Kultur

„Hank“ Bukowski im Jahr 1966. (Foto: Charles Bukowski Gesellschaft)

18.07.2014

Distanz zum bürgerlichen Denken

Charles-Bukowski-Ausstellung in Sulzbach-Rosenberg

Du weißt, dass Du es geschafft hast, wenn man Dir zu Ehren zum 60. Geburtstag eine Sonderfüllung Chardonnay auf Flaschen zapft. Hank hat’s geschafft. Und jetzt liegt sie da, eine der Bouteillen, die seinerzeit Charles Bukowski zum runden Geburtstag gewidmet worden waren, unter einem Glassturz, zusammen mit anderen Devotionalien, die an den alten Hank erinnern sollen.
Das Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg und die Charles-Bukowski-Gesellschaft erinnern unter dem Titel All About Hank mit einer Ausstellung an den amerikanischen Autor, der am 16. August 1920 in Andernach geboren wurde und am 9. März 1994 in Los Angeles starb.
Charles „Hank“ Bukowski gehört zu jenen Autoren, von denen oft mehr Bilder als Texte in Erinnerung sind. Teils, weil er sich gern selbst stilisierte, teils, weil man aus ihm eine Projektionsfläche gemacht hat. Einen Mythos. Die Ausstellung zeigt diese Brechungen und Missverständnisse, um behutsam Konturen des Eigentlichen erkennbar werden zu lassen: Des Autoren, dessen höchstes Ziel ein authentischer, ein ungeschönter Ton war.

„Dirty old man“

1960 war Bukowski mit dem Gedichtband Flower, Fist and Bestial Wail herausgekommen, seine erste Veröffentlichung. Danach schrieb er Buch um Buch, auch Kolumnen für Zeitschriften von Underground-Magazinen bis zum Playboy. Irgendwann geschah dann unversehens die Trennung von Person und Text. Wenn man von dem großartigen Lyriker absah, lag schnell das eher zum Schlichten neigende Abziehbild des „dirty old man“ nahe. Vieles von der heute eher absonderlich anmutenden Rezeptionsgeschichte Bukowskis in der Bundesrepublik der 70er und 80er Jahr kann man in der Ausstellung studieren.
Dagegen zeigen zahlreiche Fotografien den „wirklichen“ Hank – oder zumindestens jenen Hank, als den er sich selbst sah. Es gibt großartige Fotos mit Freunden wie Sean Penn und Madonna. Bukowski alleine. In der Küche. Beim Biertrinken, beim Lesen. Oder im trauten Miteinander mit Faye Dunaway und Mickey Rourke während der Dreharbeiten zum Film Barfly, dessen Drehbuch er geschrieben hatte. Diese Bilder sind wie seine Texte ganz nah dran: Bukowski beschrieb seine Zeit, seine Lebensumstände – und fand es gut, sich aus den bürgerlichen Produktionsprozessen und Denkschemata möglichst herauszuhalten. (Christian Muggenthaler)
Bis Dezember. Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg, Rosenberger Straße 9, 92237 Sulzbach-Rosenberg. Di. bis Fr. 9 – 17 Uhr, So. 14 – 17 Uhr.
www.literaturarchiv.de

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