Kultur

Die vollbesetzte neue Isarphilharmonie beim Eröffnungskonzert. (Foto: Robert Haas)

11.10.2021

Großer Gewinn für die Musik- und Kulturmetropole München

Die Eröffnung der neuen Isarphilharmonie in München

Alle waren da. Die Landeshauptstadt München wurde durch ihren Oberbürgermeister Dieter Reiter vertreten. Für den Gasteig hat Geschäftsführer Max Wagner eine Rede gehalten. Nur einer blieb dem feierlichen Abend fern: Ministerpräsident Markus Söder. Offenbar hatte er wichtigeres zu tun, als die Eröffnung der Isarphilharmonie im Münchner Stadtteil Sendling zu besuchen. Dabei geht von ihr ein starkes Signal aus.

In nur eineinhalb Jahren Bauzeit ist der neue Konzertsaal entstanden: pünktlich und ohne das Budget von 40 Millionen Euro zu überschreiten. Gleichzeitig entsteht hier ein vielfältiges Kultur-Quartier:: Das gesamte Areal „Gasteig HP 8“ wird während der Gasteig-Sanierung nicht nur die Münchner Philharmoniker beheimaten.Auch die Stadtbibliothek, die Volkshochschule sowie Teile der Hochschule für Musik und Theater sollen bis März 2022 sukzessive Gebäude beziehen. Am vergangenen Freitag eröffnete zudem in unmittelbarer Nähe das neue Münchner Volkstheater. Für den ganzen „Gasteig HP 8“ wurden 70 Millionen Euro ausgegeben.Niemand kann glauben, dass die Isarphilharmonie nach der Gasteig-Sanierung abgebaut wird - auch nicht OB Reiter. In seiner Eröffnungsrede hatte er eine „leise Vorahnung, dass uns dieses Interim relativ lange erhalten bleiben“ werde. Die Modulbauweise der Konstruktion im Neubau lässt beide Optionen zu.

Im platzsparenden Profil der Isarphilharmonie offenbarten sich bei der Eröffnung am zurückliegenden Wochenende indessen auch Grenzen. Bis zu 1956 Plätze zählt der Saal. Bei vollem Haus wird es schon im Foyer der denkmalgeschützten Trafohalle ziemlich eng. Es dauert zudem eine lange Weile, bis das Publikum in oder aus dem Saal gelangt. Bei den Durchgängen zwischen Alt- und Neubau staut es sich. Dieser chronische Platzmangel setzt sich im Backstage-Bereich fort. Dort ist nicht zuletzt die Anzahl der Stimmzimmer und Garderoben für die Musiker reduziert.

Überdies reichen die Verhältnisse im Konzertsaal selber nicht aus, um beispielsweise ein riesenhaft besetzte Mahler-Sinfonie aufzuführen. Auch eine Orgel wurde nicht eingebaut. Als dauerhafte Heimat für ein großes Sinfonieorchester reicht es nicht.

Dafür aber strahlt das gesamte Areal eine unerhörte Fazilität aus: eine Spielwiese für flexible Nutzungen mit unterschiedlichen Formaten. Für die Musikmetropole München ist dieses Profil ein Gewinn.

Der große Konzertsaal der Isarphilharmonie wirkt staunenswert intim, auch akustisch. Dabei offenbarte die erste Hälfte des Eröffnungskonzerts, dass der neue Saal keine Ungenauigkeiten verzeiht. Diese gab es sowohl bei der Uraufführung der postmodern-filmmusikalischen Araising Dances des Franzosen Thierry Escaich als auch in Beethovens Klavierkonzert Nr. 4 mit dem Solisten Daniil Trifonov. Bisweilen diffus und konturenlos klang es in den Streichern wie auch im Verhältnis zwischen den Bläsern und Streichern.

Dass dies den Leistungen unter Gergiev geschuldet war und nicht der Saalakustik, offenbarte sich in der zweiten Hälfte. Hier standen Henri Dutilleuxs Métaboles, Rodion Shchedrins Zapechatloynniy Angel für Chor und Solo-Flöte sowie Daphnis et Chloé von Maurice Ravel auf dem Programm. Der Philharmonische Chor schien fast schon zu schweben. Überaus klar und genau wirkte die Dynamik und Farbgebung im Orchester: wunderbar durchhörbar und warm umhüllend die Wirkung des Klangs. Das hier muss dauerhaft bleiben! (Marco Frei)

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