Kultur

Der Passauer Mäzen und Museumsgründer Hanns Egon Wörlen ist verstorben. (Foto: dpa)

18.02.2014

Ein Leben mit der Kunst

Zum Tod des Passauer Mäzens und Museumsgründers Hanns Egon Wörlen

Hanns Egon Wörlen, der 1915 in Marnheim geboren wurde, kam 1920 mit seinen Eltern nach Passau. Der Vater Georg Philipp Wörlen war Kunsterzieher, Maler und Grafiker, der junge Hanns Egon wuchs mit der Kunst auf. Er bezeichnete sich selbst scherzhaft als „ältesten Atelierdiener Deutschlands“, der dem Vater im der Werkstatt zuarbeitete und somit von der Pieke auf auch handwerklich Kenntnis im Umgang mit der Materie erwarb. Das elterliche Haus war offen für Schriftsteller, Künstler und Schauspieler, in ihrer Gesellschaft zu sein, war selbstverständlich für Hanns Georg  Wörlen. Gern wäre er selbst bildender Künstler geworden, nach den eigenen Erfahrungen ermunterte ihn sein Vater aber nicht gerade dazu. Doch die Kunst blieb lebenslang seine große Leidenschaft. So entschloss er sich zum Studium der Architektur. Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft baute er 1947 in Passau eines der größten Architekturbüros in Niederbayern mit siebenundzwanzig Mitarbeitern auf. Daneben leitete er lange Jahre die Künstlervereinigung „Donau-Wald-Gruppe“, war Mitbegründer des Kunstvereins Passau und später dessen Ehrenvorsitzender. Sein Architekturbüro arbeitete mit an der Altstadtsanierung von Passau. Im Zuge dieser Arbeiten konnte Hanns Egon Wörlen den Gebäudekomplex in der Bräugasse 17 erwerben, der aus vier Häusern besteht - sein Lebenstraum von einem eigenen Museum rückte in erreichbare Nähe. Zur Finanzierung des Mammutunternehmens gründete er die Stiftung Wörlen – Museum Moderner Kunst, in die er sein privates Vermögen und seine Sammlung einbrachte. Für die vorbildliche Sanierung des Hauses erhielt er den Deutschen Preis für Denkmalschutz – und richtete dort das Museum Moderner Kunst Passau ein, das im Sommer1990 eröffnet wurde. Mit den Jahren hat es sich einen überregionalen Ruf für hervorragende Ausstellungen im Bereich der Klassischen Moderne und der zeitgenössischen regionalen wie auch überregionalen Kunst erarbeitet und wurde wegweisend für weitere Museumgründungen in den 1990er Jahren. Für diese Leistungen wurden Hanns Egon Wörlen das Bundesverdienstkreuz und der Bayerische Verdienstorden verliehen.

Wörlens Liebe gehörte allein der Kunst

Herzstück des Museums ist die Sammlung Wörlen mit ca. zweitausend Arbeiten, mit der er seinem Vater Georg Philipp Wörlen ein Denkmal setzte, sowie viele zeitgenössische Werke und den Bestand der Donau-Wald-Gruppe, der in den letzten Jahren verstärkt aufgearbeitet wurde. Hannes Egon Wörlens Liebe gehörte allein der Kunst. „Ich habe kein Haus auf Mallorca, kein Boot am Chiemsee, und keine Freundin in Paris“, dieser Ausspruch Wörlens wurde immer wieder zitiert. Sein Lebensmotto war ein Satz von John Cage, „In der Gegenwart leben und die Zukunft erarbeiten“. Er selbst sagte „Visionen und Aufgaben muss man immer haben, sonst wird man alt“. Bis zuletzt ließ er es sich nicht nehmen, bei den Vernissagen als Redner in Aktion zu sein. Die Hochwasserkatastrophe im Sommer 2013 hatte auch das Museum schwer getroffen – das hat ihm wohl sehr zu schaffen gemacht. Am Montag, den 17.Februar ist Hanns Egon Wörlen mit achtundneunzig Jahren im Klinikum Passau verstorben. Ohne Hanns Egon Wörlen gäbe es kein Museum Moderner Kunst in Passau. Das war der Stadt 1994 die Ehrenbürgerschaft wert. (Ines Kohl)

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