem kann er auch im Winter immer noch in wärmere Gebiete ausweichen. Der Storch steht also nicht mehr auf der Roten Liste, es bleibt aber noch viel zu tun. Der Landesbund für Vogelschutz setzt sein Monitoring – also die Beobachtung des Bestands – weiter fort. (Gustav Norgall)

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