Kultur

Inspiriert vom Lehrer: Alf Lechners "Ambach" (1945), ein Pastell auf Papier. (Foto: Alf Lechner Stiftung)

03.08.2018

Faszination für die Elemente

Eine Ausstellung in Ingolstadt zeigt, wie Alf Lechner von seinem Lehrer Alf Bachmann beeinflusst wurde

Im ersten Kabinett dieser großen, kahlen Ausstellungshalle hängen sie sich mit ihren Porträts gegenüber: der berühmte Stahlbildhauer Alf Lechner, dem dieses Museum in Ingolstadt gewidmet ist, und der Landschaftsmaler Alf Bachmann, der sein Lehrer war. Mehr als 50 Jahre hat Lechner diesen Bachmann überlebt, hoch dekoriert waren sie beide: Bachmann 1943 mit der Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft, 1952 mit dem Bundesverdienstkreuz, Lechner mit unzähligen Kunstpreisen und einem Platz nicht nur in der Akademie der Bildenden Künste München, sondern auch in der prominenten Reihe zwischen Serra und Chillida.

Ähnliche Landschaftsstücke

Ein paar Schritte weiter ist im Lechner-Museum Ingolstadt nebeneinander gehängt, was motivisch und bildnerisch und unter dem Ausstellungstitel Himmel Wasser Stahl die besten Vergleiche zwischen Lehrer und Schüler abgibt. Der Endpunkt wird die letzte Stahlplastik (Labyrinth) Lechners im Erdgeschoss sein – die größte Entfernung zu Bachmann.
Aber zunächst unterscheiden sich ein Sommermorgen an der Nordsee (Bachmann 1937) und ein Pastell vom Starnberger See (Lechner 1947) nicht so sehr voneinander: beides Wolkenstücke in der Tradition seit barocken Zeiten. Zu den Beziehungen zwischen Bachmann und Lechner kommen noch kunstgeschichtliche Bezüge: Man kommt um eine Turner-Beziehung wohl nicht herum bei Bachmanns Seenebel oder bei einem Regenschauer in der Abendsonne. Bei aller realistischen Darstellung: Bachmann war kein Realist, gar Naturalist, vornehmlich seine Nordseelandschaften sind fast romantische Darstellungen von Stille, Abendstimmung, strahlendem oder düsterem Licht. Auch da ist ihm Lechner gefolgt: Sonnenaufgang und Oktobermorgen sprechen Bände. Wenn man in Bachmanns Werk noch weiter zurückgeht, hat er reizende oberbayerische Idyllen gemalt (Bubele) und sich über Jahrzehnte davon nicht groß wegentwickelt (Malerin am Starnberger See 50 Jahre später).
Aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg gibt es von Lechner die romantischen Entsprechungen zu Bachmann mit Sonnenstrahlen oder Mondlandschaft, ähnlich konkreten oder erdachten Landschaften.
Man paradiert die Nachkriegsjahre von Lechner ab oder die Motivparallelen bei Bachmann (vieles davon aus norddeutschen Sammlungen), denkt fälschlich, dieses Helgoland von 1937 könnte eine Anregung für den Stahlplastiker Lechner geworden sein. Eher trifft das vielleicht auf die ganz flächigen Nordseebilder Bachmanns zu mit ihrem ineinander Übergehen von Land und Meer, von auslaufenden Wellen.
Aber dann kommt er, der bildnerische Umschwung von Alf Lechner, seine Hinwendung zum Kubismus, zum Abstrakten – gerade da war 1958 Bachmann gestorben.

Philosophischer Großvater

Es ist das erste Mal, dass (und es war Lechners ausdrücklicher Wunsch) die Werke Bachmanns umfänglich ausgestellt werden: 2500 Bilder hatte der gemalt, 55 Exponate von beiden Künstlern hängen jetzt nachbarlich in Ingolstadt nebeneinander. Und erlauben den Vergleich zwischen diesem „philosophischen Großvater“ Bachmann und seinem Schüler Lechner, die beide in Schwabing im gleichen Haus gewohnt hatten. Lechner gab zu: Bachmann habe ihn erzogen, das Denken zu lernen, die Natur zu beobachten und durch Zeichnen das Sehen zu lernen.
Die Faszination für die Elemente ist Lechner von Bachmann immer geblieben: Mit Feuer und Wasser hat er den Stahl „bezwungen“, setzte seine Arbeiten Wetter und Wind aus und schuf damit neue Kunstlandschaften. In seinen und Bachmanns Bildern zeige sich auch die barocke Kraft und die Idee der Romantik, heißt es auf Texttafeln der Ausstellung. Ob letztere nun wirklich „urdeutsch“ sei, wagt man allerdings zu bezweifeln. (Uwe Mitsching)

Information: Bis 9. September. Lechner Museum, Esplanade 9, 85049 Ingolstadt. Do. bis So. 10-17 Uhr.

Abbildungen:
Oben Alf Bachmanns „Frühlingsstürme“ (1904), unten Alf Lechners „Labyrinth“ (2007 bis 2017).    (Fotos: Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen/Schloss Gottorf, Alf Lechner Stiftung/Studio Hetzer)

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