Kultur

Das Museum Lothar Fischer präsentiert Chillidas Arbeiten in einer wohldurchdachten Inszenierung, die das Ineinandergreifen von Form und Raum sinnfällig verdeutlicht. (Foto: Museum Lothar Fischer)

15.11.2013

Die Zeit hören

Eduardo Chillida im Museum Lothar Fischer in Neumarkt/Opf.

Durch die Stahlplastik Berlin vor dem Bundeskanzleramt ist der baskische Bildhauer Eduardo Chillida (1924 bis 2002) in Deutschland einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden. Mehr von ihm ist jetzt in einer Retrospektive in Neumarkt zu sehen.
Chillida hatte eine Vorliebe für deutsche Kultur, las Hölderlin, Goethe und Schiller, beschäftigte sich mit der Philosophie Martin Heideggers und verehrte die Musik von Johann Sebastian Bach. Eine Hommage an den Komponisten mit elf Tuscheblättern, geschnitten und gezeichnet, gibt Zeugnis von dieser Verehrung und der Auffassung Eduardo Chillidas von Musik als gehörter Zeit im Raum.
Die Ausstellung unter dem Motto des Bildhauerzitats Ich stelle nichts dar, ich frage ist eine Sternstunde. Rund 50 Arbeiten wurden zusammengetragen, die den Bildhauer in seiner ganzen Ausdrucksvielfalt zeigen. Chillida konnte sich für viele Materialien begeistern: Ton, Stahl, Eisen faszinierten ihn genauso wie dicker Filz und handgeschöpfte Papiere.
Weil sich in seinem Werk alles um den Raum dreht, den er auch auf dem Papier nicht anders denken konnte als dreidimensional, sind seine Papierarbeiten besonders faszinierend: gezeichnet und geschnitten, greifen sie in die dritte Dimension. Sie lassen sie zu einem eigenständigen Werkblock zusammenfassen, weil Chillida die Beschäftigung des Bildhauers mit der wechselseitigen Beeinflussung von Material und Raum als sein Kernthema belegt. Beides greift hier unausweichlich ineinander auf eine vorher nie so gesehene Weise.
Wie sehr diese Symbiose der Volumina Chillida zeitlebens beschäftigt hat, lässt sich an den blockhaften Terrakotten, oft mit schwarzem Kupferoxid markant räumlich bezeichnet, spannungsvoll nachverfolgen. Diese Werkgruppe, die hier ausgewählt wurde, um die Unterschiede zu Lothar Fischers Arbeitsweise aufzuzeigen, war bisher noch nicht oft zu sehen. Chillida mischte dem Ton Schamotte bei, was das rostig-raue Erscheinungsbild und die kompakte Volumenwirkung hervorruft.
Das Ineinandergreifen der Formen wird in der wohldurchdachten Präsentation einsichtig durch ein singuläres Blatt, das eine Sitzende Figur wie eingepasst und hineinkonstruiert in einen Block zeigt. Hier wird klar: Die Form entsteht aus dem Raum. Das ist die Denkweise des Architekten – der Chillida ja auch war, bevor er sich der Bildhauerei widmete.
In der Ausstellung sind mehrere plastische Studien und vorbereitende Arbeiten auf Papier für sein Hauptwerk zu sehen: die Windkämme in der Bucht seines Geburtsortes San Sebastian, die hinausgreifen auf den Atlantik. Und, nicht zu vergessen, ein Gruß an Giacometti, der dessen einsame Figuren auf weiten Plätzen zitiert und auf eine ganz zauberhafte Weise anspielt auf die hohen, schlanken Stelen und schweizerischen Türmchen aus der Heimat des verehrten Kollegen.
(Ines Kohl)
Bis 12. Januar. Museum Lothar Fischer, Weiherstraße 7a, 92318 Neumarkt.
Mi. bis Fr. 14 – 17 Uhr, Sa./So. 11 – 17 Uhr. www.museum.lothar-fischer.de

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