Kultur

Eine dramatische Morgenstimmung wählte Wilhelm Schirmer für die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies. Seinen Zyklus lässt er mit dem Tod Abrahams zu später Abendzeit enden. (Foto: Museum Georg Schäfer)

17.04.2015

Dramatisches Gotteswirken

Das Museum Georg Schäfer zeigt den Genesis-Zyklus des fast vergessenen Wilhelm Schirmer

Stimmungsvolle Landschaften mit Bäumen und weithin unberührter Natur trugen für Johann Wilhelm Schirmer (1807 bis 1863) theologische Aussagen in sich. Der gläubige Lutheraner wollte die Genesis des Alten Testaments veranschaulichen – und tat dies in 26-teiligen Bildfolgen, als Zyklus von Kohlezeichnungen (später fotografisch reproduziert) und Ölgemälden. Das Schweinfurter Museum Georg Schäfer besitzt mit Ausnahme eines Werks den vollständigen Gemäldezyklus. Diesen zeigt es nun zusammen mit Zeichnungen (Leihgaben aus Karlsruhe), frühen Skizzen und anderen Landschaftsbildern Schirmers.
Der heute fast vergessene Künstler war, nach Lehrjahren in Düsseldorf und früher Berufung zur Professur in Düsseldorf und Karlsruhe, seinerzeit renommiert. Dass man sich trotzdem nicht mehr an ihn erinnert, mag an seinen Sujets liegen. Er schuf in der Hauptsache idyllische Landschaften – Menschendarstellungen oder Porträts lagen ihm nicht.
Seine frühen Zeichnungen, etwa von Italienreisen, zeigen ihn als feinsinnigen Realisten mit romantischem Einschlag; später erlangte er große Anerkennung durch seine idealen Landschaften. Diese Bilder sind oft belebt durch große Bäume oder knorrige Äste; intensive Morgen- und Abendstimmungen unterstreichen den symbolischen Gehalt, ebenso Ausblicke in Ebenen oder auf Berge. Alle diese Gemälde sind im Atelier entstanden, zusammengesetzt aus Bildelementen, die Schirmer quasi vorrätig hatte. Personen oder Tiere kommen in seinen Bildern nur klein, in geringer Anzahl oder von Ferne gesehen vor. Teilweise entnahm Schirmer, im Bewusstsein der Defizite, bei seinen Menschendarstellungen die Figuren für seinen Gemäldezyklus dem Genesis-Buch mit den Holzschnitten von Julius Schnorr von Carolsfeld – mit dessen ausdrücklicher Erlaubnis. Eines unterscheidet ihn jedoch von diesem: Er brachte Gott nie ins Bild. Dessen Wirken drückte sich vielmehr aus in der Natur, im Licht, in der Schöpfung. Manchmal spielt Schirmer an auf religiöse Emblematik: etwa auf den guten Hirten bei Abel mit dem Schaf, auf die Trinität bei den drei Gestalten bei der Verheißung Isaaks.
Schirmers Zyklus beginnt mit dem lichtdurchfluteten Paradies als Frühlingsmorgen, als Adam und Eva in die aufgehende Sonne schauen, und er endet mit Abrahams Tod im Herbst, am späten Abend. Auf den Bildern breitet sich meist eine waldreiche Landschaft aus, mit Ausnahme der Not und Rettung von Hagar in der Wüste und der stürmischen, dramatischen Sintflut. Schirmer hielt sich mit seiner biblischen Landschaftsfolge streng an die Lutherworte – legte diese aber eher als träumerisch verklärende Bilderzählung aus. (Renate Freyeisen) Bis 24. Mai. Museum Georg Schäfer, Brückenstraße 20, 97421 Schweinfurt. Di. bis So. 10 – 17 Uhr, Do. 10 – 21 Uhr. www.museumgeorgschaefer.de

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