Kommunales

Die Jennerbahn am Königssee kann deutlich mehr Menschen transportieren als ihre Vorgängerin. (Foto: Berchtesgadener Bergbahn AG/dpa)

25.01.2019

Rot-weiß-rote Erfolge im weiß-blauen Alpenparadies

In Bayerns Wintersportorten entstehen neue Seilbahnen und Hotels – immer öfter unter österreichischer Führung

Österreichische Unternehmer investieren vermehrt in Bayerns Wintersportregionen, etwa im Raum Berchtesgaden. Dabei geht es längst nicht nur um Hotels. Kommunalpolitiker und Bevölkerung sehen einzelne Projekte als Bereicherung, bei anderen überwiegt die Skepsis.

Die Premiere war zwar nur eine halbe, aber offensichtlich dennoch erfolgreich. Knapp 12 000 Besucher kamen im August vergangenen Jahres zum ersten Betriebstag der neuen Jennerbahn am Königssee. Erleben konnten sie die Fahrt der Zehnerkabinen von der Talstation unweit des Ufers des Königssees bis zur Mittelstation auf 1200 Metern. Die zweite Sektion bis zur Bergstation auf 1800 Metern wird erst 2019 in Betrieb genommen, da Konflikte mit Umweltschützern wegen der Birkhuhnbalz für Verzögerungen sorgten.

Die neue Bahn löst damit einen ziemlich antiquierten Vorgänger ab, der bereits 1953 in Betrieb genommen wurde. Die Kapazität verdreifacht sich: von 500 auf 1500 Personen pro Stunde. Anstelle der alten, engen Doppelsitze, die um 90 Grad verdreht zur Fahrtrichtung standen, gibt es nun Platz für Kinderwagen, Rollstühle, Fahrräder und Hunde.

Über eine Erneuerung der Jennerbahn wurde schon viele Jahre diskutiert, fehlte es allerdings an bereitwilligen Investoren. Das änderte sich, als sich österreichische Unternehmer der Jennerbahn annahmen. Der Hotelier Peter Hettegger aus Großarl im Salzburger Land, der bereits mit dem Neubau des Hotels Edelweiß in Berchtesgaden für Akzente sorgte, und die beiden Bauunternehmer Georg Hinterleitner aus St. Johann im Pongau und Martin Harlander aus Schwarzach halten deutlich über 50 Prozent an der Berchtesgadener Bergbahn AG, dessen Vorstand Michael Emberger ebenfalls aus dem Salzburger Pongau stammt. Zur Seilbahn werden auch Tal-, Mittel- und Bergstation erneuert inklusive modernisierter gastronomischer Angebote. Das ist das Aufgabengebiet der Jenner-alm GmbH, einer Tochtergesellschaft der BBAG, deren Geschäftsführer der Chef des Hotels Edelweiß, Thomas Hettegger, ist.

Mittlerweile ziemlich bekannt im Berchtesgadener Land ist Michael Harlander, Inhaber der Harlander Baumanagement GmbH, und eben einer der drei Investoren. Harlander plant weitere Großprojekte in unmittelbarer Nähe zur neuen Seilbahn. Nur wenige hundert Meter entfernt, am Königsseeufer bei der Anlegestelle der Schifffahrt, soll ein großer Hotelkomplex entstehen. Das aktuelle Arrangement aus Kneipen und Souvenirläden ist alles andere als ein architektonisches Schmuckstück. Dort sollen demnächst mehrere Hotels mit insgesamt über 500 Betten mit einem Investitionsvolumen erbaut werden, das im hohen zweistelligen Millionenbereich liegen soll. „Das befindet sich derzeit noch mitten in der Planungsphase und wird im April bei der nächsten Bürgerversammlung vorgestellt,“ sagt die stellvertretende Bürgermeisterin von Schönau, Elisabeth Rasp.

Das Konzept des beauftragten norwegischen Architekturbüros sieht keine geschlossene Hotelanlage sondern ein neues Ortszentrum vor. Neben einem Viersterne-Superior-Hotel und einem Hotel für jüngeres Publikum sollen ein Restaurant, ein Gasthaus sowie ein Sportgeschäft und eine Markthalle dazugehören und auch für Einheimische und Tagesgäste zugänglich sein. Die Kommunalpolitik ist sich weitgehend einig, dass dieses Projekt eine Bereicherung wird. Nicht ganz so eindeutig ist es bei einem anderen Projekt von Harlander.

Am Südrand von Berchtesgaden, in Nachbarschaft zu „Haus der Berge“, erwarb er ein 6000 Quadratmeter großes Grundstück inklusive der verlassenen Villa Schön, um dort vier Häuser mit 26 Wohnungen zu errichten. Die vermuteten hohen Preise der Eigentumswohnungen nehmen Kritiker zum Anlass, einen Ausverkauf der Heimat zu befürchten. Andererseits, so ein Kommunalpolitiker, stand die Villa drei Jahre zum Verkauf, hat sich kein Interessent dafür gefunden.

Große Pläne westlich am Sudelfeld

Große Pläne gibt es auch weiter westlich am Sudelfeld. Dort hat sich bereits 2013 der erfolgreiche Unternehmer Anton Pletzer aus Hopfgarten in Tirol an der Liftgesellschaft mit 24,9 Prozent beteiligt. „Er hätte auch gerne mehr übernommen, aber dann hätten wir Probleme mit der staatlichen Förderung bekommen“, sagt Egid Stadler, Geschäftsführer der Liftgesellschaft. Und diese Fördermittel waren notwendig für die Modernisierung des Skigebiets mit neuen Liften und Beschneiungsanlagen. Pletzer plant für 2019 den Bau eines neuen Familien-Hotelbetriebs anstelle des bestehenden ehemaligen Erholungsheims der AOK in direkter Nähe zum Bahnhof.

Bereits in Hopfgarten hat Pletzer ein Familotel realisiert, das auf Familientourismus spezialisiert ist. 66 Zimmer wird demnach das Viersternehaus in Bayrischzell haben, das laut Plan zu Weihnachten 2019 eröffnen soll. Geheizt wird das Hotel mit Wärmepumpen, die von Pletzers eigenem Unternehmen IDM Energiesysteme produziert werden.

Für den Tourismus in Bayrischzell und am Sudelfeld und auch für das neue Hotel nicht ganz unwichtig ist derzeit noch die Frage der Anbindung zum Skigebiet. Die Pläne, direkt am Bahnhof für die ankommenden Gäste eine neue Seilbahn zu realisieren, die direkt ins Skigebiet führt, und den Uralt-Lift an der Sudelfeldstraße am Ortsrand ablöst, sind offensichtlich zum Scheitern verurteilt. „Da gibt es viele Widerstände von Anwohnern“, beklagt Liftbetreiber Egid Stadler.

Dass das grenzüberschreitende Tourismusgeschäft funktionieren kann, das zeigt das Beispiel von Reit im Winkl. Das traditionsreiche Skigebiet auf der Winklmoosalm und der Steinplatte teilen sich die Gebrüder Hans und Josef Höflinger von der bayerischen Winklmoosalm und Andreas Brandtner auf der Steinplatte auf der Tiroler Seite oberhalb von Waidring. Um mehr Gäste aus dem Norden ins Skigebiet zu bringen, investierte die Familie Brandtner vor rund neun Jahren in eine Seilbahn von Seegatterl auf der bayerischen Seite. Bis dahin mussten Wintersportler mühsam mit Skibussen hinauf zur Alm transportiert werden. Seit vergangenem Jahr gibt es dazu passend auch einen Liftverbund. Die Drei-Länder-Freizeitarena umfasst 13 Skigebiete mit 171 Pistenkilometern auf der bayerischen, Salzburger und Tiroler Seite. (Georg Weindl)

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