Kultur

Die Leiterin des Bamberger Marionettentheaters, Marta Famula, kann die Puppen bald im Barockflügel von Schloss Geyerswörth tanzen lassen. (Foto: Andreas Reuss)

28.04.2023

Die Puppen tanzen bald im Rathaus

Das Bamberger Marionettentheater zieht um und bekommt ein neues Konzept

"Puppen sind wir, von unbekannten Gewalten am Draht gezogen“, sagte jüngst die Titelfigur in Georg Büchners Drama Dantons Tod auf der Bühne des Bamberger E.T.A. Hoffmann Theaters. Das könnte auch auf die Puppen des unweit gelegenen Marionettentheaters übertragen werden, freilich im positiven Sinn, wenn sie von kunstfertigen Gewalten geführt und gezogen werden.

Leider war der Betrieb der kulturgeschichtlich wertvollen Spielstätte in den letzten Jahren in eine Krise geraten. Die gar nicht so unbekannten Gewalten waren Probleme beim Trägerverein, die Corona-Pandemie und die anstehende Sanierung des Gebäudes, das außerdem aufgrund seiner Bestimmung innerhalb einer Stiftungin Zukunft nicht mehr für das Marionettentheater zur Verfügung steht. Die folgende Suche nach einer neuen Unterkunft beschwor fast den Untergang des ganzen Unternehmens herauf, da eine Zwischenlösung angedacht war, die einen zweimaligen Umzug zur Folge gehabt hätte. Das hätte die hochempfindliche Bühnentechnik nach Meinung der Betreiber*innen wohl nicht überlebt.

Als rettender Engel trat schließlich der Bamberger Finanzreferent Bertram Felix auf die Bühne, der den leer stehenden Barockflügel des Rathauses Schloss Geyerswörth ins Spiel brachte. An seine Seite trat die neue Leiterin des Marionettentheaters, Marta Famula, eine promovierte Germanistin und Bamberg-Kennerin mit Leidenschaft für die Kulturgeschichte im Allgemeinen und das Theater im Besonderen. Zusammen mit dem Kulturreferat und dem zugehörigen Kulturamt ging sie daran, für den Stadtrat ein neues Betriebs- und Finanzierungskonzept auszuarbeiten, das die anstehenden Investitionen rechtfertigen und Dauerhaftigkeit garantieren sollte.

Im Hintergrund agierten zusätzlich kreative Freunde und einzelne Mitglieder aus dem Theatervorstand, die unter anderem mit ihrer Fachkenntnis aus dem Wirtschafts- und Finanzbereich diesen Aspekt des Konzepts perfektionierten und darüber hinaus großzügige finanzielle Unterstützung gewährten. Kein Wunder, dass der Bamberger Stadtrat das Konzept Ende März vehement und einstimmig befürwortete.

Die Umbauarbeiten am Barockflügel des Rathauses Schloss Geyerswörth haben begonnen, auch bei deren Finanzierung erwies sich die Findigkeit des Finanzreferats als Segen: Von den Kosten in Höhe von wohl 9,8 Millionen Euro sind vonseiten der Stadt aufgrund von Zuschüssen nur 1,1 Millionen Euro zu berappen.

Neue Touristenattraktion

Die neue Spielstätte liegt, anders als die bisherige in der Unteren Sandstraße, absolut zentral und direkt neben der Tourist-Information. So können neben Einheimischen auch Gäste der Stadt beworben werden. Alle werden im leicht zugänglichen Erdgeschoss mit Ausstellungsräumen angelockt, das Obergeschoss mit dem Publikumsraum wird – im Unterschied zur jetzigen Heimstatt – auch mit einem Aufzug erreichbar sein.

In den Ausstellungsräumen werden unter anderem die wertvollen Sammlungen zu sehen sein, die noch auf den Theatergründer Klaus Loose zurückgehen: historische Papiertheater und Spielzeuge aller Art. Auch der Bezug zur Stadtgeschichte wird eine Rolle spielen. Im Zentrum steht das Wirkenlassen einer Art Realillusion: Puppen sind wir, von der eigenen, oft unbekannten Phantasie am Draht gezogen. Gibt es etwas Menschlicheres? (Andreas Reuss)

Abbildung:
Das Marionettentheater findet eine neue Heimstatt im Barockflügel von Schloss Geyerswörth. (Foto: Stadt Bamberg/Steffen Schützwohl)

 

 

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