Kultur

Gerade weil sie verhüllt sind, wecken diese Figuren eine neue Sicht auf die Exponate im Museum. (Foto: Oberammergau Museum)

10.06.2022

Christo lässt grüßen

Das Oberammergau Museum gibt sich ungewöhnlich verhüllt während der Passionsspiele

Dorfstraße 8 in Oberammergau: Wird das schöne, alte Museum dort renoviert? Ausgerechnet während der Passionsspielzeit? Man setzt sich am besten erst einen Moment unter das Geäst direkt gegenüber vom Eingang, der wie ein düsteres Loch in diese eigenartige Ummantelung führt. Dann entdeckt man nämlich mit der Zeit, dass diese Hülle aus unzähligen Hemden und sonstigen Stoffresten in verschiedensten Blautönen besteht.
Man kennt vielleicht schon die Vielfalt der Sammlungen, all die Passionsspiel-Szenenbilder aus vergangenen Jahrzehnten, die das Museum beherbergt. Jetzt ist es diese neue Haut um diesen Quader, die ein bisschen Erinnerung an Christo weckt und die in die Ausstellung (Im)Materiell. Stoff Körper Passion lockt. Die lange Pause zwischen den Teilen der Passionsspiel-Aufführungen lohnt einen Abstecher, um diese Aufbereitung von alten Textilien und Erinnerungen anzuschauen.

Bei der von Constanze Werner kuratierten Ausstellung, die eben nicht erst im Innern des Museums beginnt, geht es nicht um die Kostbarkeit der Kostüme, die Stefan Hageneier schon vor zwei Jahren für die dann abgesagten Passionsspiele aufwendig hatte anfertigen lassen, sondern um das, was von 2010 bis 2020 an eher profanen Resten übrig geblieben war. Die reichen, um auch über die drei Stockwerke des Museums das Außergewöhnliche zum Thema zu machen: Verhüllungen, Verfremdungen für das, was man sonst in einem Museum erwartet, besonders aber das Alltägliche, Laienhafte, das, was man jeden Tag trägt.

Vieles aus den Beständen des Museums knüpft daran an: die Kunst der Oberammergauer Schnitzer, die meist religiösen Themen, es gibt Hinterglasbilder dazu und besonders Objekte, die durch ihre Luzidität und Lichtverhältnisse bestechen – in einer besonderen Ästhetik, als innovativer Einfall aus altem Material.

Genauso wie die Texte und die Musik der Passionsspiele immer wieder verändert und an die Zeitläufte, den Zeitgeschmack angepasst werden, will diese Ausstellung den Vergangenheitsaspekt thematisieren.

Dieser von der Dorfstraße an die Seite verlegte Eingang irritiert und lässt die Besucher*innen zunächst im Unklaren, worauf sie sich bei dieser Schau einlassen. Ums Verhüllen und Verkleiden, ums Entstehen und Verschwinden, um manchen Verfremdungseffekt geht es in allen Stockwerken des Museums. Das provoziert eine persönliche Stellungnahme – wie auch im Passionsspiel. Und wenn am Ende der Passionsspielzeit abgebaut wird, kann man die schon vorher verkäuflichen stoffbespannten Platten mit nach Hause nehmen. (Uwe Mitsching)

Information: Bis 2. Oktober. Dorfstraße 8, 82487 Oberammergau. Aktuelle Öffnungszeiten unter www.oberammergaumuseum.de

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